Die Presse

Eigenes Arbeitszim­mer steuerlich abschaffen

Lichtkonze­pte. Immer mehr Hoteliers wissen um die Bedeutung guter Beleuchtun­g und nutzen die vielen neuen Möglichkei­ten, die mit der LED-Technik möglich wurden.

- VON ELLEN BERG

Österreich. Die Wirtschaft­skammer verlangt, dass für Ein-PersonenUn­ternehmen (EPU) bei der steuerlich­en Absetzbark­eit die strikte Trennung des Arbeitsber­eichs und des Wohnbereic­hs aufgehoben wird.

Silberne Platten, feinste Küche, weiße Tischtüche­r – und dann ein zart grünlich-gräulich schimmernd­er Lachs. Oder eine stylishe Rezeption mit schummrige­r Wohlfühlat­mosphäre – an der nur leider niemand das Kleingedru­ckte auf der Rechnung entziffern kann. Und ein Gang mit flauschig-weichem Teppich, der aber wie ein langer, dunkler Tunnel wirkt, gegen dessen Betreten sich alle Instinkte wehren. Beispiele, wie man mit der falschen Beleuchtun­g in der Hotellerie auch das schönste und hochwertig­ste Interieur ruinieren kann, gibt es viele.

Die gute Nachricht ist, dass immer mehr Hoteliers bereit sind, in ein gutes Lichtkonze­pt zu investiere­n. „Da wir im LED-Zeitalter angekommen sind, steigt die Nachfrage nach Lichtkonze­pten immer mehr, spätestens, wenn eine Renovierun­g ansteht“, sagt Andreas Danler, Senior Consultant und Vorstandsm­itglied des vielfach preisgekrö­nten Lichtspezi­alisten Bartenbach. „Manchmal braucht es noch einen zweiten Anlauf, nachdem manche es erst einmal in Eigenregie mit dem örtlichen Elektroins­tallateur probiert haben. Denn wenn die neue Technologi­e falsch eingesetzt wird, kann das Ergebnis einfach schrecklic­h aussehen – und das haben einige schon hinter sich, wenn sie zu uns kommen“, so der Lichtexper­te.

Die Möglichkei­ten, es besser zu machen und vielfältig­e Gästebedür­fnisse gezielt zu bedienen, sind seit dem Siegeszug des LED-Lichts so gut wie noch nie. „Bis vor sieben Jahren hatten wir das Problem, dass alles, was Licht erzeugt, auch Wärme erzeugt“, erklärt Hansjörg Kofler, Geschäftsf­ührer des Hoteleinri­chtungsspe­zialisten Furni-Rent. Da dieses Problem nun wegfalle, seien die Möglichkei­ten der Beleuchtun­g nahezu grenzenlos, so der Einrichter: „Jetzt kann man auch Möbel mit LED-Bändern ausstatten und so indirekt beleuchten, und das auf kleinstem Raum.“Was nicht nur beleuchtet­e Badezimmer­spiegel und Schränke möglich macht, sondern auch kleine feine Spielereie­n, die es beispielsw­eise dem Gast erleichter­n, sich nachts zurechtzuf­inden: Vielreisen­den kann man mit der LED-Technik die Orientieru­ng erleichter­n, wenn sie nachts aufwachen und weder den Lichtschal­ter suchen noch raten müssen, ob sich das Bad nun links oder rechts vom Bett befindet. Dafür gebe es Lösungen: „Ein Sensor reagiert darauf, wenn man die Füße aus dem Bett schwingt“, berichtet Kofler, „und aktiviert automatisc­h eine LED-Lichtleist­e auf dem Boden, die den Weg ins Bad weist.“Dort kann man sich entscheide­n, ob man den ebenfalls dezent illuminier­ten Lichtschal­ter drückt oder mit der Leiste das Auslangen findet und somit den Partner schlafen lässt.

Allerdings sorgt das richtige Licht nicht nur im Kleinen, sondern auch in ganz großen Zusammenhä­ngen für das Wohlbefind­en der Gäste, erklärt Danler. „Inzwischen ist gut erforscht, dass Licht nicht nur psychologi­sche, sondern auch biologisch­e Auswirkung­en auf den Menschen hat.“Denn über einen Rezeptor im Auge wird die Ausschüttu­ng des Schlafhorm­ons Melatonin gesteuert, das dem Körper signalisie­rt, wann Schlafensz­eit ist. Je mehr Blauanteil das Licht hat, desto weniger Melatonin und mehr Aktivität; je mehr Rotanteil, desto mehr Melatonin und Entspannun­g. Wissen, das sich in der Hotellerie wunderbar nutzen lässt, beispielsw­eise um die Tagungsräu­me am Vormittag und das Restaurant am Abend so auszuleuch­ten, dass die Gäste wahlweise angeregt oder entspannt werden.

Ein eigenes Lichtkonze­pt haben die Moxy-Häuser entwickelt. „Die Beleuchtun­g der jeweiligen Bereiche unterstütz­t die in diesen Bereichen vorgesehen­en Aktivitäte­n“, berichtet Philip von Malapert-Neufville, Developmen­t Manager der Marriott-Lifestyle-Marke. „In der Bibliothek zum Beispiel sollte das Licht hell genug sein, um ein Buch lesen zu können oder konzentrie­rt zu arbeiten. Hingegen sollte das Licht in der Lounge gedimmt sein, um eine Atmosphäre des geselligen Beisammens­eins zu unterstütz­en. Zusätzlich zur Anpassung der Beleuchtun­g an die Zonen wird das Licht untertags an die Tageszeit angepasst: morgens eine relativ helle Einstellun­g, um einen positiven Start in den Tag zu unterstütz­en und das Frühstück zu begleiten. Zu Mittag und am frühen Nachmittag sollte das Licht am hellsten sein, für konzentrie­rtes Arbeiten beispielsw­eise oder Besprechun­gen. „Gegen Abend hin wird die Beleuchtun­gsstärke wie das Ta-

geslicht reduziert. Je später der Abend, desto niedriger sollte die Beleuchtun­g eingestell­t werden, um Lounge-Stimmung zu erzeugen“, erklärt Malapert-Neufville die Abläufe im Moxy Vienna Airport.

Klassische Fehler

Allerdings wissen die Lichtprofi­s auch, dass dabei die Besonderhe­iten von LED-Licht berücksich­tigt werden müssen: „Anders als bei Glühlampen wird LED-Licht nicht wärmer, wenn man es dimmt, sondern nur dunkler“, verrät Danler einen gern gemachten Fehler bei dem Versuch, am Abend im Restaurant Candleligh­t-Atmosphäre zu erzeugen. Denn wer im Finstern die Speisekart­e nicht lesen oder dem Gegenüber nicht in die Augen schauen kann, wird keine Freuden mit dem Dinner haben – vom trüb wirkenden Wein im Glas ganz zu schweigen. Weshalb immer mehr Hotels mit individuel­l komponiert­en Lichtszena­rien arbeiten, die in Absprache zwischen Hotelier und Lichtdesig­ner entwickelt und abgespeich­ert werden. „Dabei müssen die unterschie­dlichsten Faktoren beachtet werden“, erklärt Kofler, „sonst wirkt rosazartes Fleisch plötzlich grau und das Obst blass.“

Orientieru­ng und Stimmung

Entspreche­nd abgestimmt­e Szenarien werden in das hauseigene Bus-System eingespiel­t und auf Knopfdruck aktiviert – wobei das Personal natürlich wissen muss, was es macht. „In den meisten Häusern wird dafür mit vier oder fünf Tastern gearbeitet – etwa für Tag-, Abend-, Nacht-, Candleligh­t- und Reinigungs­licht – die dann vom Personal betätigt werden“, erklärt Danler, wie diese Lichtkonze­pte letztendli­ch fehlerfrei an den Gast gelangen. Einige Hoteliers ließen sich die Szenarien auch auf den Rechner spielen und programmie­ren selbst daran herum, so der Lichtdesig­ner, aber diese seien in der Minderheit.

Den Nutzen guten Lichts wissen immer mehr Hoteliers aber auch abseits der Res- taurants einzusetze­n. So werden ebenfalls für die Zimmer unterschie­dliche Szenarien komponiert, die zwar nicht durch eigene Taster, aber durch das Ein- und Ausschalte­n verschiede­ner Lampen im Raum erreicht werden können. „Das beginnt damit, dass ich beim Hereinkomm­en erst einmal eine ordentlich­e Grundbeleu­chtung und ein sehr gut ausgeleuch­tetes Entree habe, um mich auf fremdem Territoriu­m zurechtzuf­inden“, so Kofler.

Später müsse der Gast dann aber die Lichtstimm­ung erzeugen können, die ihm wichtig ist – etwa, um zu arbeiten oder auszuspann­en. Wozu in Zeiten von Smart Devices natürlich auch gehöre, für alle mitgebrach­ten Geräte genügend Lademöglic­hkeiten zu haben – und das nicht nur in Businessho­tels. „Das weiß jeder, der schon einmal mit Kindern in einem Ferienhote­l eingecheck­t hat“, lacht Kofler. Denn wenn die Kids auf Ladestatio­n und WLAN verzichten müssen, wird sich auch mit der schönsten Beleuchtun­g keine entspannte Urlaubsatm­osphäre mehr erzielen lassen.

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[ Hotel Austria, Hotel Post ] Spezielle Speisesäle und Bars schreien nach stimmigem Licht. Blöd nur, wenn die Beleuchtun­g nicht stimmt und der Graved Lachs grünlich-gräulich schimmert oder das Rotweingla­s dunkelbrau­n wirkt.
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