Zusammenlegung der Pfarren wird dauern
Katholische Kirche. Nach Kritik verringert die Erzdiözese Wien das Reformtempo.
Wien. Kardinal Schönborn hat vor einiger Zeit angekündigt, dass in der Erzdiözese Wien 80 Prozent der etwa 660 Pfarren bis 2020 zu einer „Pfarre neu“fusioniert werden sollen. Nun wird zumindest der Zeitplan korrigiert, wenn nicht gar das gesamte Vorhaben.
Wien. Durch viele Pfarren in Österreichs bevölkerungsstärkster Diözese, der Erzdiözese Wien, geht ein Aufatmen. Sie dürfen weiter Pfarre bleiben. Müssen also doch nicht zu Großpfarren fusionieren – zumindest vorläufig nicht. Das geht aus einem zweiseitigen Schreiben des Bischofsrats hervor, das der „Presse“vorliegt.
Dieser Tage wurde das Papier an alle Pfarren und die Teilnehmer der im September 2018 abgehaltenen Diözesanversammlung versendet. Der Wermutstropfen für die Pfarren: Sie dürfen zwar in einem Pfarrverband rechtlich weiter bestehen, sie behalten daher auch ihre Pfarrgemeinde- und Vermögensverwaltungsräte. Aber: Sie verlieren formal ihren exklusiv für sie zuständigen Pfarrer, Diakon und Pastoralassistenten. Das heißt genauer: Ein Pfarrverband wird von nur noch einem Pfarrer geleitet; alle anderen Priester (und bisherigen Pfarrer) werden genauso wie Diakone und Pastoralassistenten für den gesamten Pfarrver- band ernannt und sind daher leichter versetz- und vielfältiger einsetzbar.
Damit reagieren Kardinal Christoph Schönborn und sein Team auf die nie verstummte Kritik an den Reformplänen. Zumindest das Tempo wird nun deutlich zurückgenommen. Denn ursprünglich sollten laut Vorgabe des Wiener Erzbischofs 80 Prozent seiner ungefähr 660 Pfarren bis zum Jahr 2022 zu einer „Pfarre Neu“fusioniert werden.
Eine Korrektur der Pläne
Jetzt wird der Plan dahingehend „konkretisiert“, wie es in dem Schreiben wohl eher beschönigend heißt. De facto wird zumindest der Zeitplan korrigiert, wenn nicht gar das gesamte Vorhaben. Denn es wird auch angekündigt, dass Kardinal Christoph Schönborn einen Hirtenbrief verfassen und die Leitlinien für den Reformprozess „neu überarbeiten“wird. Schon im Juli 2017 berichtete „Die Presse“unter dem Titel: „Pfarrfusionen: Zeitplan gescheitert“von Problemen.
Wörtlich heißt es in dem nun verfassten Schreiben des Bischofsrats mit dem Titel „Damit unsere Kirche lebendig bleibt“bei Punkt zwei: „Wir sind überzeugt, dass die Zukunft der Pfarren in einem größeren Miteinander liegt. Die einzelnen Gemeinden sind ein unverzichtbarer Bestandteil, dass Kirche vor Ort lebendig bleibt.“Gleichzeitig wird eingeräumt, dass es (noch immer) einen Informationsmangel bei den hauptamtlichen Mitarbeitern wie auch den Ehrenamtlichen gebe. Dem soll mit einer „Offensive“entgegengewirkt werden. Da eine Zusammenarbeit in größeren Einheiten auch die Bildung von Teams aus Priestern, Diakonen und Pastoralassistenten erforderlich mache, werde eine nicht näher ausgeführte „Leadershipkultur“erarbeitet werden.
Gezeichnet ist dieses neue Schreiben von den neun Mitgliedern des Bischofsrats unter dem Vorsitz Kardinal Schönborns. Übrigens: Die Zahl der weiblichen Mitglieder dieses höchsten Beratungsgremiums des Erzbischofs beträgt null.