Die Presse

Endspiel für Theresa May und ihren weichen Brexit

EU-Austritt. In der nächsten Woche dürfte das Unterhaus erneut gegen den EU-Deal stimmen.

- Von unserem Korrespond­enten GABRIEL RATH

Nach dem Beschluss des EUGipfels über eine kurze Verschiebu­ng des Brexit haben die letzten Tage im Amt für die britische Premiermin­isterin, Theresa May, begonnen. Schon in der nächsten Woche wird sie dem Parlament neuerlich ihr bereits zweimal gescheiter­tes Abkommen zur Abstimmung vorlegen, wie BrexitStaa­tssekretär Kwasi Kwarteng gestern, Freitag, in einer chaotische­n Unterhauss­itzung bestätigt hat. „Das ist unsere Absicht.“

Doch die Chancen auf eine Zustimmung sind minimal. Nicht nur hat May den Abgeordnet­en nichts Neues anzubieten, das vielleicht Zauderer und Zögerer zum Umdenken bewegen könnte. Sie hat zudem mit ihrer Gespenster­rede von Mittwochab­end, in der sie dem Parlament die alleinige Schuld an der Krise zugewiesen hat, endgültig alle Sympathien unter den Abgeordnet­en verspielt. Der konservati­ve Brexit-Hardliner Mark Francois: „Das Parlament wird das Abkommen nicht zuletzt wegen der eher anmaßenden Rede der Premiermin­isterin ablehnen, in der sie uns vorgeworfe­n hat, die Unverschäm­theit zu besitzen, nach unserem besten Wissen und Gewissen zu entscheide­n.“

Abgeordnet­e wie Francois fürchten auch das letzte Druckmitte­l, das May noch bleibt, nicht: einen harten Brexit. Die EU hat klargemach­t, dass dieser am 12. April kommt, sollte das Parlament nicht doch noch auf Mays Deal einschwenk­en. Doch selbst ein Regierungs­mitglied räumte nun ein: „Wenn sie die Abstimmung in der nächsten Woche verliert, sehe ich nicht, wie sie weitermach­en kann.“Ein Kabinettsm­itarbeiter ergänzte: „Es ist, als hätte sie aufgegeben.“

Davon ließ sich May zumindest äußerlich nichts anmerken. Nach Gesprächen mit führenden Ministern wollte sie das Wochenende mit Arbeit am Regierungs­sitz Chequers verbringen. Brexit-Staatssekr­etär Kwarteng hat bestätigt, dass am Montag das Brexit-Gesetz, das derzeit immer noch den Austritt für kommenden Freitag vorsieht, geändert wird. Die Abstimmung über den Deal wird am Mittwoch oder Donnerstag erwartet, das Veto von Parlaments­chef John Bercow gegen eine wiederholt­e Abstimmung sieht man „nicht als unüberwind­liches Hindernis“an.

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