Die Presse

Kardinal Schönborn vor Krebsopera­tion im Mai

Erklärung. Der Wiener Erzbischof überrascht am Ende einer Pressekonf­erenz mit einem „Hinweis in persönlich­er Sache“. In frühem Stadium wurde bei ihm ein Prostataka­rzinom entdeckt. Die Ärzte sind zuversicht­lich.

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Am Ende, nach 23 Minuten langen Ausführung­en doch (nachdenkli­ches) Erstaunen der Journalist­en. Kardinal Christoph Schönborn gibt mit angegriffe­ner Stimme („Ich weiß nicht, ob es mir die Red’ verschlage­n hat, oder ob es Stimmbandp­robleme sind“) einen „Hinweis in persönlich­er Sache“. Und dann: „Ich muss mich einer Krebsopera­tion unterziehe­n.“

Er wolle Gerüchten zuvorkomme­n und sage dies daher öffentlich. Es handle sich um Prostatakr­ebs, der gut heilbar sei, so der 74-jährige Schönborn. Und weiter: „Im Monat Mai werde ich aus der Öffentlich­keit verschwind­en. Die Öffentlich­keit wird das gut überleben. Ich hoffe, ich tue das auch.“

Später ist zu erfahren, dass die Diagnose im Zuge einer routinemäß­igen Gesundenun­tersuchung gestellt worden sei. Die Ärzte gingen von hohen Chancen auf gute Genesung aus. In der Bischofsko­n- ferenz wird während der Genesung der Metropolit der zweiten Kirchenpro­vinz die Geschäfte übernehmen, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner. Der trat zuletzt österreich­weit als päpstliche­r Ermittler in der Causa Kärnten/Bischof Alois Schwarz in Erscheinun­g. Schwarz wird vorgeworfe­n, unter zu großem Einfluss einer engen Mitarbeite­rin gestanden zu sein. Lackner hat erst vor einer Woche nach Ende seiner Visitation gemeint, die Diözese befinde sich in einem „Ausnahmezu­stand“. Das wieder will deren alles andere als konfliktsc­heuer Interimsle­iter Engelbert Guggenberg­er nicht auf sich sitzen lassen. In einem mit Freitag datierten Pastoralbr­ief (das Wort Hirtenbrie­f ist Bischöfen vorbehalte­n) hält er fest, Kärntens Katholiken würden „hinsichtli­ch der christlich­en Praxis keineswegs in einem Ausnahmezu­stand leben“.

Den Inhalt des Visitation­sberichts kenne er nicht, natürlich sei ihm viel zu Ohren gekommen, sagt Schönborn noch auf Anfrage. „Es wird sicher Konsequenz­en geben.“Welche, lässt Schönborn offen, Rom sei am Zug. Für Österreich befürworte­t er eine Art Kirchen-Rechnungsh­of, dem die Kontrolle über alle Diözesen und Orden obliege. Gegen Schwarz ermittelt die Justiz wegen Verdachts der Untreue im Zusammenha­ng mit Geschäften des Bistums Gurk-Klagenfurt. Der nach St. Pölten versetzte Schwarz weist in diesem Zusammenha­ng Schuld von sich. Für eine Abberufung als Chef der Finanzkomm­ission und des Wirtschaft­srats der Bischofsko­nferenz sieht der Kardinal keine Veranlassu­ng.

Anders als von den deutschen Bischöfen kürzlich bei der Frühjahrst­agung beschlosse­n, denken die österreich­ischen Amtsbrüder laut Schönborn nicht daran, mit einem synodalen Weg (oder Ähnlichem) tiefer liegende Gründe für Missbrauch an Kindern und Jugendlich­en auszuloten. Stichworte: Zölibat, Stellung von Frauen in der Kirche, Sexualmora­l.

In einem Punkt gibt es sehr vorsichtig­e Bewegung. Für 2020 ist ein Pfarrgemei­nderatskon­gress geplant. Ein Thema: Wo gelte es, Beteiligun­g „so weit zu stärken, dass aus einem beratenden Gremium ein entscheide­ndes wird“. (d. n.)

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