Garten, Balkon, Fenster – fünf Trends
Frühling. Der Siegeszug der Gemüsepflanzen, der Dauerbrenner Hochbeet, Trockenkünstler und was sonst noch im Garten angesagt ist. Sowie Tipps, was Hobbygärtner jetzt zu tun haben.
Es gibt keinen Zeitpunkt im Jahr, an dem die Sehnsucht nach ein bisschen Grün größer ist. Jetzt ist nicht nur (höchste) Zeit, im Garten, auf dem Balkon, der Terrasse oder sogar auf dem Fensterbrett etwas zu tun, sondern es passt auch das Wetter perfekt zum Gärtnern. „Die Presse“hat sich bei Gartenprofis nach aktuellen Trends umgehört und Tipps für Hobbygärtner eingeholt.
Gemüse statt Zierpflanzen
Ein bisschen erinnert es an die Eissorten, natürlich gibt es auch hier Jahr für Jahr neue Sorten, die Klassiker aber bleiben. Dennoch lassen sich im Eissalon ebenso wie auf dem Pflanzenmarkt gewisse Trends ablesen. „Es gibt keine Trends in dem Sinn, dass es jährlich hin und her springt. Aber was auffällt, ist, dass Gemüse immer stärker Teil des Repräsentationsgartens wird“, sagt Wolfgang Palme. Er leitet die Abteilung Gartenbau in der HBLA Schönbrunn und betreibt auch die City Farm im Augarten. Gemüsejungpflanzen haben längst andere Jungpflanzen eingeholt.
Fruchtgemüse, wie Paradeiser, Paprika und Chilis haben nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Alles, was schnell genascht werden kann, wird jenem Gemüse vorgezogen, das eine längere Zubereitung erfordert. Palme ortet generell eine große „Sehnsucht nach Natürlichkeit“. Man wolle den Garten und auch den Balkon wieder mehr erleben und genießen.
Der Gartenexperte hat auch ein paar Tipps, was derzeit zu tun ist. Jetzt ist die Zeit, um Radieschen, Salate (er schwört auf Grazer Krauthäuptel), Karotten (etwa die frühe, runde Sorte Pariser Markt), aber auch Erbsen, Zwiebeln und Pastinaken (die noch den Kältereiz brauchen) auszusäen. Wer sein Gemüsebeet noch nicht umgestochen hat, könne darauf auch einmal verzichten. „Man muss nicht jedes Mal umstechen, es reicht auch, den Boden mit einem Rechen ein bisschen aufzulockern, ihn zu lüften. Bei jedem Umstecken bringt man den Boden durcheinander“, sagt Palme.
Drinnen vorziehen kann man nun Chili, Paprika und auch Melanzani (mit nährstoffarmer Anzuchterde). Paradeiser können noch bis April warten, sie könnten sonst zu groß werden, bis man sie (nach den Eisheiligen) aussetzt.
Balkon und Terrasse
Gärtnern kann man auch ohne Garten, etwa mit Balkon, Terrasse oder auch nur einem Fensterbrett. Wolfgang Palme beobachtet ebenso wie seine Kollegin Katja Batakovic, die fachliche Leiterin von Natur im Garten, dass Seminare und Workshops für Balkongärtner verstärkt nachgefragt werden. Und: Selbst auf dem Balkon spielt (Nasch-)Gemüse eine immer wichtigere Rolle.
„Jetzt ist der ideale Moment, um weniger empfindliche Pflanzen wie Oleander, Lorbeer oder Oliven wieder hinauszustellen“, sagt Batakovic. Allerdings sollte man die im Keller überwinterten Pflanzen vorher auf Schädlinge überprüfen und diese gegebenenfalls davon befreien. Überwinterte Pflanzen sollte man generell nicht gleich in die direkte Sonne stellen. Lieber ein schattiges Plätzchen suchen oder notfalls mit Vlies (kein Plastik) abdecken. Und: Anfangs in kühleren Nächten wieder hineinstellen.
Auch Gemüse für den Balkon kann schon auf dem Fensterbrett vorgezogen werden. Selbst für jene Hobbygärtner, die weder Balkon noch Terrasse haben, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um sich den Zimmerpflanzen zu widmen. „Jetzt umtopfen und vorsichtig düngen, damit sie kräftig austreiben“, sagt Batakovic. Wobei die alte Regel, dass man Pflanzen immer in einen um etwa zehn Prozent größeren Topf verpflanzen muss, nicht immer eingehalten werden muss. „Irgendwann hat man dafür keinen Platz mehr. Es reicht auch, die Pflanze aus dem Topf zu nehmen, abzuklopfen, die Wurzeln zurückzuschneiden und mit frischer Erde wieder in denselben Topf einzusetzen.“
Immer mehr Hochbeete
„Hochbeete haben nach wie vor eine starke Anziehungskraft“, sagt Palme. Das liege wohl nicht nur daran, dass sie bequem sind und weniger Unkraut anlocken. Sondern man habe auch schlicht ein eigens dafür angeschafftes Objekt im Garten, dem man sich nun widmen kann. Generell werden Hochbeete im Herbst angefüllt, damit sich die unterschiedlichen Schichten zersetzen können (die für den Wärmeeffekt wichtig sind) und die Befüllung Zeit hat, etwas nach unten zu sinken. Man kann es aber auch jetzt noch erledigen. „Es muss nicht immer die klassische Variante mit verschiedenen Schichten sein. Man kann es auch ganz pragmatisch mit Erde füllen, dann aber unbedingt mit Muttererde oder Komposterde mischen“, erklärt Palme. Der Erwärmungseffekt falle dadurch zwar weg, allerdings sei dieser derzeit auch nicht mehr so notwendig. Generell rät Palme: Den Boden nicht ständig wechseln, sondern öfter in Ruhe lassen.
Klimaresistente Pflanzen
Der Klimawandel ist auch bei den Hobbygärtnern angekommen. Klimaresistente Pflanzen, die weniger Wasser brauchen und mit viel Sonne zurechtkommen, seien derzeit besonders gefragt. Katja Batakovis nennt sie Trockenkünstler und zählt etwa die Fetthenne, Steinkraut, Johanniskraut, Blauraute oder Gräser auf. „Alles, was tief wurzelt.“Beim Rasen rät sie dazu, zum Beispiel Mikroklee unterzumischen oder generell Kräuterrasen-Mischungen zu verwenden. Denn im Gegensatz zum Rasen wurzeln Klee und andere Kräuter, wie Schafgarbe, tiefer und bleiben auch bei Trockenheit länger grün.
Auch Disteln, mediterrane Kräuter wie Lavendel oder Rosmarin und selbst Paradeiser seien Trockenkünstler. Letztere werden viel zu oft „verzärtelt“und brauchen (außer im Topf ) gar nicht so viel Wasser, wie oft angenommen.
Ganzjährige Blütenvielfalt
Die Sorge um die Bienen und Insekten haben Hobbygärtner ebenfalls fix verankert. Wobei Insektenhotels dabei weniger wichtig sind als eine Vielfalt an verschiedenen und zu verschiedenen Zeitpunkten blühenden Pflanzen. Batakovic nennt zum Beispiel Duftwicke, Prachtwinden oder schwarzäugige Susanne, alles einjährige, rankende Pflanzen, die Insekten anziehen.
Und noch einen Tipp hat sie: Pflanzen jetzt mit organischem Dünger düngen, da dieser Zeit braucht, bis er im Boden wirkt. Das gilt vor allem für Beerensträucher und junge Obstbäume. Letztere nicht nur direkt am Stamm, sondern auch weiter davon entfernt düngen (die Wurzeln reichen so weit, wie die Krone Schatten wirft). Auch Kräuter und Zimmerpflanzen regelmäßig mit Komposttee düngen. Der Biodünger zieht wie ein Teesäckchen im Gießwasser.