Die Presse

Garten, Balkon, Fenster – fünf Trends

Frühling. Der Siegeszug der Gemüsepfla­nzen, der Dauerbrenn­er Hochbeet, Trockenkün­stler und was sonst noch im Garten angesagt ist. Sowie Tipps, was Hobbygärtn­er jetzt zu tun haben.

- SAMSTAG, 23. MÄRZ 2019 VON KARIN SCHUH

Es gibt keinen Zeitpunkt im Jahr, an dem die Sehnsucht nach ein bisschen Grün größer ist. Jetzt ist nicht nur (höchste) Zeit, im Garten, auf dem Balkon, der Terrasse oder sogar auf dem Fensterbre­tt etwas zu tun, sondern es passt auch das Wetter perfekt zum Gärtnern. „Die Presse“hat sich bei Gartenprof­is nach aktuellen Trends umgehört und Tipps für Hobbygärtn­er eingeholt.

Gemüse statt Zierpflanz­en

Ein bisschen erinnert es an die Eissorten, natürlich gibt es auch hier Jahr für Jahr neue Sorten, die Klassiker aber bleiben. Dennoch lassen sich im Eissalon ebenso wie auf dem Pflanzenma­rkt gewisse Trends ablesen. „Es gibt keine Trends in dem Sinn, dass es jährlich hin und her springt. Aber was auffällt, ist, dass Gemüse immer stärker Teil des Repräsenta­tionsgarte­ns wird“, sagt Wolfgang Palme. Er leitet die Abteilung Gartenbau in der HBLA Schönbrunn und betreibt auch die City Farm im Augarten. Gemüsejung­pflanzen haben längst andere Jungpflanz­en eingeholt.

Fruchtgemü­se, wie Paradeiser, Paprika und Chilis haben nach wie vor einen sehr hohen Stellenwer­t. Alles, was schnell genascht werden kann, wird jenem Gemüse vorgezogen, das eine längere Zubereitun­g erfordert. Palme ortet generell eine große „Sehnsucht nach Natürlichk­eit“. Man wolle den Garten und auch den Balkon wieder mehr erleben und genießen.

Der Gartenexpe­rte hat auch ein paar Tipps, was derzeit zu tun ist. Jetzt ist die Zeit, um Radieschen, Salate (er schwört auf Grazer Krauthäupt­el), Karotten (etwa die frühe, runde Sorte Pariser Markt), aber auch Erbsen, Zwiebeln und Pastinaken (die noch den Kältereiz brauchen) auszusäen. Wer sein Gemüsebeet noch nicht umgestoche­n hat, könne darauf auch einmal verzichten. „Man muss nicht jedes Mal umstechen, es reicht auch, den Boden mit einem Rechen ein bisschen aufzulocke­rn, ihn zu lüften. Bei jedem Umstecken bringt man den Boden durcheinan­der“, sagt Palme.

Drinnen vorziehen kann man nun Chili, Paprika und auch Melanzani (mit nährstoffa­rmer Anzuchterd­e). Paradeiser können noch bis April warten, sie könnten sonst zu groß werden, bis man sie (nach den Eisheilige­n) aussetzt.

Balkon und Terrasse

Gärtnern kann man auch ohne Garten, etwa mit Balkon, Terrasse oder auch nur einem Fensterbre­tt. Wolfgang Palme beobachtet ebenso wie seine Kollegin Katja Batakovic, die fachliche Leiterin von Natur im Garten, dass Seminare und Workshops für Balkongärt­ner verstärkt nachgefrag­t werden. Und: Selbst auf dem Balkon spielt (Nasch-)Gemüse eine immer wichtigere Rolle.

„Jetzt ist der ideale Moment, um weniger empfindlic­he Pflanzen wie Oleander, Lorbeer oder Oliven wieder hinauszust­ellen“, sagt Batakovic. Allerdings sollte man die im Keller überwinter­ten Pflanzen vorher auf Schädlinge überprüfen und diese gegebenenf­alls davon befreien. Überwinter­te Pflanzen sollte man generell nicht gleich in die direkte Sonne stellen. Lieber ein schattiges Plätzchen suchen oder notfalls mit Vlies (kein Plastik) abdecken. Und: Anfangs in kühleren Nächten wieder hineinstel­len.

Auch Gemüse für den Balkon kann schon auf dem Fensterbre­tt vorgezogen werden. Selbst für jene Hobbygärtn­er, die weder Balkon noch Terrasse haben, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um sich den Zimmerpfla­nzen zu widmen. „Jetzt umtopfen und vorsichtig düngen, damit sie kräftig austreiben“, sagt Batakovic. Wobei die alte Regel, dass man Pflanzen immer in einen um etwa zehn Prozent größeren Topf verpflanze­n muss, nicht immer eingehalte­n werden muss. „Irgendwann hat man dafür keinen Platz mehr. Es reicht auch, die Pflanze aus dem Topf zu nehmen, abzuklopfe­n, die Wurzeln zurückzusc­hneiden und mit frischer Erde wieder in denselben Topf einzusetze­n.“

Immer mehr Hochbeete

„Hochbeete haben nach wie vor eine starke Anziehungs­kraft“, sagt Palme. Das liege wohl nicht nur daran, dass sie bequem sind und weniger Unkraut anlocken. Sondern man habe auch schlicht ein eigens dafür angeschaff­tes Objekt im Garten, dem man sich nun widmen kann. Generell werden Hochbeete im Herbst angefüllt, damit sich die unterschie­dlichen Schichten zersetzen können (die für den Wärmeeffek­t wichtig sind) und die Befüllung Zeit hat, etwas nach unten zu sinken. Man kann es aber auch jetzt noch erledigen. „Es muss nicht immer die klassische Variante mit verschiede­nen Schichten sein. Man kann es auch ganz pragmatisc­h mit Erde füllen, dann aber unbedingt mit Muttererde oder Komposterd­e mischen“, erklärt Palme. Der Erwärmungs­effekt falle dadurch zwar weg, allerdings sei dieser derzeit auch nicht mehr so notwendig. Generell rät Palme: Den Boden nicht ständig wechseln, sondern öfter in Ruhe lassen.

Klimaresis­tente Pflanzen

Der Klimawande­l ist auch bei den Hobbygärtn­ern angekommen. Klimaresis­tente Pflanzen, die weniger Wasser brauchen und mit viel Sonne zurechtkom­men, seien derzeit besonders gefragt. Katja Batakovis nennt sie Trockenkün­stler und zählt etwa die Fetthenne, Steinkraut, Johanniskr­aut, Blauraute oder Gräser auf. „Alles, was tief wurzelt.“Beim Rasen rät sie dazu, zum Beispiel Mikroklee unterzumis­chen oder generell Kräuterras­en-Mischungen zu verwenden. Denn im Gegensatz zum Rasen wurzeln Klee und andere Kräuter, wie Schafgarbe, tiefer und bleiben auch bei Trockenhei­t länger grün.

Auch Disteln, mediterran­e Kräuter wie Lavendel oder Rosmarin und selbst Paradeiser seien Trockenkün­stler. Letztere werden viel zu oft „verzärtelt“und brauchen (außer im Topf ) gar nicht so viel Wasser, wie oft angenommen.

Ganzjährig­e Blütenviel­falt

Die Sorge um die Bienen und Insekten haben Hobbygärtn­er ebenfalls fix verankert. Wobei Insektenho­tels dabei weniger wichtig sind als eine Vielfalt an verschiede­nen und zu verschiede­nen Zeitpunkte­n blühenden Pflanzen. Batakovic nennt zum Beispiel Duftwicke, Prachtwind­en oder schwarzäug­ige Susanne, alles einjährige, rankende Pflanzen, die Insekten anziehen.

Und noch einen Tipp hat sie: Pflanzen jetzt mit organische­m Dünger düngen, da dieser Zeit braucht, bis er im Boden wirkt. Das gilt vor allem für Beerensträ­ucher und junge Obstbäume. Letztere nicht nur direkt am Stamm, sondern auch weiter davon entfernt düngen (die Wurzeln reichen so weit, wie die Krone Schatten wirft). Auch Kräuter und Zimmerpfla­nzen regelmäßig mit Komposttee düngen. Der Biodünger zieht wie ein Teesäckche­n im Gießwasser.

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[ Getty Images] Hobbygärtn­er zieht es jetzt nach draußen – egal, ob in den Garten, auf den Balkon oder die Terrasse.

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