Einwohnerlimit für Speckgürtel
Umland. Wer hinauszieht, müsse Jobs mitbringen, sagt Raumplanerin Gerlinde Weber.
Der Vorschlag, den die renommierte Raumplanerin Gerlinde Weber macht, ist radikal: Warum, fragt sie, setzen sich die stark wachsenden Gemeinden in der Nähe von Wien nicht ein Einwohnerlimit?
Die Antwort gibt sie sich freilich gleich selbst: Weil die Gemeinden lieber um das Geld aus dem Finanzausgleich rittern, seit das Geld aus Betrieben knapp wird. Doch langfristig, sagt Weber, rechne sich ein Limit – auch wenn „die Idee ein bisschen elitär ist“. Der Zuzug koste nämlich sowohl Geld (für Infrastruktur) also auch Lebensqualität. Denn er bedeute mehr Bodenversiegelung und mehr Verkehr, weil die Leute ja meist zu ihrem Job in die Großstadt pendeln. „Derzeit haben wir die Situation, dass sich die Region um Großstädte zu einem übermäßigen Kraftlackel entwickelt, während andere Regionen schrumpfen.“Die Menschen, sagt Weber, gehörten besser verteilt. Wofür es freilich noch an den Voraussetzungen fehle: ein besseres Verkehrsnetz und eine bessere Internetversorgung.
Wobei, glaubt Weber, es dafür Lösungen gebe – in Form etwa von selbstfahrenden Bussen und durch „Digi-Jobs“, die Menschen nicht mehr stationär an einen Ort binden.
Schlafen reicht nicht
Bis es so weit ist, hat Weber aber noch eine Idee, die, zugegeben, wieder ein wenig elitär klingt. Die Umlandgemeinden sollten sich ihre künftigen Bewohner besser aussuchen. Da, wo die Öffentlichkeit Einfluss habe, sollen nur jene Wohnraum bekommen, die mehr machen wollen, als dort zu schlafen: „Die, die ihre Arbeitsplätze mitbringen oder neue schaffen, sollten bevorzugt werden“, sagt Weber. Im Umland von München sei das längst kein Tabu mehr. (uw)