Juhu, ein Yoohoo!
J etzt will ich Ihnen schon seit ein paar Wochen erzählen, wie angenehm das Fernsehprogramm wird, wenn die Kinder sich dem zweistelligen Alter nähern, will ein Loblied auf die Mädchen-Pferde-Prärie-Lieblingsserie des Kindes („Spirit“) singen. Und dann das.
Dann stolpern wir unabsichtlich über eine neue Serie und sind wieder um Jahre zurückgeworfen ins reizüberflutende Vorschulfernsehen. Im aktuellen Fall – und wir haben von „Glücksbärchis“(schlimm) bis „My Little Pony“(schlimmer) schon viel erlebt – handelt es sich um die Serie „Yoohoo“, bei der eine Gruppe extrem flauschiger Tierchen mit extrem großen Augen und in Relation zu ihren Körpern viel zu großen Köpfen (Kindchenschema de luxe also) um die Welt reist.
Auf der Plusseite sei vermerkt, dass die Stimmen (anders als bei den „My Little Pony“-Ponys) nicht durchwegs hysterisch-kreischend angelegt sind, bei der Dekoration der Serienwelt wird freilich alles ausgepackt, womit man den menschlichen Sehnerv überreizen kann: knallige Farben in wagemutigen Kombinationen, die man sonst wahrscheinlich nur erlebt, wenn man zu bewusstseinserweiternden Drogen greift. So lassen sich die „Yoohoo“-Figuren aufgrund ihrer teilweise kunterbunten Fellfärbung, die in der Natur in dieser Form zum sofortigen Aussterben der Art führen würde, keiner Tierart eindeutig zuordnen. (Es könnte sich um Waschbären, Affen, Bären oder Dachse handeln.) Zum Um-dieWelt-Reisen steigen die flauschigen Freunde in einen riesigen Marienkäfer, der innen technisch 1a ausgestattet ist. In Folge eins besuchen sie ein türkisfarbenes Nilpferd namens Rhino, das sich einem rosa Nilpferd namens Rhina gegenüber garstig verhält und daher eine Moralpredigt bekommt. (Moral wird in derartigen Serien ähnlich dick aufgetragen wie alle natürlichen und insbesondere unnatürlichen Farben.) Wie die Episode ausgeht, weiß ich leider nicht: Bei derartiger Kinder-TVReizüberflutung setzt bei mir – es muss eine Art Selbstschutz sein – nach wenigen Minuten die Aufmerksamkeit aus, bis die erlösende Schlussmelodie erklingt. In diesem Sinn: ein möglichst fernsehfreies Wochenende.