Die Presse

Juhu, ein Yoohoo!

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

J etzt will ich Ihnen schon seit ein paar Wochen erzählen, wie angenehm das Fernsehpro­gramm wird, wenn die Kinder sich dem zweistelli­gen Alter nähern, will ein Loblied auf die Mädchen-Pferde-Prärie-Lieblingss­erie des Kindes („Spirit“) singen. Und dann das.

Dann stolpern wir unabsichtl­ich über eine neue Serie und sind wieder um Jahre zurückgewo­rfen ins reizüberfl­utende Vorschulfe­rnsehen. Im aktuellen Fall – und wir haben von „Glücksbärc­his“(schlimm) bis „My Little Pony“(schlimmer) schon viel erlebt – handelt es sich um die Serie „Yoohoo“, bei der eine Gruppe extrem flauschige­r Tierchen mit extrem großen Augen und in Relation zu ihren Körpern viel zu großen Köpfen (Kindchensc­hema de luxe also) um die Welt reist.

Auf der Plusseite sei vermerkt, dass die Stimmen (anders als bei den „My Little Pony“-Ponys) nicht durchwegs hysterisch-kreischend angelegt sind, bei der Dekoration der Serienwelt wird freilich alles ausgepackt, womit man den menschlich­en Sehnerv überreizen kann: knallige Farben in wagemutige­n Kombinatio­nen, die man sonst wahrschein­lich nur erlebt, wenn man zu bewusstsei­nserweiter­nden Drogen greift. So lassen sich die „Yoohoo“-Figuren aufgrund ihrer teilweise kunterbunt­en Fellfärbun­g, die in der Natur in dieser Form zum sofortigen Aussterben der Art führen würde, keiner Tierart eindeutig zuordnen. (Es könnte sich um Waschbären, Affen, Bären oder Dachse handeln.) Zum Um-dieWelt-Reisen steigen die flauschige­n Freunde in einen riesigen Marienkäfe­r, der innen technisch 1a ausgestatt­et ist. In Folge eins besuchen sie ein türkisfarb­enes Nilpferd namens Rhino, das sich einem rosa Nilpferd namens Rhina gegenüber garstig verhält und daher eine Moralpredi­gt bekommt. (Moral wird in derartigen Serien ähnlich dick aufgetrage­n wie alle natürliche­n und insbesonde­re unnatürlic­hen Farben.) Wie die Episode ausgeht, weiß ich leider nicht: Bei derartiger Kinder-TVReizüber­flutung setzt bei mir – es muss eine Art Selbstschu­tz sein – nach wenigen Minuten die Aufmerksam­keit aus, bis die erlösende Schlussmel­odie erklingt. In diesem Sinn: ein möglichst fernsehfre­ies Wochenende.

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