Die Presse

Österreich­s Abhängigke­it von Marko Arnautovi´c

Analyse. Läuft Marko Arnautovi´c nicht zur Hochform auf, dann sinken die Chancen des ÖFB-Teams drastisch. In der Ära Foda war der Wiener an fast jedem zweiten Tor beteiligt.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Österreich­s Start in die EMQualifik­ation ist misslungen. Die Probleme des ÖFB-Teams bei der 0:1-Heimnieder­lage gegen Polen waren augenschei­nlich, am schwersten wog wieder einmal das Fehlen eines Stürmers mit Treffsiche­rheit. Noch scheinen Franco Foda die Fragen nach der Krise im Angriff nicht sonderlich zu nerven, die Debatte dürfte seine Ära als Teamchef aber auch in Zukunft stark prägen.

Sein Vorgänger, Marcel Koller, musste sich im medialen Austausch über Jahre mit David Alaba und dessen Positionie­rung auf dem Feld beschäftig­en. Fragen, warum welcher Stürmer denn nicht treffe, blieben Koller großteils erspart. Der Schweizer erfreute sich oftmals eines Marc Jankos in Hochform, auch der mittlerwei­le fast schon völlig in Vergessenh­eit geratene Rubin Okotie leistete seinen Beitrag.

Die 89. Minute gegen Polen, als Joker Janko aus vier Metern einen Kopfball neben das Tor setzte, stand sinnbildli­ch für den Offensivzu­stand des österreich­ischen Nationalte­ams. Die Frage, ob der 35-Jährige die Chance bei (mehr) Spielpraxi­s in der Schweiz verwertet hätte, wird für immer unbeantwor­tet bleiben. Fakt ist, dass Janko – wie der gesamten Abteilung Angriff – die Selbstvers­tändlichke­it im Abschluss fehlt. Womöglich dachte der Routinier für den Bruchteil einer Sekunde, als die Maßflanke von Maximilian Wöber ihren Weg nahm, nach. Janko sagt: „In neun von zehn Fällen ist er drinnen.“

Arnautovic´ – wer sonst?

Nach den Ausfällen von Guido Burgstalle­r und Michael Gregoritsc­h stellte sich die rot-weiß-rote Offensive praktisch von selbst auf – das wird sie auch am Sonntag in Israel. Marko Arnautovic´ agierte wie erwartet an vorderster Front, die polnische Abwehr schenkte dem 29-Jährigen gesonderte Aufmerksam­keit – wohl wissend, dass der West-Ham-Legionär der mit Abstand torgefährl­ichste Spieler in den Reihen der Österreich­er ist. Dieser Umstand macht das ÖFBTeam berechenba­r.

In den vergangene­n Jahren ist ein gewisses Abhängigke­itsverhält- nis der Mannschaft von Arnautovic´ entstanden. (Zu) viel hängt von den Aktionen des Wieners ab, zu selten suchen Mitspieler Mann-gegen-Mann-Situatione­n und schaffen so Räume. Letztlich ist es wohl auch eine Frage der Qualität einzelner Akteure. Wirklich gute Länderspie­le von Marcel Sabitzer etwa, der bei Leipzig seit Jahren Leistungst­räger ist, lassen sich problemlos an zwei Händen abzählen.

Zahlen untermauer­n die Wichtigkei­t von Arnautovic´ für das Team. In der 13 Spiele umfassende­n Ära Foda steuerte er sowohl die meisten Tore als auch Vorlagen In der Ära von Teamchef Franco Foda erzielte das ÖFB-Team in 13 Spielen 17 Tore. Marko Arnautovic führt die Liste der Torschütze­n mit vier Toren an, weiters trafen David Alaba (2), Louis Schaub (2), Alessandro Schöpf (2), Xaver Schlager, Valentino Lazaro, Martin Hinteregge­r, Florian Grillitsch, Michael Gregoritsc­h und Marcel Sabitzer (je einmal).

Torflaute: In den vergangene­n sechs Spielen trafen die Österreich­er gleich vier Mal nicht, einzig in den Partien gegen Nordirland war man erfolgreic­h (3 Tore). (jeweils vier) bei. Arnautovic´ war an acht der insgesamt 17 Tore (davon ein Eigentor) beteiligt, das macht eine Quote von 47 Prozent. Von den übrigen Torschütze­n bringen es einzig David Alaba, Alessandro Schöpf und Louis Schaub auf jeweils zwei Treffer. Bezeichnen­d: Keiner aus diesem Trio ist Stürmer.

Dürftige Aussichten

Vor dem Spiel gegen Israel am Sonntag ist die Krise im Angriff akut wie noch nie. In den vergangene­n sechs Spielen traf die ÖFBAuswahl nur in den beiden Begegnunge­n gegen Nordirland (2:1, 1:0) – in den Duellen mit Polen (0:1), Bosnien (0:0, 0:1) und Dänemark (0:2) blieb man torlos.

Auch in Haifa wird sich Österreich des chronische­n Stürmerpro­blems nicht entledigen können, Foda sind bis zu einem gewissen Grad sogar die Hände gebunden. Also hofft man wieder auf Genieblitz­e von Arnautovic´ – oder darauf, dass bei Janko für einen kurzen Augenblick die Selbstvers­tändlichke­it zurückkehr­t. Für ein Nationalte­am sind das ziemlich dürftige Aussichten.

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[ APA ] Marko Arnautovic´ ist im Angriff der Österreich­er zu oft auf sich allein gestellt. Auch am Sonntag gegen Israel ruhen die Hoffnungen in erster Linie auf ihm.

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