Elisabeth Köstingers Masterplan
Tourismus. Nach einem Jahr ist das Konzept für den Tourismus fertig. Konkrete Finanzen oder Gesetzesvorschläge finden sich wenige. Es gehe mehr ums große Ganze. Nicht alle sind überzeugt.
Ausgerechnet Hallstatt ziert den Umschlag des Masterplans für Tourismus. Noch dazu ein menschenleeres, idyllisches Bild des Orts mit den sonnenbeschienenen, schmucken Häusern zwischen See und Berghang. Hallstatt ist vielen eher ein Begriff für Gästehorden, wütende Einheimische und ein gekipptes Verhältnis zwischen Gast und Gastgeber.
Das Foto auf dem Leitprodukt aus Elisabeth Köstingers Tourismusministerium, das am Donnerstagabend nach einem Jahr Arbeit vor großem Publikum präsentiert worden ist, ist wohl kein Zufall. Man sei kein gewöhnliches Ministerium, das im Wiener Elfenbeinturm sitzt, betont Köstinger. Das sei nicht der neue Stil der Bundesregierung. Es gehe ihr darum, „hinzufahren zu denen, die den Tourismus in den Bundesländern betreiben“. Nach Hallstatt. Oder wie an diesem Abend nach Salzburg, wo sich Hunderte Vertreter der Branche getroffen haben, um das Ergebnis des viel beworbenen Plans zu hören.
Was steht also darin? Das Papier hat den Anspruch, Österreich nachhaltig im internationalen Wettbewerb zu positionieren. Die dafür formulierten Arbeitsfelder sind nicht neu: neben Digitalisierung, Klimawandel, Initiativen für den Arbeitsmarkt und „sichere Almen“finden sich der Kampf gegen die Buchungsplattform Airbnb und neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Betriebe. Die Österreich Werbung (ÖW) bekommt 800.000 Euro mehr – nachdem ihr Budget seit 1996 bei 50 Mio. Euro eingefroren ist – und die Tourismusförderbank ÖHT bekommt 1,5 Mio. Euro, um neue Schwerpunkte zu setzen, etwa die sterbenden Landgasthöfe zu unterstützen. Mehr frisches Geld gibt es für die vielen Projekte, die in einem Aktionsplan 2019 und 2020 in Angriff genommen werden sollen, nicht. Fragen der Journalisten nach zusätzlichen Budgets lassen Köstinger „schmunzeln“, wie sie sagt. Ihr gehe es um die „strategische Betrachtung“der Branche, um das große Ganze. Und sowieso würde Geld allein den Wirt am Land nicht vom Zusperren abhalten.
Wie reagiert die Branche auf das Papier? „Ein Plan T ist besser als kein Plan T, aber konkrete Inhalte wären schön gewesen“, sagt ein hochrangiger Vertreter. Die Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer, ist zufrieden, aber sie sagt auch: „Nach einem Jahr schauen wir uns an, was abgehakt wurde.“Die Erwartungen seien jetzt, da nach gut zehn Jahren wieder eine politische Tourismusstrategie vorliegt, hoch, sagt Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher. Zweiflern kommt die Ministerin zuvor, sie betont am Donnerstag mehrmals: „Dieser Plan ist kein Endpunkt, sondern der Beginn.“So folge vor dem Sommer etwa ein Gipfel mit den Buchungsplattformen.
Aber um konkrete Schritte ging es an diesem Tag nur am Rand. In erster Linie war die Botschaft von Köstinger an die Hoteliers, auf ihre Arbeit stolz zu sein. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft trage schließlich 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und sei das beste Mittel gegen Abwanderung, „die Hauptschlagader der regionalen Infrastruktur“. Aber die Betriebe müssten aus Fehlern lernen, wenn sie als attraktive Branche gesehen werden wollen. „Die Arbeitgeber haben nach wie vor viel zu wenig Bewusstsein dafür, dass ihre wichtigste Ressource die Mitarbeiter sind“, sagt Köstinger. Außerdem müssten sie sensibler mit den Einheimischen in ihrer Region umgehen. „Es ist da und dort passiert, dass man alles dem Tourismus untergeordnet und auf Teufel komm raus investiert hat“, gibt Nocker-Schwarzenbacher zu.
Das alte Dilemma kann an dem Abend auch nicht gelöst werden: Man tätigt Investitionen, bringt das Geld und die Gäste – aber die Einheimischen sollen nicht gestört werden. Es will ja keiner, dass sich Hallstatt bei ihm wiederholt.