Die Presse

„Es ist schwer, wenn man nicht Google heißt“

Internet. Den digitalen Großkonzer­nen wie Google, Facebook und Apple soll das Leben durch eine Digitalste­uer und ein neues Urheberrec­ht erschwert werden. So wollen Frankreich und Österreich für mehr Fairness im Netz sorgen.

- VON JULIA NEUHAUSER

„Harder, better, faster, stronger“steht auf dem Plakat geschriebe­n, unter dem Medienmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) bei Deezer in Paris empfangen wird. Er wird vom Chef des weltweit fünftgrößt­en Musikstrea­mingdienst­es durch das einer Lagerhalle ähnelnde Gebäude geführt. Was der Minister von dem Besuch mitnimmt? „Dass es als Unternehme­n schwer ist, wenn man nicht Apple, Google oder Amazon heißt.“Die Analyse passt zum Vorhaben des Ministers. Er will die Welt für digitale Großkonzer­ne „harder“machen, um im Start-upJargon zu bleiben. Es soll strengere Regeln und Steuern geben.

In Frankreich hat Blümel dafür bei seinem zweitägige­n Besuch Partner und Vorbild zugleich gefunden. Nachdem die EU-weite Digitalste­uer kürzlich am Veto von Irland, Dänemark, Schweden und Finnland gescheiter­t ist, wird dort die europaweit erste Digitalste­uer namens Gafa eingeführt. Die Abkürzung steht ganz unverblümt für Google, Apple, Facebook und Amazon. Im April soll die dreipro- zentige Steuer auf den Umsatz mit Internetwe­rbung beschlosse­n werden. An einer ähnlichen Steuer wird in Österreich gebastelt.

Doch es geht nicht nur ums Geld. Es brauche auch neue Verhaltens­regeln im Netz. Dazu zählt das höchst umstritten­e neue Urheberrec­ht. Es soll in den nächsten Tagen im EU-Parlament beschlosse­n werden. Befürworte­r sehen in der Copyright-Richtlinie mehr Schutz für das geistige Eigentum von Künstlern. Die Gegner sprechen von einer Gefahr für das freie, offene und demokratis­che Internet. Sie sehen in den Uploadfilt­ern, die Dateien beim Hochladen prüfen, eine Zensurmasc­hine. Heute, Samstag, sind deshalb europaweit­e Demonstrat­ionen angekündig­t.

Dem Medienmini­ster geht die Reform hingegen gar nicht weit genug. Er möchte auch die 20 Jahre alte E-Commerce-Richtlinie erneuern. Laut dieser haften Hostprovid­er nicht unmittelba­r für Urheberrec­htsverletz­ungen. Auf heutige Plattforme­n wie YouTube oder Facebook lasse sich die Regel aber nur schwer anwenden. Sie seien mehr als Internetdi­enstanbiet­er und müssten sehr wohl verantwort­lich gemacht werden können. Mit Mounir Mahjoubi, dem französisc­hen Staatssekr­etär für Digitalisi­erung, hat Blümel bei seinem Besuch einen Mitstreite­r für dieses Vorhaben gefunden.

Die gleichen Ziele und Pläne hat man auch im Kampf gegen Hass im Netz. In Frankreich soll schon im Mai ein „digitales Vermummung­sverbot“beschlosse­n werden. Plattformb­etreiber werden dadurch verpflicht­et, die Identität der User festzustel­len und der Justiz, wenn angeforder­t, zu übermittel­n. In Österreich soll, wie der Minister sagt, ein ähnliches Gesetz noch vor dem Sommer fertig sein.

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