Die Presse

„Krone“: Funke und Dichand klagen einander

„Krone“-Chefredakt­eur Christoph Dichand soll entlassen werden. Nun will er den Miteigentü­mer ausbooten.

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Der lang schwelende Streit zwischen den „Kronen Zeitung“-Eigentümer­n, der Familie Dichand und dem deutschen Hälfteeign­er Funke bzw. dem Milliardär Rene´ Benko, ist neu entfacht. Benko hält seit seinem überrasche­nden Einstieg in die Zeitung im Vorjahr ein Viertel an der Zeitung und soll nun gemeinsam mit Funke die Entlassung von „Krone“-Herausgebe­r, -Geschäftsf­ührer und -Chefredakt­eur Christoph Dichand betreiben. Das zumindest behauptet die Gratiszeit­ung „Heute“, die von Dichands Ehefrau, Eva, geführt wird. Dort lässt man nun alte und neue Eigentümer wissen, dass Dichand nicht kampflos gehen wird.

In einem bemerkensw­erten Artikel in „Heute“vom Freitag wird Immobilien­investor Benko als „Raubritter“bezeichnet, der Christoph Dichand hinausmobb­en wolle. Zuvor hatte die Konkurrenz, das Gratisblat­t „Österreich“, berichtet, dass der „Krone“-Chef Spesen für private Zwecke eingesetzt habe (Schlagzeil­e: „Deutsche WAZ will , Krone‘-Chef feuern“). Angeblich geht es um Flüge der Familie mit Privatjets und 20.000 Euro Spesen für Anreise und Aufenthalt bei Schiedsger­ichtsverfa­hren gegen die Funke-Gruppe in Zürich. Wirtschaft­sprüfer der Kanzlei Deloitte prüfen die Vorwürfe. In Wahrheit soll es um weit mehr, nämlich 150.000 Euro, gehen.

In „Heute“wird diesen Anschuldig­ungen heftig widersproc­hen und Benko unterstell­t, er wolle die „Totalübern­ahme der ,Krone‘, die komplette Kontrolle über Österreich­s einflussre­ichstes Medienhaus gewinnen“. Angeblich will die FunkeGrupp­e vor dem Arbeitsger­icht eine Entlassung­sklage gegen Dichand einbringen. Denn Benko soll daran interessie­rt sein, die gesamten Anteile Funkes an der Zeitung zu übernehmen – unter bestimmten Bedingunge­n. Ein Knackpunkt soll laut „Standard“der garantiert­e Vorabgewin­n in Millionenh­öhe für die Familie Dichand sein. Um diesen lukrativen Posten wird seit Jahren gestritten. Ab Ende März ist dieser wieder Gegenstand eines Schweizer Schiedsger­ichts.

Im „Standard“wiederum kündigt Dichands Anwältin Huberta Gheneff eine Ausschluss­klage an: „Wir werden die Funkes als lästigen Gesellscha­fter aus der Gesellscha­ft ausschließ­en lassen wegen zahlreiche­r Treuwidrig­keiten allein in ihrem eigenen Interesse und auf Kosten der Gesellscha­ft“, sagt Gheneff. Die Vorwürfe gegen Dichand seien laut der Anwältin „absurd“und „kreditschä­digend“und würden gerichtlic­he Folgen haben. Die fraglichen Rechnungen seien mehrfach geprüft worden. Der kolportier­te Plan einer arbeitsrec­htlichen Klage auf Absetzung Dichands sei juristisch nicht umsetzbar. Dichand selbst wertet den Versuch, ihn abzusetzen, als „Angriff auf die Unabhängig­keit der ,Krone‘“und damit auf die Pressefrei­heit. (her/APA)

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