Das MQ wächst nach oben
Museumsquartier. Auf dem Dach des Leopold-Museums entsteht derzeit nicht nur ein neues Veranstaltungszentrum („Libelle“), sondern auch mehr konsumfreier Raum – mit Blick über Wien.
Auf dem Dach des Leopold-Museums entsteht eine neue Plattform.
Sie werden tatsächlich schon bald 20, sind gleichsam Klassiker und Best-Practice-Beispiel und wirken trotzdem immer noch jung: die Innenhöfe des Wiener Museumsquartiers (MQ) mit ihren charakteristischen Sitzmöbeln.
Dass den meisten das MQ immer noch als Erstes einfällt, wenn es um öffentliche Freiräume in Wien geht, sagt nicht nur einiges über die Verfügbarkeit vergleichbarer Freiflächen im Rest der Stadt aus: An warmen (Früh-)Sommertagen – und sie sind jetzt endlich da – ist die Popularität der großen, verkehrsfreien Innenhöfe augenscheinlich. Oder anders gesagt: So vollbelegt wie die Sitzmöbel immer sind (offiziell heißen sie längst nicht mehr Enzis, genannt werden sie natürlich immer noch so), könnte das MQ durchaus noch mehr Freiraum vertragen.
Ihn wird es auch geben, ab kommendem Jahr, und zwar ungleich spektakulärer auf dem Dach. Denn das MQ wächst derzeit in die Höhe: Auf dem LeopoldMuseum im Haupthof entsteht – von unten unübersehbar – die „MQ-Terrasse mit Libelle“. Auf ebendieser Terrasse wird ab Frühling 2020 fortgesetzt, was sich zu ebener Erde längst etabliert hat: kostenlos zugänglicher Freiraum, „ohne Konsumzwang, aber mit der Möglichkeit, sich an einem Kiosk Getränke zu kaufen“, wie Irene Preißler, Sprecherin des MQ, sagt. Und dabei – man darf mit entsprechender Besucherfrequenz rechnen – mit bestem Blick auf die Innenstadt.
Von den rund 1000 m2 Dachfläche sind etwa 400 von der sogenannten Libelle okkupiert: einem verglasten, fast acht Meter hohen Veranstaltungszentrum, dessen Form an, genau, eine Libelle erinnern und das für kulturelle Events genutzt werden soll.
Fast hat man schon vergessen, dass es diese MQ-Erweiterung überhaupt geben wird: Schon 2014 wurden die Libelle-Pläne präsentiert, immer wieder gab es, unter anderem wegen behördlicher Auflagen, Verzögerungen. Zuletzt entschloss man sich, den Baubeginn noch einmal zu verschieben, um das Schiele-Jubiläum im vergangenen Jahr im Leopold-Museum ohne Baustellenlärm begehen zu können. Im Sommer 2018 sind die Bauarbeiten gestartet, man liege derzeit „im Zeitplan“.
Erreichen wird man die MQDachterrasse übrigens per – ebenfalls neuem – Außenlift. Anders als die MQ-Höfe dürfte die Dachterrasse aber vermutlich nicht rund um die Uhr zugänglich sein, ganz fix ist das aber noch nicht.
Entworfen wurde die Libelle von Laurids Ortner, der vor gut 20 Jahren mit seinem Bruder Manfred Ortner die großen Neubauten im MQ (Leopold-Museum, Kunsthalle, Mumok) verantwortet hat. Auch sonst sind prominente Namen in die Gestaltung involviert: Die Glasfassade wird von der Künstlerin Eva Schlegel gestaltet, die Lichtinstallation von Brigitte Kowanz. Finanziert wird der Ausbau (7,5 Mio. Euro) zur Hälfte aus Eigenmitteln des MQ, der Rest soll durch Mieteinnahmen hereinkommen.