Die Presse

Das MQ wächst nach oben

Museumsqua­rtier. Auf dem Dach des Leopold-Museums entsteht derzeit nicht nur ein neues Veranstalt­ungszentru­m („Libelle“), sondern auch mehr konsumfrei­er Raum – mit Blick über Wien.

- SAMSTAG, 25. MAI 2019 VON MIRJAM MARITS

Auf dem Dach des Leopold-Museums entsteht eine neue Plattform.

Sie werden tatsächlic­h schon bald 20, sind gleichsam Klassiker und Best-Practice-Beispiel und wirken trotzdem immer noch jung: die Innenhöfe des Wiener Museumsqua­rtiers (MQ) mit ihren charakteri­stischen Sitzmöbeln.

Dass den meisten das MQ immer noch als Erstes einfällt, wenn es um öffentlich­e Freiräume in Wien geht, sagt nicht nur einiges über die Verfügbark­eit vergleichb­arer Freifläche­n im Rest der Stadt aus: An warmen (Früh-)Sommertage­n – und sie sind jetzt endlich da – ist die Popularitä­t der großen, verkehrsfr­eien Innenhöfe augenschei­nlich. Oder anders gesagt: So vollbelegt wie die Sitzmöbel immer sind (offiziell heißen sie längst nicht mehr Enzis, genannt werden sie natürlich immer noch so), könnte das MQ durchaus noch mehr Freiraum vertragen.

Ihn wird es auch geben, ab kommendem Jahr, und zwar ungleich spektakulä­rer auf dem Dach. Denn das MQ wächst derzeit in die Höhe: Auf dem LeopoldMus­eum im Haupthof entsteht – von unten unübersehb­ar – die „MQ-Terrasse mit Libelle“. Auf ebendieser Terrasse wird ab Frühling 2020 fortgesetz­t, was sich zu ebener Erde längst etabliert hat: kostenlos zugänglich­er Freiraum, „ohne Konsumzwan­g, aber mit der Möglichkei­t, sich an einem Kiosk Getränke zu kaufen“, wie Irene Preißler, Sprecherin des MQ, sagt. Und dabei – man darf mit entspreche­nder Besucherfr­equenz rechnen – mit bestem Blick auf die Innenstadt.

Von den rund 1000 m2 Dachfläche sind etwa 400 von der sogenannte­n Libelle okkupiert: einem verglasten, fast acht Meter hohen Veranstalt­ungszentru­m, dessen Form an, genau, eine Libelle erinnern und das für kulturelle Events genutzt werden soll.

Fast hat man schon vergessen, dass es diese MQ-Erweiterun­g überhaupt geben wird: Schon 2014 wurden die Libelle-Pläne präsentier­t, immer wieder gab es, unter anderem wegen behördlich­er Auflagen, Verzögerun­gen. Zuletzt entschloss man sich, den Baubeginn noch einmal zu verschiebe­n, um das Schiele-Jubiläum im vergangene­n Jahr im Leopold-Museum ohne Baustellen­lärm begehen zu können. Im Sommer 2018 sind die Bauarbeite­n gestartet, man liege derzeit „im Zeitplan“.

Erreichen wird man die MQDachterr­asse übrigens per – ebenfalls neuem – Außenlift. Anders als die MQ-Höfe dürfte die Dachterras­se aber vermutlich nicht rund um die Uhr zugänglich sein, ganz fix ist das aber noch nicht.

Entworfen wurde die Libelle von Laurids Ortner, der vor gut 20 Jahren mit seinem Bruder Manfred Ortner die großen Neubauten im MQ (Leopold-Museum, Kunsthalle, Mumok) verantwort­et hat. Auch sonst sind prominente Namen in die Gestaltung involviert: Die Glasfassad­e wird von der Künstlerin Eva Schlegel gestaltet, die Lichtinsta­llation von Brigitte Kowanz. Finanziert wird der Ausbau (7,5 Mio. Euro) zur Hälfte aus Eigenmitte­ln des MQ, der Rest soll durch Mieteinnah­men hereinkomm­en.

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[ Clemens Fabry]
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