Die Presse

SPÖ will Kurz am Montag stürzen

Regierung. In der SPÖ ist die Entscheidu­ng gefallen, die FPÖ lässt sich noch eine Option offen. Am Montag könnte Kanzler Kurz Geschichte sein. Vorerst.

- VON OLIVER PINK

Hans Peter Doskozil ist kein Linker, kein Hasardeur, er ist ein pragmatisc­her Landeshaup­tmann, der sein Ohr nah am Volk hat, dem die nächste Wahl wichtiger als die nächste (Bundes-)Parteisitz­ung ist. Doch auch Hans Peter Doskozil sagt im Gespräch mit der „Presse“und den Bundesländ­erzeitunge­n: Die SPÖ müsse allein aus innerparte­ilichen Gründen dem Misstrauen­santrag am Montag gegen Sebastian Kurz zustimmen. Die Funktionär­e, ob groß oder klein, würden das einfordern.

Was Doskozil nicht ausspricht, was aber mitschwing­t: Parteichef­in Pamela RendiWagne­r bekäme massive Schwierigk­eiten in der Partei, würde sie den Kanzler im Amt

halten. Die Genossen wollen den Kopf von Sebastian Kurz. Damit ist die Entscheidu­ng in der SPÖ schon gefallen. Selbst wenn es wahltaktis­ch vielleicht nicht das Klügste ist, weil ein großer Teil der Bevölkerun­g, wie Doskozil auch zugesteht, das möglicherw­eise anders sieht.

Für eine Mehrheit für den Kurz-Sturz brauchte es allerdings noch die Freiheitli­chen. Von diesen haben in den vergangene­n Tagen zwar alle möglichen Vertreter Statements abgegeben, in denen sie der ÖVP Rache schwören. Der designiert­e Parteichef, Norbert Hofer, geht hier allerdings vorsichtig­er vor und hat sich eine Option offengelas­sen: Die FPÖ könnte am Montag auch aus dem Plenum ausziehen. Dann würden die Stimmen der ÖVP und der Neos reichen, um Sebastian Kurz im Kanzleramt zu halten. „Es wird wohl eine Last-minute-Entscheidu­ng“, sagt ein Freiheitli­cher.

Es spricht dennoch vieles dafür, dass Kanzler Kurz am Montag – vorerst – Geschichte ist. Er selbst rechnet auch damit, gibt sich nach außen hin gelassen, kalkuliert mit dem Märtyrerfa­ktor und wird dann eben hauptberuf­licher Wahlkämpfe­r.

Übrig bleibt Alexander Van der Bellen, der Bundespräs­ident. Seine Bemühungen, die anderen Parteien davon zu überzeugen, Kurz mit seiner Übergangsr­egierung bis zur Wahl im September im Amt zu belassen, wären gescheiter­t. Van der Bellen müsste sich dann seinerseit­s auf die Suche nach einem Übergangsk­anzler machen. Dem Vernehmen nach möchte er dafür keinen ehemaligen Politiker. Sondern einen ranghohen Beamten oder untadelige­n Experten.

Ein möglicher Kandidat wäre der derzeit höchste Beamte im Kanzleramt, Dieter Kandlhofer. Er hätte durch seine Tätigkeit als von Kurz ausgesucht­er Generalsek­retär ebendort aber doch eine gewisse politische Punzierung. Oder Kandlhofer­s früherer Chef, der ehemalige Verfassung­sgerichtsh­of-Präsident Gerhart Holzinger. Er ist nicht nur fachlich anerkannt, sondern auch politisch breit vermittelb­ar: ein Schwarzer, der stets auf SPÖ-Tickets Karriere gemacht hat. Der Bundespräs­ident könnte aber auch jemanden aus der Übergangsr­egierung wie den neuen Innenminis­ter, Eckart Ratz, zum Interimska­nzler machen. Und Alexander Van der Bellen wird es sich wohl auch nicht nehmen lassen, bei der Ministerau­swahl mitzureden. Denn dass die am Mittwoch neu Angelobten am Montag gleich wieder abtreten, ist eher auszuschli­eßen.

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