Die Presse

Könige und ihre Königsmach­er: Boris und das Dutzend der „Zwerge“

Kandidaten. Ex-Außenminis­ter Boris Johnson ist Darling der Tory-Basis.

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Schon am Mittwochab­end, am Vorabend der EU-Wahl in Großbritan­nien, hatten in London Rücktritts­gerüchte um Theresa May die Runde gemacht. Innenminis­ter (49) und Außenminis­ter

(52) wollten bei der Premiermin­isterin in der Downing Street vorstellig werden, um ihr angesichts des geballten Unmuts in den eigenen Reihen den Rücktritt nahezulege­n. Sie bekamen keinen Einlass. Noch in der Nacht auf Donnerstag gab dann

(56), die für das Unterhaus zuständige Ministerin, ihre Demission bekannt.

Alle drei sind nun selbst Kandidaten für Mays Nachfolge. Leadsom ist May im Juli 2016 im Kampf um den Vorsitz der konservati­ven Partei unterlegen. Jetzt sieht sie eine zweite Chance – wie Javid, der Sohn eines pakistanis­chen Busfahrers, der es als Investment­banker zum Millionär gebracht hat, und wie Hunt, der sich vor allem als Gesundheit­sminister einen Namen gemacht hat.

Mehr als ein Dutzend Anwärter haben sich im Vorfeld in Stellung gebracht, und der interne Wahlkampf ist bereits im Gang. Als Favorit gilt der populäre, zugleich umstritten­e frühere Londoner Bürgermeis­ter und Ex-Außenminis­ter (54). Vor einer Woche tat er auch offiziell seine Bewerbung kund – „natürlich“, wie er sagte. Als „Königsmach­er“gewann er den Anführer der Ultra-Konservati­ven, und die Ex-Innenminis­terin der selbst Ambitionen nachgesagt wurden und die nun auf einen neuen Kabinettsj­ob hofft.

Umfragen zufolge favorisier­en 38 Prozent der Tories Johnson, den Darling der Basis, der die Säle füllt und ihr als Kolumnist des „Daily Telegraph“aus der Seele schreibt. Schon als Kind sah er sich als „König der Welt“, der „Economist“titulierte ihn „Clown Prince“. Neuerdings zeigt sich „BoJo“, der Tribun der Brexit-Kampagne, mit gebändigte­m Haarschopf. Er plädiert für einen Hard Brexit, und es sei nun Zeit, ihn zu „liefern“.

Unter den Konkurrent­en ist der frühere „Times“-Journalist und Umweltmini­ster

(51), der Johnson 2016 die Unterstütz­ung für die Parteiführ­ung über Nacht entzog, um selbst zu kandidiere­n, und seither einen Ruf als Intrigant und Brutus hat. Außenseite­rchancen haben die neubestell­te Verteidigu­ngsministe­rin und ihr Vorgänger der kürzlich wegen eines Leaks aus dem nationalen Sicherheit­srat sein Amt aufgeben musste. Hoffnungen macht sich unter anderem auch ExBrexit-Minister (vier)

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