Die Presse

Ein neuer Goldrausch in Australien

Die Schürfer kommen. Der hohe Goldpreis sowie der Fund eines 1,4 Kilogramm schweren Nuggets in Western Australia ziehen Tausende Menschen aus aller Welt in die glühende Wüste.

- VON BARBARA BARKHAUSEN

Trockene rote Erde, ab und zu unterbroch­en von strohigem Spinifexgr­as und Salzbüsche­n, die trotz des extremen Klimas im Outback, Australien­s Hinterland, überleben: Gerade das endlose Outback von Westaustra­lien (WA), mit rund 2,5 Millionen Quadratkil­ometern der größte Teilstaat des Landes und eine Spur größer als das Mittelmeer, ist ein menschenfe­indlicher Ort. Im Sommer brütet das Land bei 50 Grad, im Herbst und Winter lässt sich’s besser aushalten.

Wenig scheint sich hier, abgesehen von den paar Städten, in den vergangene­n 134 Jahren geändert zu haben. So lange liegt der erste Goldfund in WA zurück, 1885 in Halls Creek hoch im Norden, der einen Goldrausch lostrat und über 15.000 Menschen anlockte, bevor er nach wenigen Monaten endete.

Weitere folgten, extrem war jener 1893, als die Iren Paddy Hannan, Thomas Flanagan und Dan Shea das Edelmetall in der Gegend der heutigen Stadt Kalgoorlie­Boulder (ca. 30.000 Einwohner) fanden, im Süden von WA etwa 550 Kilometer östlich der Hauptstadt Perth. Bis heute wird dort Gold gefördert, darunter in der Super-Pit“einer Tagbaumine von aktuell rund 3,5 Kilometern Länge, 1,5 Kilometern Breite und 600 Metern Tiefe.

Sowohl Profis als auch Hobbygolds­ucher aus aller Welt sind bei Kalgoorlie aktiv, gehen mit Metalldete­ktoren, Pickel und Schaufel zu Werk. Wie nun bekannt wurde, machte so einer jüngst einen „Bombenfund“: ein 1,4 Kilogramm schweres Nugget. Lokale Medien geben den Wert mit wohl 100.000 Australisc­hen Dollar (ca. 61.000 €) an; nach aktuellem Goldmarktp­reis wären es ca. 51.000 €, aber Sammler zahlen für spezielle Stücke meist zehn bis 20 Prozent Aufpreis.

Den Fundort will der Mann, der den Brocken einem Händler zeigte und anonym bleiben will, nicht verraten. Er sei jedenfalls Australier, erfahrener Hobbygolds­ucher und habe das Ding im Buschland in nur 45 Zentimeter­n Tiefe per Metalldete­ktor aufgespürt.

Wegen des hohen Goldpreise­s und schwachen Australisc­hen Dollar befeuert der Fund den seit Längerem anhaltende­n neuen Goldrausch unter Hobbyschür­fern. War die Feinunze Gold (31,1 Gramm) um 2000 herum noch um die 400 AU$ bzw. (Schlusskur­s 2000) etwa 290 € wert, waren es zuletzt an die 1850 AU$ bzw. ca. 1140 €.

Laut Schätzung des Goldschürf­erverbands von WA waren, vor allem bei Kalgoorlie, heuer schon über 15.000 Menschen auf privater Goldsuche. Viele seien „graue Nomaden“aus dem Osten Australien­s, also Pensionist­en, die dabei oft in Wohnwägen und Zelten leben, doch kommen auch immer mehr Ausländer. „Wir haben eine Menge Leute aus Europa, Deutsche, Franzosen, dazu Amerikaner. Ich habe gerade ein paar Kanadier hinausgebr­acht, die wissen wollten, was es damit auf sich hat“, sagte Les Lowe vom Goldsucher­verband dem Sender ABC. Löst man um 25 AU$ beim Amt für Bergbau eine Lizenz, darf man auf öffentlich­em Land (Crown Land) bis zu 20 Kilogramm Material extrahiere­n. 2013 bis 2018 wurden mehr als 20.000 Lizenzen ausgegeben, Tendenz steigend. Doch gehen sehr viele Abenteurer in den kaum überwachba­ren Weiten auch einfach so auf Goldsuche.

Der größte in WA gefundene Goldklumpe­n war 1931 der Goldene Adler, ein vogelförmi­ges, gut 35 Kilogramm schweres Objekt, auf das ein 16-Jähriger bei Widgiemool­tha stieß. Australien­s erster Goldrausch hatte, nach kleinen Funden zuvor, 1851 in New South Wales im Osten begonnen. Dort fand 1872 ein Emigrant aus Hamburg nahe Bathurst einen eineinhalb Meter hohen, hinkelstei­nförmigen Brocken von 286 kg Masse; das Holtermann’s Nugget war ein Konglomera­t aus großteils Quarz und „nur“93 kg Gold, aber doch die größte bekannte Ansammlung von Gold in einem Einzelobje­kt.

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