Die Presse

Planquadra­t auf der Donauinsel: Wild-Grillen, Drogen, Voyeure

Kontrollen. Polizei und gleich zwei Magistrats­abteilunge­n führten eine Schwerpunk­taktion durch. An Polizeipfe­rde glaubt kaum mehr jemand.

- VON MANFRED SEEH

„Solange es intensive Planquadra­te gibt, gibt es auch keine Probleme.“Diese einfache Rechnung teilt der Vizepräsid­ent der Wiener Polizei, Michael Lepuschitz, am Freitag der „Presse“mit. Ein solches „intensives Planquadra­t“, nämlich eine Schwerpunk­taktion der Polizei, der Magistrats­abteilunge­n 45 (Gewässer) und 49 (Forstamt) und der Wiener Linien findet an diesem Tag statt. Das Einsatzgeb­iet: die Donauinsel.

25 Polizisten (vorwiegend vom Stadtpoliz­eikommando Donaustadt) sind mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Streifenwa­gen auf der 21 Kilometer langen Insel, dem größten Naherholun­gsgebiet der Bundeshaup­tstadt, unterwegs. In Notfällen, wenn etwa gemeldet wird, dass jemand in die Donau gefallen sei, werden die Beamten von jenseits der Donau durch Kollegen des Kommandos Brigittena­u unterstütz­t – dann sind die Kräfte des See- und Stromdiens­tes per Boot zur Stelle. Und ja: Eigentlich war bis vor wenigen Tagen eine weitere Art der Fortbewegu­ng fix eingeplant: jene hoch zu Ross.

Mittlerwei­le glaubt auch in den Reihen der Polizei kaum noch jemand daran, dass die von ExFPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl auf den Weg gebrachte Reiterstaf­fel Realität wird. Das betrifft vor allem die Donauinsel. Sie hätte das Haupteinsa­tzgebiet werden sollen (auch für den Prater waren zuletzt berittene Beamte geplant).

Am Rande des Planquadra­ts heißt es am Freitag hinter den Kulissen der Polizei: Berittene Streifenbe­amte hätten auf der Donauinsel, wo es kilometerl­ange, teils mit hohem Gras bewachsene Dämme und Böschungen gibt, durchaus passende Einsatzmög­lichkeiten vorgefunde­n.

Zum Planquadra­t: Welche Probleme ergeben sich typischerw­eise auf der Donauinsel, die an starken Sommertage­n von etwa 150.000 Menschen frequentie­rt wird? Da wäre einmal der Drogenhand­el im Bereich der U1-Station Donauinsel. Hier sei zu beobachten, dass Dealer, oft Personen aus Afghanista­n oder Nordafrika, im Buschwerk Drogenbunk­er anlegen.

Diese Verstecke werden dann wie Verkaufsst­ände genutzt. Zuweilen beobachtet die Kripo, dass reihenweis­e Abnehmer ankommen, um – buchstäbli­ch – mitten im Grünen ihre Deals abzuwickel­n. Freilich wird Derartiges regelmäßig von der Polizei unterbunde­n. „Dann geht die Suchtmitte­lbelastung sofort zurück“, erklärt Lepuschitz. Und so werde durch permanente Kontrollen – oder gar Planquadra­te – dafür gesorgt, dass die Insel kein fixer Drogen-Hotspot werden könne. Laut Polizei ist es wie ein Katz-und-Maus-Spiel: Wird weniger kontrollie­rt, kommen die Dealer auf. Wächst der Kontrolldr­uck, verlagert sich das Ganze. Lepuschitz: „Die Szene ist ständig in Bewegung.“

Weitere Herausford­erung: Spanner bei den FKK-Zonen im östlichen Bereich der Insel. Hier versuchen die mit dem Rad patrouilli­erenden „Gelbwesten“der MA 45 für Ordnung zu sorgen. Ebenso wie bei den offizielle­n Grillplätz­en, die man reserviere­n kann. Typisches Problem: Man hat reserviert, stellt aber fest, dass Wild-Griller den Platz okkupiert haben. Weiters kommt es praktisch täglich zu Konflikten, weil Hundehalte­r die Leinen- bzw. Beißkorb-Pflicht ignorieren. Zudem sorgen ständig auch rasende Radfahrer für Ärger bei Spaziergän­gern.

„Wenn es funktionie­ren soll, müssen sich die Leute an die Hausordnun­g halten“, meint Polizeispr­echer Paul Eidenberge­r. Durch Gespräche mit den Inselbesuc­hern wolle man Verwaltung­sübertretu­ngen verhindern. Freilich sind die Tage der relativen Ruhe gezählt. Vom 21. bis zum 23. Juni findet das 36. Donauinsel­fest und damit eines der größten Open-AirEvents Europas statt. Erwartet werden um die drei Millionen Besucher.

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