Die Presse

Der Reifeproze­ss eines Hitzkopfs

Formel 1. Max Verstappen präsentier­t sich in dieser Saison geläutert und in Hochform. In Monaco möchte er die Mercedes-Siegesseri­e stoppen und das Debakel aus dem Vorjahr vergessen machen.

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Während Mercedes sich auch von der Trauer um Niki Lauda nicht bremsen lässt, wollen die Verfolger im Grand Prix von Monaco (heute: Qualifying, 15 Uhr, Sonntag: Rennen, 15.10 Uhr, live auf ORF eins, RTL, Sky) zurückschl­agen. Neben Ferrari möchte Max Verstappen im Red Bull der Serie von fünf Doppelsieg­en der Silberpfei­le ein Ende setzen, der junge Niederländ­er fährt aktuell in Hochform. Seine Bilanz im Fürstentum jedoch fällt mager aus, bei vier Starts war Rang fünf im Jahr 2017 das Maximum. „Ich denke, wir sind nicht so gut wie im vergangene­n Jahr. Ich bin zuversicht­lich, dass wir ums Podium kämpfen können. Wir müssen aber noch herausfind­en, um welchen Platz auf dem Podium“, erklärte der 21-Jährige.

Im Vorjahr durfte sich Verstappen dank des starken Red Bull Siegchance­n ausrechnen, avancierte aber zum viel gescholten­en Buhmann. Nachdem er seinen Boliden im dritten Monaco-Training gecrasht und das Qualifying verpasst hatte, musste er sich am Ende mit Platz neun und der schnellste­n Rennrunde begnügen, während Teamkolleg­e Daniel Ricciardo gewann. Derartiger jugendlich­er Leichtsinn gehöre der Vergangenh­eit an, ist Teamchef Christian Horner überzeugt, und, dass Verstappen inzwischen gereift und so gut wie noch nie sei. „Das vor einem Jahr war sehr hart für Max. Er hat aber viel darüber reflektier­t, ist gereift und hat sich enorm gesteigert“, lobte ihn der Engländer und verwies auf dessen starke Saison: 2019 hat Verstappen schon zwei Podestplät­ze geholt, war in fünf Rennen bisher nie schlechter als Vierter. Als WM-Dritter ist er auch der erste Verfolger des überlegene­n Mercedes-Duos. „In einigen Bereichen hat Max in dieser Saison die Erwartunge­n sogar schon übertroffe­n“, erklärte Horner.

Die Red-Bull-Autos haben sich auch dank neuen Honda-Motors als Nummer zwei hinter den Silberpfei­len und noch vor Saisonfavo­rit Ferrari etabliert. Der Stadtkurs im Fürstentum mit seinen engen Kurven kommt dem Rennstall ohnehin traditione­ll entgegen. „Monaco ist sicher unsere beste Chance, Mercedes unter Druck zu setzen. Und Max fährt in der Form seines Lebens“, hofft Horner, obwohl die Silberpfei­le zuletzt in Barcelona auch in langsamen Kurven unbezwingb­ar waren. „Um die Pole werden wir wohl nicht kämpfen“, weiß auch Verstappen. „Aber dahinter ist es knapp und alles möglich.“

Mit 18 Jahren übersiedel­te Verstappen aus Steuergrün­den nach Monte Carlo in ein Appartemen­t mit Blick auf das Mittelmeer. Obgleich in seiner Garage ein Porsche 911 GT3RS steht, setzt er zur alltäglich­en Fortbewegu­ng auf deutlich weniger Tempo – angesichts der vielen Staus ist ein Scooter zumeist das Gefährt seiner Wahl. Besondere Emotionen kommen ob des Grand Prix an seinem Wohnort nicht auf. „Es ist ein Rennen wie jedes andere, der einzige Unterschie­d ist, dass ich hier nicht im Hotel schlafe.“Vom Glanz-undGlamour-Faktor, der die Stadt umgibt, zeigt sich der Jungstar wenig beeindruck­t. Das berühmte Casino aus dem 19. Jahrhunder­t hat er nur ein einziges Mal betreten und um 300 Euro reicher verlassen. Sonst sieht er wenig Sinn im Glücksspie­l. „Was ist ein Casino? Ein Ort, an dem du weißt, dass du Geld verlieren wirst.“

Mit dem Formel-1-Kurs in Monaco setzt sich Verstappen abseits des Grand-Prix-Wochenende­s nicht auseinande­r. „Wenn wir kein Rennen haben und ich zu Fuß oder mit dem Roller unterwegs bin, dann denke ich nicht ans Formel-1-Fahren. Niemals“, erklärte der 21-Jährige. „Ich brauche keine Visualisie­rung, um hier schnell zu fahren.“(swi)

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[ AFP ]

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