„Ich habe mich interessant gemacht“
Fußball. Nach zwei Jahren bei Atromitos Athen gelang Damir Canadi, 49, der nächste Schritt auf der Karriereleiter. Über den Abschied aus Griechenland und die Zukunft beim 1. FC Nürnberg.
Am Donnerstag landeten auch die allerletzten Umzugskartons aus Griechenland in Vorarlberg. Nach zwei Jahren ist Damir Canadi zurück in seiner Heimat Dornbirn, allzu lang wird er sich dort aber nicht aufhalten. Schon Mitte Juni werden einige Umzugskartons nach Deutschland geschickt, Canadi hat vor wenigen Tagen einen Zweijahresvertrag beim 1. FC Nürnberg unterschrieben. Der 49-Jährige hat sich damit einen Traum erfüllt, die Vorfreude erfährt keinen Abbruch, bloß weil der Klub als Tabellenletzter der Bundesliga nächste Saison nur noch zweitklassig spielt.
Natürlich hat sich Canadi vor seiner Unterschrift ein Bild vom 1. FC Nürnberg gemacht. Das Gesehene überzeugte ihn. Der Klub biete „tolle Rahmenbedingungen“, das Trainingsgelände zähle ohnehin „zu den fünf besten in ganz Deutschland“. Dass das Ziel nach dem Abstieg sofortiger Wiederaufstieg in die Bundesliga heißt, liegt auf der Hand. Von offizieller Seite will man Canadi die nötige Zeit geben, der Aufstieg im ersten Jahr sei kein Muss, die Entwicklung der Mannschaft stehe im Vordergrund. Doch was, wenn der sportliche Erfolg nicht rasch eintreten sollte? Canadi kennt die Mechanismen des Fußballs, auch aus seiner fünfmonatigen Zeit bei Rapid, über die er heute nicht mehr sprechen möchte. Der Wiener hat bezüglich Nürnberg „ein gutes Gefühl“, die Bodenständigkeit des Klubs könnte gut zu seiner eigenen passen, wie er meint.
Völlig unabhängig von möglichen Neuzugängen erwartet Canadi, dass ihm eine schlagkräftige Mannschaft zur Verfügung stehen wird. Nach dem Abstieg (drei Siege in 34 Ligaspielen) wird viel Aufbauarbeit nötig sein. „Die Mannschaft hat 26 Tore erzielt und 68 bekommen. Wir müssen gemeinsam wieder das Sieger-Gen finden.“Wie schwer ein sofortiger Wiederaufstieg sei, „hat der HSV in dieser Saison vorgelebt“. Längst sind nicht mehr nur noch österreichische Spieler in Deutschland gefragt, auch der Marktwert der heimischen Trainer ist im Nachbarland in den vergangenen Jahren beträchtlich gestiegen.
Was mit Peter Stöger und dem 1. FC Köln 2013 so richtig begann, wurde bis zuletzt von Adi Hütter und seiner Frankfurter Eintracht in der abgelaufenen Spielzeit fortgeführt. Mit Lask-Coach Oliver Glasner heuert im Sommer beim VfL Wolfsburg ein weiterer Trainerlegionär in Deutschland an. Seine Landsmänner und Vorgänger hätten „gute Arbeit“geleistet und „Wege geöffnet“, sagt Canadi: „Aber am Ende geht es nicht darum, ob du Österreicher, Kroate, Engländer oder Portugiese bist: Du musst einfach Leistung bringen.“
Mit seiner Bilanz in Griechenland bei Atromitos Athen (zweimalige Europacup-Qualifikation) hat sich Canadi selbst in die Auslage trainiert. „Diese beiden Jahre haben mir die Möglichkeit gegeben, mich interessant zu machen.“Schon im Februar hatte Canadi die Entscheidung getroffen, trotz des Erfolgs nicht bei Atromitos zu verlängern und stattdessen eine neue Herausforderung zu suchen. Der Abschied sei ihm letztlich dennoch schwergefallen.
„Es war viel Wehmut dabei, weil es für mich zwei unglaublich tolle Jahre waren.“Der griechische Fußball leide aufgrund von Fankrawallen und Korruption „leider unter einem sehr negativen Bild“, ihm werden jedoch vorrangig „die
geboren am 6. Mai 1970 in Wien, hat in seiner Karriere im Mittelfeld u. a. für Austria Wien und VfB Mödling gespielt, einen großen Teil der Zeit stand er bei Amateurklubs unter Vertrag. Als machte er sich beim SCR Altach (2013–2016) einen Namen, das folgende Engagement bei Rapid endete nach nur fünf Monaten. In den vergangenen beiden Jahren coachte er Atromitos Athen, ab Sommer trainiert Canadi den 1. FC Nürnberg. Erfolge und die vielen tollen Menschen in Erinnerungen bleiben“.
Dass unter den Interessenten letztlich „ein Verein wie Nürnberg“war, bestätigt Canadi auf seinem Weg. Der letzte Meistertrainer des 1. FCN war übrigens ein Österreicher, der Wiener Max Merkel holte 1968 mit den Franken die Meisterschaft. „In Merkels Fußstapfen kann und werde ich nicht treten. Das war eine andere Zeit, mit ganz anderen Möglichkeiten“, sagt Canadi.