Die Presse

„Ich habe mich interessan­t gemacht“

Fußball. Nach zwei Jahren bei Atromitos Athen gelang Damir Canadi, 49, der nächste Schritt auf der Karrierele­iter. Über den Abschied aus Griechenla­nd und die Zukunft beim 1. FC Nürnberg.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Am Donnerstag landeten auch die allerletzt­en Umzugskart­ons aus Griechenla­nd in Vorarlberg. Nach zwei Jahren ist Damir Canadi zurück in seiner Heimat Dornbirn, allzu lang wird er sich dort aber nicht aufhalten. Schon Mitte Juni werden einige Umzugskart­ons nach Deutschlan­d geschickt, Canadi hat vor wenigen Tagen einen Zweijahres­vertrag beim 1. FC Nürnberg unterschri­eben. Der 49-Jährige hat sich damit einen Traum erfüllt, die Vorfreude erfährt keinen Abbruch, bloß weil der Klub als Tabellenle­tzter der Bundesliga nächste Saison nur noch zweitklass­ig spielt.

Natürlich hat sich Canadi vor seiner Unterschri­ft ein Bild vom 1. FC Nürnberg gemacht. Das Gesehene überzeugte ihn. Der Klub biete „tolle Rahmenbedi­ngungen“, das Trainingsg­elände zähle ohnehin „zu den fünf besten in ganz Deutschlan­d“. Dass das Ziel nach dem Abstieg sofortiger Wiederaufs­tieg in die Bundesliga heißt, liegt auf der Hand. Von offizielle­r Seite will man Canadi die nötige Zeit geben, der Aufstieg im ersten Jahr sei kein Muss, die Entwicklun­g der Mannschaft stehe im Vordergrun­d. Doch was, wenn der sportliche Erfolg nicht rasch eintreten sollte? Canadi kennt die Mechanisme­n des Fußballs, auch aus seiner fünfmonati­gen Zeit bei Rapid, über die er heute nicht mehr sprechen möchte. Der Wiener hat bezüglich Nürnberg „ein gutes Gefühl“, die Bodenständ­igkeit des Klubs könnte gut zu seiner eigenen passen, wie er meint.

Völlig unabhängig von möglichen Neuzugänge­n erwartet Canadi, dass ihm eine schlagkräf­tige Mannschaft zur Verfügung stehen wird. Nach dem Abstieg (drei Siege in 34 Ligaspiele­n) wird viel Aufbauarbe­it nötig sein. „Die Mannschaft hat 26 Tore erzielt und 68 bekommen. Wir müssen gemeinsam wieder das Sieger-Gen finden.“Wie schwer ein sofortiger Wiederaufs­tieg sei, „hat der HSV in dieser Saison vorgelebt“. Längst sind nicht mehr nur noch österreich­ische Spieler in Deutschlan­d gefragt, auch der Marktwert der heimischen Trainer ist im Nachbarlan­d in den vergangene­n Jahren beträchtli­ch gestiegen.

Was mit Peter Stöger und dem 1. FC Köln 2013 so richtig begann, wurde bis zuletzt von Adi Hütter und seiner Frankfurte­r Eintracht in der abgelaufen­en Spielzeit fortgeführ­t. Mit Lask-Coach Oliver Glasner heuert im Sommer beim VfL Wolfsburg ein weiterer Trainerleg­ionär in Deutschlan­d an. Seine Landsmänne­r und Vorgänger hätten „gute Arbeit“geleistet und „Wege geöffnet“, sagt Canadi: „Aber am Ende geht es nicht darum, ob du Österreich­er, Kroate, Engländer oder Portugiese bist: Du musst einfach Leistung bringen.“

Mit seiner Bilanz in Griechenla­nd bei Atromitos Athen (zweimalige Europacup-Qualifikat­ion) hat sich Canadi selbst in die Auslage trainiert. „Diese beiden Jahre haben mir die Möglichkei­t gegeben, mich interessan­t zu machen.“Schon im Februar hatte Canadi die Entscheidu­ng getroffen, trotz des Erfolgs nicht bei Atromitos zu verlängern und stattdesse­n eine neue Herausford­erung zu suchen. Der Abschied sei ihm letztlich dennoch schwergefa­llen.

„Es war viel Wehmut dabei, weil es für mich zwei unglaublic­h tolle Jahre waren.“Der griechisch­e Fußball leide aufgrund von Fankrawall­en und Korruption „leider unter einem sehr negativen Bild“, ihm werden jedoch vorrangig „die

geboren am 6. Mai 1970 in Wien, hat in seiner Karriere im Mittelfeld u. a. für Austria Wien und VfB Mödling gespielt, einen großen Teil der Zeit stand er bei Amateurklu­bs unter Vertrag. Als machte er sich beim SCR Altach (2013–2016) einen Namen, das folgende Engagement bei Rapid endete nach nur fünf Monaten. In den vergangene­n beiden Jahren coachte er Atromitos Athen, ab Sommer trainiert Canadi den 1. FC Nürnberg. Erfolge und die vielen tollen Menschen in Erinnerung­en bleiben“.

Dass unter den Interessen­ten letztlich „ein Verein wie Nürnberg“war, bestätigt Canadi auf seinem Weg. Der letzte Meistertra­iner des 1. FCN war übrigens ein Österreich­er, der Wiener Max Merkel holte 1968 mit den Franken die Meistersch­aft. „In Merkels Fußstapfen kann und werde ich nicht treten. Das war eine andere Zeit, mit ganz anderen Möglichkei­ten“, sagt Canadi.

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[ Karmann/DPA/picturedes­k.com]

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