Was den Strompreis heimlich treibt
Energie I. Eine staatsnahe Organisation kauft heimischen Ökostrom zu Wucherpreisen auf, klagen Stromhändler und wittern Wettbewerbsverzerrung. Rechtlich ist das sauber, zahlen darf der Kunde.
Stromkunden in Summe ein paar Millionen Euro mehr bezahlen.
Um zu verstehen, was hier passiert ist, muss man ein wenig zurückblicken. 15 Jahre lang teilten sich Österreich und Deutschland eine Strompreiszone und einen Strompreis. Seit 1. Oktober 2018 ist das anders. Auf Wunsch der Deutschen wurden die Preiszonen getrennt – und seither gehen die Preise in Österreich und Deutschland auseinander. Das ist relevant, weil die Ömag per Gesetz dazu angehalten ist, den Ökostrom-Produzenten einen landesüblichen Preis zu bezahlen. Lang gab es an der Strombörse EEX nur den deutschen Preis. Jetzt bezahlt die Ömag eben den höheren österreichischen. Aber warum die Aufregung?
Der österreichische Preis ist de facto tot und hat keine Relevanz, erklärt ein Händler. Ein Blick auf die Umsätze an der Strombörse bestätigt das: Für das kommende Jahr wurden auf Basis des deutschen Strompreises bereits 72.000 Future-Kontrakte gehandelt. Demgegenüber stehen bisher nur 112 Deals auf Basis des heimischen Strompreises. Liquidität sieht anders aus.
Aber damit nicht genug. Die Ömag bietet Ökostromerzeugern nicht nur einen deutlich höheren Preis als der Rest des Markts, sondern verzichtet zudem auf den branchenüblichen Abschlag für Ausgleichsenergiekosten. Zur Erklärung: Energiehändler, die direkt von Kraftwerksbetreibern kaufen, zahlen meist weniger als den Börsenpreis, weil sie ihren Kunden auch dann Elektrizität liefern müssen, wenn die Kraftwerke gerade stillstehen. Diese Kosten stellt die Ömag den Produzenten nicht mehr in Rechnung und bringt die Konkurrenz so weiter in Bedrängnis.
Ömag-Chef Magnus Brunner sieht „keinen Spielraum“für seine Organisation. „Wir nehmen die Werte, die uns von der E-Control vorgeschrieben werden.“Da die Ömag gut gewirtschaftet habe, aber keinen Gewinn machen dürfe, habe die Behörde die Kosten für Ausgleichsenergie auf null gesetzt.
Das ist nicht nur relevant für rivalisierende Energiehändler, sondern auch für die Stromkunden. Sie müssen die gestiegenen Kosten aus eigener Tasche bezahlen, da alle Mengen, die die Ömag einkauft, zwangsweise an die privaten Energiehändler aufgeteilt werden. Entsprechend teurer werden deren Produkte dann für den Endkunden. Bei der E-Control ist die Causa „Thema im Haus“. Mehr will man offiziell aber derzeit nicht sagen. Das Ziel, Ökostrom näher zum Markt zu bringen und damit die Kosten zu senken, wird so aber wohl nicht erfüllt werden.