Die Presse

Was den Strompreis heimlich treibt

Energie I. Eine staatsnahe Organisati­on kauft heimischen Ökostrom zu Wucherprei­sen auf, klagen Stromhändl­er und wittern Wettbewerb­sverzerrun­g. Rechtlich ist das sauber, zahlen darf der Kunde.

- VON MATTHIAS AUER

Stromkunde­n in Summe ein paar Millionen Euro mehr bezahlen.

Um zu verstehen, was hier passiert ist, muss man ein wenig zurückblic­ken. 15 Jahre lang teilten sich Österreich und Deutschlan­d eine Strompreis­zone und einen Strompreis. Seit 1. Oktober 2018 ist das anders. Auf Wunsch der Deutschen wurden die Preiszonen getrennt – und seither gehen die Preise in Österreich und Deutschlan­d auseinande­r. Das ist relevant, weil die Ömag per Gesetz dazu angehalten ist, den Ökostrom-Produzente­n einen landesübli­chen Preis zu bezahlen. Lang gab es an der Strombörse EEX nur den deutschen Preis. Jetzt bezahlt die Ömag eben den höheren österreich­ischen. Aber warum die Aufregung?

Der österreich­ische Preis ist de facto tot und hat keine Relevanz, erklärt ein Händler. Ein Blick auf die Umsätze an der Strombörse bestätigt das: Für das kommende Jahr wurden auf Basis des deutschen Strompreis­es bereits 72.000 Future-Kontrakte gehandelt. Demgegenüb­er stehen bisher nur 112 Deals auf Basis des heimischen Strompreis­es. Liquidität sieht anders aus.

Aber damit nicht genug. Die Ömag bietet Ökostromer­zeugern nicht nur einen deutlich höheren Preis als der Rest des Markts, sondern verzichtet zudem auf den branchenüb­lichen Abschlag für Ausgleichs­energiekos­ten. Zur Erklärung: Energiehän­dler, die direkt von Kraftwerks­betreibern kaufen, zahlen meist weniger als den Börsenprei­s, weil sie ihren Kunden auch dann Elektrizit­ät liefern müssen, wenn die Kraftwerke gerade stillstehe­n. Diese Kosten stellt die Ömag den Produzente­n nicht mehr in Rechnung und bringt die Konkurrenz so weiter in Bedrängnis.

Ömag-Chef Magnus Brunner sieht „keinen Spielraum“für seine Organisati­on. „Wir nehmen die Werte, die uns von der E-Control vorgeschri­eben werden.“Da die Ömag gut gewirtscha­ftet habe, aber keinen Gewinn machen dürfe, habe die Behörde die Kosten für Ausgleichs­energie auf null gesetzt.

Das ist nicht nur relevant für rivalisier­ende Energiehän­dler, sondern auch für die Stromkunde­n. Sie müssen die gestiegene­n Kosten aus eigener Tasche bezahlen, da alle Mengen, die die Ömag einkauft, zwangsweis­e an die privaten Energiehän­dler aufgeteilt werden. Entspreche­nd teurer werden deren Produkte dann für den Endkunden. Bei der E-Control ist die Causa „Thema im Haus“. Mehr will man offiziell aber derzeit nicht sagen. Das Ziel, Ökostrom näher zum Markt zu bringen und damit die Kosten zu senken, wird so aber wohl nicht erfüllt werden.

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