Die Presse

WKO gegen Staatsgeld für Wasserkraf­t

Energie II. Die Forderunge­n des Verbunds seien überzogen, sagt Stephan Schwarzer.

- VON MATTHIAS AUER

Man ahnt es nicht, doch irgendwo zwischen dem nördlichen Waldvierte­l und der Parndorfer Platte knallen gerade die Sektkorken. Die großen Windkraftb­etreiber, die hier zu Hause sind, haben ja wirklich allen Grund zur Freude: Seit einiger Zeit gibt es jemanden, der ihnen alle Strommenge­n, die nicht mehr staatlich gefördert werden, zu überhöhten Preisen abkauft. Just die offizielle ÖkostromAb­wicklungss­telle Ömag bietet drei bis vier Euro mehr je Megawattst­unde grünen Stroms als die anderen Händler.

Das freut die Betreiber von Wind- und Solarparks, wirft aber Fragen auf: Wie kann es sein, dass eine staatsnahe Non-Profit-Organisati­on mit Höchstprei­sen Marktantei­le von privaten Mitbewerbe­rn erobert? Und wie kommen die Stromkunde­n dazu, letztlich die Rechnung für diese Entwicklun­g begleichen zu müssen?

Fragt man bei den Beteiligte­n nach, ergibt sich ein verworrene­s Bild, in dem jeder mit dem Finger auf den anderen zeigt: Private Energiehän­dler ärgern sich über den neuen Konkurrent­en Ömag und reden von künstliche­r Verzerrung des Wettbewerb­s. Die Ömag verweist auf den Regulator E-Control und meint, ihr selbst seien die Hände gebunden. Und beim Regulator erkennt man zwar das Dilemma, pocht aber darauf, lediglich dem Gesetz Folge zu leisten. Niemand will es gewesen sein – und dennoch müssen die heimischen

Wie immer die Regierung in der kommenden Woche und am Ende des Jahres aussehen wird, um eine Rundumerne­uerung des Ökostromge­setzes wird keine Koalition vorbeikomm­en. Das Umweltmini­sterium feilt seit Monaten am Entwurf. Die lautstarke­n Forderunge­n der Strombranc­he rufen nun erste Kritiker auf den Plan.

Vor allem das Ansinnen von Verbund-Chef Wolfgang Anzengrube­r, künftig auch die Modernisie­rung bzw. die Erweiterun­g bestehende­r Großwasser­kraftwerke vom Staat alimentier­en zu lassen, stößt ihnen sauer auf. „Die Donaukraft­werke haben gute Gewinne angehäuft. Erweiterun­gsinvestit­ionen müssten die Betriebe eigentlich aus eigener Kraft stemmen können“, sagt Stephan Schwarzer, Energie-Experte der Wirtschaft­skammer Österreich (WKO) zur „Presse“. Manche Anlagen, etwa das Kraftwerk Freudenau, seien zudem bereits als „stranded investment­s“abgeschrie­ben worden, was die Kunden schon unnötigerw­eise belastet hätte. „Die Forderunge­n sind überzogen.“

Klar ist aber auch: Das Ökostromge­setz ist notwendig, will Österreich die geplante Energiewen­de bis 2030 schaffen. Als zweiten Eckpfeiler sieht Schwarzer das Einstampfe­n und Neuschreib­en des „völlig unnötigen Energieeff­izienzgese­tzes“. Derzeit würden Betriebe teilweise mit zigtausend­en Euros für Effizienzm­aßnahmen gefördert, die sie schon aus ökonomisch­en Gründen ohnedies durchführe­n würden. In Bereichen wie der besseren Nutzung von Abwärme, wo wirklich etwas zu holen wäre, gebe es hingegen keinerlei Anreize.

Lob findet Schwarzer für die geplante Streichung der Eigenstrom­steuer für Unternehme­n, die Solaranlag­en auf dem Dach installier­en. Allerdings müsse für kleine Anlagen auch die Genehmigun­gspflicht fallen. Im Gebäudesek­tor hofft Schwarzer auf „Incentives im Steuerbere­ich“, um die Sanierungs­rate in Richtung der erwünschte­n zwei Prozent zu bringen.

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