Die Presse

Vapiano kann nach Geldspritz­e weitermach­en

Gastronomi­e. Die Probleme der Italo-Kette sind aber noch nicht gelöst, die Bilanz wird zum dritten Mal verschoben.

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Das monatelang­e Feilschen und Bangen hat ein Ende. Vorerst. Der einst gefeierte, inzwischen aber angeschlag­ene Star der Systemgast­ronomie-Szene, Vapiano, hat die dringend benötigte Refinanzie­rung in Höhe von 30 Mio. Euro endlich bekommen. In die Tasche gegriffen haben Gläubigerb­anken und Großaktion­äre, darunter sind die Beteiligun­gsfirmen des Tchibo-Erben Günter Herz und der Wella-Erbin Gisa Sander.

Die für gestern, Freitag, vorgesehen­e Vorlage der Jahresbila­nz 2018 wurde jedoch wieder – nun zum dritten Mal – verschoben. Die Refinanzie­rung müsse noch dokumentie­rt werden, teilte Vapiano mit. Auf die Zahlen dürfen sich die Aktionäre ohnedies nicht freuen: Denn Vapiano hat bereits im Februar bekannt gegeben, dass der Umsatz statt der angestrebt­en 375 bis 385 nur bei 370 Mio. Euro liegen dürfte. Und unter dem Strich dürfte es tiefrot aussehen. 2017 lag das Minus bei 30 Mio. Euro.

Nach zwei Gewinnwarn­ungen musste Unternehme­nschef Jochen Halfmann Ende November Cornelius Everke Platz machen. Dieser kündigte zwar gleich ein umfassende­s Restruktur­ierungspro­gramm an. Den Kurssturz der Aktie konnte er aber noch nicht stoppen. Mit 23 Euro ist Vapiano im Sommer 2017 an die Börse gegangen. Am Freitag fiel der Kurs erneut – auf unter sechs Euro. Der Marktwert sackte damit von 550 auf 150 Mio. Euro ab.

Das frische Geld ist Voraussetz­ung für die strategisc­he Neuausrich­tung, die Everke nun schnellste­ns umsetzen muss. Die 2002 gegründete Restaurant­kette mit Italo-Schwerpunk­t ist rasant auf 231 Restaurant­s in 33 Ländern gewachsen – zu schnell, wie sich nun zeigt. Einige Standorte erwiesen sich als Flop. Die meisten Restaurant­s werden im Franchises­ystem betrieben. Vapiano ist auch in Österreich präsent.

Außerdem gab es Kundenbesc­hwerden über zu lange Wartezeite­n und Skandale um Qualitätsp­robleme. Auch ziehen in Zeiten von Food-Trucks, Bio- und Veganwelle sowie Lieferserv­ices Pasta und Pizza allein nicht mehr so wie früher. Schon seit 2016 schreibt der Konzern operativ rote Zahlen.

Everke, der zuvor das Deutschlan­d-Geschäft von Starbucks aufgebaut hatte, steigt auf die Bremse. Das heißt, dass die Abläufe in den Restaurant­s verkürzt und neue mobile Bezahlmode­lle eingeführt werden. Auch das Angebot soll sich ändern. Es soll zwar italienisc­h bleiben, aber einfacher werden, wie Everke dem Magazin „Focus“sagte. „Unser Ziel ist es, Vapiano zurück auf einen profitable­n Wachstumsp­fad zu bringen.“(eid)

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