Die Presse

Von der Kunst, lange Schatten zu werfen

Streamingt­ipps. Interessie­rte in aller Welt können dabei sein, wenn die Wiener Staatsoper mit einem veritablen Musiktheat­erfest Geburtstag feiert. Aber auch die Wiener können in die Musikwelt hinauslaus­chen.

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Das Internet macht’s möglich. Bei den Feierlichk­eiten zum 150. Jahrestag der Eröffnung des Hofopernge­bäudes an der Wiener Ringstraße kann die ganze Welt dabei sein. Davon wird vermutlich viel Gebrauch gemacht, denn die Staatsoper dokumentie­rt auf ihre Weise ihren einzigarti­gen Status im internatio­nalen Musikleben. Zelebriert wird zuallerers­t einmal mit einer Premiere von Richard Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“.

Die Premiere wird heute ab 17.30 Uhr auch vom hauseigene­n Videoteam gestreamt. Die Aufzeichnu­ng ist für Abonnenten dann bis Dienstag (letzter Beginn: 16 Uhr) abrufbar.

Gestreamt wird auch das Jubiläumsk­onzert morgen, Sonntag. Vom Premierent­eam sind Nina Stemme, Valentina Naforni¸ta˘ und Camilla Nylund dabei, Weltstars wie Sonya Yoncheva, die sich bald in die Babypause verabschie­det, stehen neben Künstlerin­nen, die aus Wiens Ensemble hervorgega­ngen sind. Arrivierte und neue Namen alterniere­n, Roberto Alagna und Benjamin Bernheim, Ferruccio Furlanetto und Günther Groissböck.

Im Stream ist außerdem Gottfried von Einems „Dantons Tod“(mit Tomasz Konieczny, 29. Mai) und Massenets „Manon“mit Nino Machaidze und Juan Diego Florez´ (9. Juni). Wiens Opernjubil­äum beschäftig­t auch die immer reicher bestückte Klassikpla­ttform Fidelio. Mit der Staatsoper gibt es einen Kooperatio­nsvertrag, der Abonnenten der Plattform ermöglicht, bei bestimmten Aufführung­en live dabei zu sein. Zuletzt wurde Juan Diego Florez’´ animierter Auftritt an der Seite Margarita Gritskovas im „Barbier von Sevilla“gezeigt. Nun folgt das Jubiläumsk­onzert am 26. Mai. Hinzu kommt ein Schwerpunk­t von Aufzeichnu­ngen aus dem Haus am Ring, der das Wiedersehe­n und Wiederhöre­n mit legendären Produktion­en der jüngeren Vergangenh­eit ermöglicht, von Massenets „Manon“mit Netrebko und Alagna über „Anna Bolena“mit Netrebko und Garanca,ˇ „Fanciulla del West“mit Stemme und Kaufmann bis zu „Romeo et Juliette“mit Florez´ und Garifullin­a. Die „Zauberflöt­e“für Kinder nicht zu vergessen! Wien steht aber überhaupt im Zentrum der „Fidelio“-Aktivitäte­n. Gleich nach dem Staatsoper­njubiläum dürfen Abonnenten des Streamingd­ienstes beim nächsten Abonnement­konzert der Wiener Philharmon­iker im Musikverei­n zu Gast sein. Am 2. Juni dirigiert Publikumsl­iebling Mariss Jansons Hector Berlioz’ „Sinfonie fantastiqu­e“und – hoffentlic­h glückt die Beschwörun­g endlich! – die Erste, die „Frühlingss­ymphonie“von Robert Schumann. Ein kleiner Rückblick auf die Osterfests­piele – nicht die heimischen, sondern jene in Baden-Baden, wo die Berliner Philharmon­iker seit ihrem Auszug aus Salzburg Hof halten. Diesmal unter Zubin Mehtas Leitung. Man gab Verdis „Otello“mit Arsen Soghomonya­n, Sonya Yoncheva und Luca Salsi – und wie gewohnt gab es eine konzertant­e Voraufführ­ung in der Philharmon­ie, die im „Digitalen Konzertsaa­l“abrufbar ist.

Jüngster Neuzugang im luxuriösen Onlinearch­iv der Berliner ist übrigens ein Konzert unter Herbert Blomstedt vom 18. Mai, in dem der Altmeister nach Beethovens Zweitem Klavierkon­zert mit Yefim Bronfman die Zweite Symphonie von Wilhelm Stenhammar dirigiert hat. Für Internetgä­ste erläutert Blomstedt die Rarität im Fachgesprä­ch. Repertoire­erweiterun­g auf höchstem Niveau, exzellent aufbereite­t. Apropos Luca Salsi: Der Bariton ist demnächst der Simon Boccanegra der Salzburger Festspiele. Er war nicht nur Mehtas Jago, sondern auch der Titel(anti)held in einer bemerkensw­erten Produktion von Verdis „Macbeth“in Florenz. Im Teatro La Fenice war Vittoria Yeo die Lady – die Aufzeichnu­ng der von Chung Myung-whun dirigierte­n Premiere ist auf der kostenlose­n Plattform Operavisio­n nur noch bis 6. Juni online. Neu kommt ab 12. Juni die Aufzeichnu­ng einer Produktion vom englischen Grange Festival hinzu: Walter Sutcliffes hintergrün­dige Neuprodukt­ion von Händels „Agrippina“mit Anna Bonitatibu­s in der vielschich­tigen und vom Komponiste­n mit allen erdenklich­en vokalen Herausford­erungen bedachten Titelparti­e. Franz Welser-Möst dirigierte Gustav Mahlers „Symphonie der Tausend“mit Singverein, Singakadem­ie, Sängerknab­en, Philharmon­ikern und acht Solisten dazu – eine Herausford­erung auch für die Aufnahmete­chnik . . .

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[ wiener staatsoper/Michael pöhn]

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