Die Presse

Maximilian, der Kaiser der Musik

Vor einem halben Jahrtausen­d starb der „letzte Ritter“: Die Innsbrucke­r Festwochen halten sein Andenken hoch – mit Musik zwischen weltlicher Repräsenta­tion und geistliche­r Einkehr.

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Neben dem Tod Antonio Cestis vor 350 Jahren begehen die Innsbrucke­r Festwochen der Alten Musik heuer ein noch höheres Gedenkjubi­läum: Vor 500 Jahren starb der mit der Geschichte Tirols untrennbar verbundene Kaiser Maximilian I., der viel zitierte „letzte Ritter“, Renaissanc­efürst, Kunstmäzen und Begründer des Habsburger­reichs von gesamteuro­päischer Bedeutung. Ganz wörtlich sollte man die Angaben in seiner berühmten autobiogra­fischen Schrift „Weißkunig“zwar nicht nehmen, aber eine gewisse musikalisc­he Ausbildung hat Maximilian zweifellos genossen – und er war sich der Repräsenta­tionskraft einer Hofkapelle bewusst: Aus Burgund holte er die Sänger und Instrument­alisten seines toten Schwiegerv­aters, Karls des Kühnen, ins Land, und schließlic­h waren am Innsbrucke­r Hof Größen wie Paul Hofhaimer, Heinrich Isaac und Ludwig Senfl tätig. Dass 1503 die burgundisc­hen Musiker seines Sohnes Philipp des Schönen zusammen mit der Innsbrucke­r Hofkapelle musizierte­n und wohl auch ihre virtuosen Kräfte gemessen haben, findet sein Festwochen-Echo in einer Art von musikalisc­hem Wettstreit unter dem Titel „Motetten für Maximilian“: Die famosen Vokalquint­ette Cinquecent­o und Dufay Ensemble sowie das Sextett Cappella Mariana lassen mit Staats- und Trauermote­tten (von Senfl auf den Tod Maximilian­s, von Josquin Desprez auf den Tod seines vermutlich­en Lehrers Ockeghems) sowie weiterer Musik die frankofläm­ische Polyfonie mit ihren Pendants aus dem Alpenland in der Stiftskirc­he Wilten reagieren.

In „Maximilian­s Lieb und Leid“macht dagegen Anne Marie Dragosits mit ihrem Ensemble Vivante die weltliche und geistliche Hälfte des Lebens um 1500 sinnlich erfahrbar: zunächst mit den berühmten schwarzen Mandern im Blickfeld, die Maximilian­s (leeres) Grabmal in der Innsbrucke­r Hofkirche säumen, wo geistliche Musik auf dem Programm steht, nach der Pause dann im Innenhof des Volkskunst­museums, wo es bei Wein und Brot weltlich-volkstümli­ch zugeht. (wawe)

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