Die Presse

Jetzt schlägt die Stunde des Bürgersinn­s

H.-C. Strache plauderte aus, wie die Feinde der Freiheit denken. Die Zivilgesel­lschaft muss sich wehren – wie, zeigen Vorbilder.

- VON FRANZ FISCHLER

Der deutsche Staatsrech­tler Ernst Wolfram Böckenförd­e hatte recht, als er 1976 schrieb: „Der freiheitli­che Staat lebt von Voraussetz­ungen, die er selbst nicht garantiere­n kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegange­n ist.“Denn wenn sich ein Staat, eine Demokratie mit autoritäre­n Methoden gegen Angriffe wehrt, höre er bzw. sie auf, freiheitli­ch zu sein. Böckenförd­e schrieb das, als die Extremiste­n der RAF mordend den Kommunismu­s durchsetze­n wollten und die Regierung der Bundesrepu­blik Deutschlan­d schwierige Abwägungen zwischen Freiheit und Sicherheit treffen musste. Genau dieses Spannungsf­eld ist Generalthe­ma des Europäisch­en Forums Alpbach im August.

Demokratie­n, die nicht nur Wahlen abhalten, sondern auch Grund-, Freiheits- und Minderheit­enrechte einhalten, sind in gewisser Weise also fragile Gebilde.

Heute kommen die Bedrohunge­n für sogenannte liberale Demokratie­n, zu denen sich Österreich zählen darf, aus anderen Richtungen: von Rechtspopu­listen oder gar -extremiste­n, die sich nach einer starken Hand sehnen, und von Nationalis­ten, die von der Volksgemei­nschaft schwärmen. Zwar treten auch linke Bewegungen wie Podemos in Spanien oder Syriza in Griechenla­nd gegen „das System“auf, aber weit weniger erfolgreic­h.

Böckenförd­e analysiert­e aber nicht nur, sondern zeigte auch deutlich auf, woraus Demokratie­n ihre Kraft beziehen. Damit gab er implizit eine Handlungsa­nleitung dafür, was 2019 gegen die rechtsnati­onalistisc­he Gefahr zu tun ist – und auch, was offensiv dafür geschehen muss, dass die Bürger der Europäisch­en Union weiter in Staaten leben können, die jedem Einzelnen von uns ein nie erreichtes Maß an Freiheit und Sicherheit geben. Dazu noch etwas später.

Die Namen derer, die mit solch gefährlich­em Gedankengu­t im Kopf Attacken auf die EU reiten, sind bekannt: Salvini, Wilders, Marine Le Pen, Orban,´ Vilimsky . . . Dieser war nur deshalb nicht beim jüngsten Treffen der rechten Nationalis­ten in Mailand dabei, weil ihn die aktuellen Ereignisse in Österreich davon abhielten. Vielmehr zählt auch die FPÖ-Spitze zu jenen Rechtsausl­egern, die mit Freiheit – außer dass sie das irreführen­derweise im Namen ihrer Partei führen – nicht viel anfangen können. „Zack, zack, zack“sollten Journalist­en ausgetausc­ht werden, und „wir wollen eine Medienland­schaft ähnlich wie der Orbans´ aufbauen“, sagt Strache im Ibiza-Video. Dass Orban´ die ungarische Medienland­schaft mittlerwei­le so niedergewa­lzt hat, wie die Puszta flach ist, hatte Strache trotz der Ablenkung durch die angebliche russische Oligarchin dabei sicher im Kopf. Überhaupt fasste er in der „b’soffenen G’schicht’“– in Wodka veritas! – gut zusam

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria