Die Evolution im Darm von Wildtieren
Forscher untersuchten die Fäkalproben von 128 Spezies.
Das Ökosystem im Verdauungstrakt von 128 unterschiedlichen Spezies verglichen Forscher der TU Wien und der Privatuni Krems gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut Tübingen. Sie wollten herausfinden, was die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Verdauungstrakt von Tieren bestimmt – und fanden Spuren der Evolution. Die groß angelegte Studie, für die Fäkalproben freilebender Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere analysiert wurden, ist in Nature Communications (16.6.) erschienen.
So wie beim Menschen hat das Ökosystem im Verdauungstrakt (Mikrobiom) auch bei Tieren eine große Bedeutung für Stoffwechsel, Immunsystem und Verhalten. Allerdings unterscheidet sich die Zusammensetzung des Mikrobioms von Tierart zu Tierart stark.
„Bisher gibt es Untersuchungen am Mikrobiom von Menschen oder auch spezielle Daten für einzelne Spezies wie etwa Ratten. Wir wollten aber viele Tierarten auswählen, die möglichst repräsentativ den gesamten Stammbaum der Wirbeltiere abdecken“, sagt der Mikrobiologe Andreas Farnleitner (TU Wien und Uni Krems). Insgesamt wurden 400 Proben von Wildtieren analysiert und 20 Mio. Gensequenzen erhoben.
Dabei zeigten sich auffallende Zusammenhänge: Viele Kleinstlebewesen im Darm haben sich über viele Millionen Jahre gemeinsam mit ihren Wirtstieren mitentwickelt. Eng verwandte Spezies, die einander am Stammbaum der Evolution nahe sind, weisen Ähnlichkeiten im Mikrobiom auf. Auch die Ernährung spielt eine Rolle, ist aber nie allein ausschlaggebend. Mit diesem Wissen soll es künftig möglich werden, fäkale Verunreinigungen in Gewässern viel genauer bestimmten Tierarten zuzuordnen. (cog)