Oliven hinter Stacheldraht
Die Gemeinde, in der das Gas vielleicht schon ab 2020 ankommen wird, heißt Melendugno. Die Kleinstadt ist kein Juwel, ebensowenig die Katastralgemeinde an der Adria, San Foca. An einem Werktag frage ich im Eissalon nach der Pipeline, der Eisverkäufer stößt Verwünschungen in drei Sprachen aus. Zu sehen ist TAP in San Foca freilich nicht, hier wird in 17 Meter Tiefe gebohrt. Schön ist der Strand mit seinen schwarzen Felsinselchen wirklich. Ich will den neuen Olivenhain sehen, in den die 211 Olivenbäume verpflanzt wurden, laut Presseaussendung von TAP „nach den modernsten agronomischen Standards“. Das ist nicht möglich, der eingezäunte Hain wird Tag und Nacht von der Polizei bewacht. Man befürchtet, die TAP-Gegner könnten mit einem Eingriff „entgegenwirken“.
An einem verregneten Abend sitze ich in der ausgedienten Multifunktionshalle, die „No TAP“von der Gemeinde Melendugno bekommen hat, und lausche ihrer Strategiesitzung. Die Plakate sind grell, die „Mafiaröhre“wird mit Ruß spuckenden Industrieschloten illustriert und mit hinter Stacheldraht geknebelten Olivenbäumen, eine Broschüre warnt vor „kahlen Wiesen“und „giftigen Dämpfen“. Ein Plakat zeigt die Adressen aller lokalen Firmen, die Aufträge von TAP ausführen.
Ein kleiner Ingenieur moderiert stehend zwei Dutzend Aktivisten. Die Diskussion wird von einer Seniorin mit Hippietuch getragen, von zwei kichernden Frauen und von der Obfrau, die in einem literarischen Hochitalienisch skeptische Einwände erhebt: „Der Bürgermeister repräsentiert eine Institution. Und unser Kampf richtet sich gegen die Institutionen.“Sie diskutieren lang, ob es „mehr Dynamik“hat, als Masse zu demonstrieren oder mit parallelen Flashmobs kleiner mobiler Gruppen.
Nachher, bei Hauswein und körnigem Käse, stelle ich ihnen einzeln meine verwunderte Frage: „Was haben Sie gegen TAP?“Ich bekomme weitere Antworten: „Gasverteiler 500 Meter von Wohnhäusern“, „uns hat keiner gefragt“, „Verschmutzung“. TAP hat gesamtitalienische Bedeutung, denn die Fünf-SterneBewegung war vor der Wahl 2018 gegen TAP, erntete in Melendugno 62 Prozent und brach das Versprechen: „Was für ein Verrat!“Dass TAP auch gesamteuropäische Bedeutung hat, macht in Melendugno niemanden gewogen: Das ist