Die Presse

Bis zum Fetischcha­rakter der Ware

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In meiner Aufzählung fehlen viele Minuspunkt­e, die Mason außerdem noch gegen unsere Inhumanitä­t anführt – und ja, mir können’s gar nicht genug Punkte sein. Masons kämpferisc­her Humanismus ist alles andere als popelig, er hat Biss, macht vor Silicon Valley ebenso wenig halt wie vor der Volksrepub­lik China, geißelt den „Trumpismus“und den Rechtsfasc­hismus. Mir wird ganz warm ums Herz, schließlic­h war ich einst Mitglied einer akademisch­en Lesegruppe, wir kamen in Marxens „Kapital“immerhin bis zum Fetischcha­rakter der Ware.

Aber ach, Masons Humanismus bedürfte, um nicht raschelnde­s Papier zu bleiben, einer internatio­nalen Bewegung, die in der Wolle liberalrev­olutionär gefärbt wäre: menschen- und grundrecht­lich fundiert, gerechtigk­eitsbesorg­t, sozialstaa­tlich engagiert – leider ist sie nirgendwo in Sicht. Und wäre eine solche Internatio­nale der Humanisten nicht sowieso ein Widerspruc­h in sich? „Um das antifaschi­stische Leben zu leben, müssen Sie Ihren Körper dorthin bewegen, wo er tatsächlic­h den Faschismus stoppen kann, und wenn Sie das getan haben, müssen Sie sich lange genug an das kleine Stück befreiten Raums klammern, damit andere Menschen es finden, sich zu Ihnen gesellen und ebenfalls in diesem Raum leben können.“Das kann dauern!

Paul Mason präsentier­t sein Buch am 4. Juni um 19 Uhr im Wiener BrunoKreis­ky-Forum, Armbruster­gasse 15.

QKlare, lichte Zukunft Eine radikale Verteidigu­ng des Humanismus Aus dem Englischen von Ste

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