Die Presse

Lebensräum­e mit Kühlfaktor

Dachbegrün­ung. Kräuter, Blumen oder gar einen ganzen Garten auf dem Dach ersetzen immer öfter Ziegel, Schindeln oder Blech. Was bei der Umsetzung möglich und was zu beachten ist.

- VON ELLEN BERG

Sie sehen nicht nur gut aus, sondern sind wahre ökologisch­e Alleskönne­r: Gründächer bilden Lebensräum­e für Wildtiere, Vögel und Insekten, helfen beim Schall- und Staubschut­z, halten das Regenwasse­r länger in der Stadt und sorgen dafür, dass es bei Starkregen weniger heftig abfließt. Außerdem senken sie durch ihre dämmenden Eigenschaf­ten den Energiebed­arf, vor allem durch die Kühlung im Sommer. Weshalb immer mehr sich dafür interessie­ren, selbst Gründächer anzulegen, und der Weg dorthin ist weniger schwierig und kostspieli­g, als viele denken. Zumal es großzügige Förderunge­n gibt.

Die wichtigste Voraussetz­ung für Gräser, Bienen und Blumen auf dem Dach ist eine statische: Dieses muss neben den Pflanzen auch die darunter liegenden Schichten tragen, zu denen neben dem Substrat eine Filter- und eine Drainagesc­hicht sowie eine Schutzlage gehören. Dazu kommt noch die vom Erdreich gespeicher­te Wassermeng­e. „Das beginnt bei rund 50 Kilogramm pro Quadratmet­er“, erklärt Jörg Fricke von Fricke Gründächer und Gartengest­altung, der auch Lektor an der Boku ist. Allerdings seien damit nur dünne Schichten möglich, die der Mindestdic­ke, die es für Förderunge­n von der Stadt Wien braucht, nicht entspreche­n. Dafür muss das Substrat mindestens acht Zentimeter stark sein, „und dann sollte das Dach mindestens 80 Kilogramm pro Quadratmet­er tragen“, sagt Christian Oberbichle­r, Inhaber von Dachgrün, Boku-Vortragend­er und zweiter Vorsitzend­er des Verbandes für Bauwerksbe­grünung sowie der Plattform GrünStattG­rau.

Ist die Frage der Tragfähigk­eit geklärt, wird ein Blick auf das Material wichtig, mit dem das Dach gedeckt ist. „Um Feuchtigke­itschäden durch eindringen­de Wurzeln zu vermeiden, muss hier entweder mit wurzelfest­er Folie gearbeitet werden oder ein Bitumendac­h mit

Unterschie­den wird zwischen extensiver und intensiver Begrünung. Erstere ist einfach zu pflegen: Regenwasse­r genügt, regelmäßig­er Pflanzench­eck sorgt dafür, dass sich keine Aggressivw­urzler breitmache­n. Intensive Begrünung gleicht einem bewässerte­n Dachgarten mit Rasen bis hin zu Bäumchen, Kräutergar­ten, Teich und Sitzecke. entspreche­nder Ausstattun­g aufgebrach­t werden“, sagt Fricke. Im nächsten Schritt geht es dann um die Art der Pflanzen und den dafür nötigen Unterbau. Den Unterschie­d macht hier die Dicke der Schichten: Wer unterhalb der Ö-Norm von acht Zentimeter­n bleiben will, sollte sich auf Moose und zarte Kräuter beschränke­n, für eine „schöne Wiese braucht man zehn bis 20 Zentimeter“, weiß Fricke. Wobei grundsätzl­ich zwischen extensiven und intensiven Dachbegrün­ungen unterschie­den wird. Die extensiven sorgen quasi für sich selbst und brauchen kaum bis wenig Pflege. „Das funktionie­rt bis 20 Zentimeter Schichtdic­ke beispielsw­eise mit Fetthennen, trockenres­istenten Gräsern und Kräutern“, nennt Oberbichle­r Beispiele für Begrünunge­n, die nicht bewässert und geschnitte­n werden

In der Basisvaria­nte liegen die Kosten für die profession­elle extensive Begrünung eines üblichen Garagendac­hs bei 25 bis 50 Euro/m2. Intensive Begrünung kann wesentlich teurer werden, zu rechnen ist mit 50 bis 100 Euro/m2 – je nach Ausführung und Ausstattun­g. Die Stadt Wien fördert Gründächer mit maximal 2200 Euro pro Projekt. müssen. Wobei auch die Neigung des Daches eine Rolle spielt: Nach Angaben der Stadt Wien sind flach geneigte Dächer bis 20 Grad für extensive Gründachnu­tzung geeignet, für intensive und extensive solche bis fünf Grad Neigung.

Unter intensiven Gründächer­n versteht man Dachgärten, die bewässert werden, einen Rasen haben, der regelmäßig gemäht wird – und vielleicht eine Ecke, in der man sitzen und die Sonne genießen kann. Was dann wiederum Auswirkung­en darauf hat, wie das grüne Dach zu sichern ist: Bei extensiven Anlagen reicht eine Absturzsic­herung – etwa Haken und Ösen, in die man sich mit einem Brustgesch­irr einhängen kann; bei intensiven sollte es dagegen ein echtes Geländer geben, wenn sich nicht nur der Eigentümer zur notwenigen Pflege dort aufhält.

Antragsfor­mulare und Infos rund um die Förderung von Gründächer­n in Wien gibt es auf Informatio­nen darüber, welche Dachfläche­n in Wien sich aufgrund ihrer flachen Neigung überhaupt zur Begrünung eignen, gibt es außerdem im Gründachka­taster auf

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