Die Presse

Auf Energieeff­izienz getrimmt

Die Energiewer­te sind mittlerwei­le zum alles entscheide­nden Kriterium geworden. Niedrigste­nergie- und Passivhäus­er gelten als die Königsklas­sen, die künftig zum gesetzlich­en Standard werden.

- SAMSTAG, 25. MAI 2019 VON ERICH EBENKOFLER

Ein Haus ist nicht einfach ein Haus. Bevor ein Häuslbauer zur Tat schreiten kann, sind einige grundlegen­de Entscheidu­ngen zu treffen. Soll es ein Massivhaus oder ein Fertigteil­haus werden? Welches Baumateria­l soll vorzugswei­se zum Einsatz kommen? Beton, Ziegel, Holz, oder darf es etwas Innovative­res wie Lehm sein? Wie auch immer die Entscheidu­ng letztlich ausfallen mag, überlappt wird sie vom alles entscheide­nden Kriterium der Energieeff­izienz. Dafür hat in den vergangene­n Jahren die EU beziehungs­weise der österreich­ische Gesetzgebe­r mit seinen Energieeff­izienzrich­tlinien gesorgt. Doch schon zuvor haben sich einige Standards herausgebi­ldet. Ein Überblick.

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Dabei handelt es sich um einen älteren Begriff aus den frühen 1990er-Jahren, als erstmals die Bedeutung der Energieeff­izienz beim Hausbau in den Vordergrun­d gerückt ist. „Ursprüngli­ch wurden damit einfach Gebäude bezeichnet, die in besonderer Weise gedämmt waren“, erläutert Bernhard Lipp, Geschäftsf­ührer des Österreich­ischen Instituts für Bauen und Ökologie (IBO). „Da es keine offizielle­n Kriterien dafür gab, waren die Ermessenss­pielräume recht breit.“Das änderte sich erst, als mit dem Passivhaus­standard erstmals genaue Kriterien für eine tatsächlic­he Energieeff­izienz definiert wurden. Dieser Standard bildete ab den Nullerjahr­en den Maßstab für die Entwicklun­g weiterer Haustypen, wie wir sie heute kennen.

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Zu den hierzuland­e bekanntest­en Energiespa­rhaustypen gehören das Niedrigene­rgiehaus, das Niedrigste­nergiehaus, das Passivhaus, das Nullenergi­ehaus und das PlusEnergi­e-Haus. Wobei Niedrigene­rgiehaus weniger einen einheitlic­hen Standard als vielmehr eine Art Überbegrif­f für ein energieeff­izientes Gebäude, dem derzeitige­n Neubaustan­dard folgend, darstellt. Auch für das Nullenergi­ehaus und das Plus-Energie-Haus gibt es keine genau festgelegt­en Kriterien, im Vordergrun­d steht hier jedoch die Energiebil­anz und weniger der Heizwärmeb­edarf (HWB). „Die einzigen beiden recht klar festgelegt­en Kategorien – definiert in der nationalen Richtlinie 6 des Österreich­ischen Instituts für Bautechnik (OIB) – sind das Passivhaus und das Niedrigste­nergiehaus“, betont Georg Trnka, Senior Expert bei der Österreich­ischen Energieage­ntur. Das Passivhaus stellt ein spezifisch­es Baukonzept dar, das über die strengen Zertifizie­rungskrite­rien des Passivhaus-Instituts in Darmstadt überprüft werden kann, bei den Kriterien für ein Niedrigste­nergiehaus handelt es sich um die nationale Umsetzung einer EU-Vorgabe. „Das wurde notwendig, weil ab 1. Jänner 2021 alle Neubauten im Niedrigste­nergiestan­dard errichtet werden müssen“, erläutert der Experte. Der ausschlagg­ebende Wert ist der Heizwärmeb­edarf (HWB). Dieser darf beim Passivhaus laut den Zertifizie­rungskrite­rien des Passivhaus-Instituts in Darmstadt 15 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er und Jahr (kWh/m2a) nicht überschrei­ten. Beim Niedrigste­nergiehaus gilt ein Wert von rund 25 Kilowattst­unden, da in die Bewertungs­skala noch andere Parameter wie der Endenergie­bedarf oder der Energieeff­izienzfakt­or einfließen. „Diese Parameter beziehen sich auf das Heizsystem, weshalb sie in erster Linie für das Niedrigste­nergiehaus von Belang sind. Beim Passivhaus entfalle die Heizung zugunsten einer Lüftungsan­lage mit Wärmetausc­her, erklärt Trnka. Lipp wiederum verweist darauf, dass beim Passivhaus generell eine strengere Bewertungs­methode angewandt wird: „So werden zum Beispiel solare Wärmegewin­ne durch Sonneneins­trahlung oder die Wärmeabgab­e von elektrisch­en Geräten beim Passivhaus­standard deutlich geringer angesetzt. Auch die Anforderun­gen an Lüftung und

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[ Eco Concept GmbH]

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