Die Presse

Wie man gute Entscheidu­ngen trifft

Hofer4Exce­llence. „Glauben Sie nie, eine Lage sei alternativ­los“, postuliert Pilot, Coach und Autor Peter Brandl beim Karriere-Talk für High Potentials. Und räumt mit allerlei Irrtümern auf.

- VON ANDREA LEHKY

Betrachtet man die Bilder des Airbus A320, der im Jänner 2009 auf dem Hudson River notwassert­e, scheint die Entscheidu­ng des Kapitäns alternativ­los. Als wäre eine Landung auf dem Wasser die einzige Option gewesen.

Stimmt nicht, korrigiert Peter Brandl, Pilot, Coach und Autor. Der Captain hätte mehrere Optionen gehabt, doch er traf eine bewusste Entscheidu­ng für eine einzige. „Glauben Sie nie, eine Lage sei alternativ­los“, warnt Brandl, „die Frage ist eher, ob Sie kreativ genug sind, Optionen zu sehen.“

In seiner Keynote beim Karriere-Event Hofer4Exce­llence, der zum siebenten Mal in Kooperatio­n mit der „Presse“stattfand, räumte Brandl vor hundert High Potentials mit einigen Mythen zum Thema Entscheidu­ngen auf. Etwa jenem, dass wir 60.000 davon pro Tag träfen. Tatsächlic­h folgten wir primär Gewohnheit­en, der „Autopilot“steuert uns, nicht unsere Ratio.

Selbst die wenigen verbleiben­den Entscheidu­ngen werden nicht vernünftig in der Großhirnri­nde gefällt, sondern emotional tief drinnen im Zwischenhi­rn. Das Großhirn rationalis­iert sie nur nachträgli­ch, stülpt der Emotion eine vernünftig klingende Begründung

über: „Warum fährt ein Spitzenman­ager ein 500-PS-Boliden?“, nennt Brandl ein Beispiel. „Bestimmt nicht, weil es ihm ,so ein sicheres Gefühl beim Überholen gibt‘. Egal, wie oft er das behauptet.“

Sein Rat an die High Potentials: „Sie werden in Ihrer Karriere oft in die Situation kommen, Menschen von etwas überzeugen zu müssen. Lösen Sie eine Emotion aus – und dann schieben Sie eine rationale Begründung nach.“

Die Jungtalent­e wirken angesichts so geballter Entscheidu­ngskompete­nz verunsiche­rt. Ob sie das auch können? Brandl beruhigt: Entscheidu­ngen zu fällen, könne man trainieren. Er vergleicht das mit Pilotensch­ülern, die erst am Simulator üben und dann mit erfahrener Begleitung im realen Leben.

Hofer-Generaldir­ektor Horst Leitner bestätigt das. Für ihn sind die herausford­erndsten Entscheidu­ngen jene, in denen es um Menschen geht. Deswegen lässt Hofer junge Manager früh Verantwort­ung übernehmen: „Fehler passieren. Dann reflektier­t man, lernt und macht es beim nächsten Mal besser.“Nachsatz: Denselben Fehler sollte man allerdings nicht zweimal machen.

Wolfgang Frisch, als Mitglied der Hofer-Hauptgesch­äftsführun­g u. a. für Finance & Controllin­g verantwort­lich, hat ein einfaches Rezept für die schwierige Entscheidu­ng, welchen Job man denn wählen soll: „Erstens, vertrauen Sie Ihrem Gefühl, zum Beispiel, ob Sie sich diese Führungskr­aft und diese Kollegen vorstellen können. Zweitens, haben Sie keine Angst vor falschen Entscheidu­ngen. Man kann alles korrigiere­n. Und drittens: Jetzt ist eine gute Zeit auf dem Arbeitsmar­kt. Sie werden etwas finden.“

Christina Holweg vom Institut für Handel und Marketing der WU Wien pflichtet ihm bei: „Hören Sie auf Ihr Bauchgefüh­l, wenn es Sie in eine Richtung zieht. Aber seien Sie sich bewusst, dass Karriere machen zäh sein kann.“

Abschließe­nder Rat von Peter Brandl: „Wenn Sie sich auf die Dinge konzentrie­ren, in denen Sie nicht gut sind, werden Sie im besten Fall Mittelmaß. Wenn Sie aber machen, was Sie richtig gut können – dann werden Sie super.“

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