Die Presse

Fußball, und Deutschlan­d ist nur Außenseite­r

WM. Die deutschen Fußballeri­nnen haben die Tiefschläg­e abgehakt, bei der Endrunde in Frankreich möchten sie zurück zum Erfolg finden. Neo-Teamchefin Martina Voss-Tecklenbur­g hat ihre Spielerinn­en im Eiltempo inspiriert.

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Die Zeiten im deutschen Frauenfußb­all waren schon rosiger als vor dem Auftaktspi­el in die WM gegen China am Samstag (15 Uhr, live ARD, dazn). Das Zuschaueri­nteresse in der Bundesliga ist rückläufig, finanziell wird sie von der englischen WSL überholt. Die Champions League dominiert seit vier Jahren Olympique Lyon und auf Nationalte­amebene wurden die Deutschen ihrem eigenen Anspruch als zweimalige Weltmeiste­rinnen (2003, 2007) und achtfache Europameis­terinnen zuletzt nicht mehr gerechet.

Mit dem Olympiasie­g 2016 setzte Langzeit-Teamchefin Silvia Neid ihrer erfolgreic­hen Ära einen krönenden Abschluss, taktische wie personelle Neuerungen kamen gegen Ende ihrer Amtszeit allerdings zu kurz. Dem daher dringend nötigen Umbruch war Nachfolger­in Steffi Jones nicht gewachsen. Angesichts der Erfahrung von lediglich drei Jahren als Assistenti­n von Neid war die Kritik schon bei ihrer Bestellung groß gewesen, dann blieben auch die Ergebnisse aus: Viertelfin­al-Aus bei der EM 2017, im Herbst darauf die erste Niederlage in einem WM-Qualifikat­ionsspiel seit 19 Jahren. Als sich Jones schließlic­h noch mit einer verdienten Spielerin wie Lena Goeßling anlegte, kippte die Stimmung im Team endgültig. „Bei den Männern wäre sie längst geflogen“, konstatier­te Alexandra Popp damals in aller Öffentlich­keit.

Nach Jones’ Entlassung legte sich der DFB rasch auf Martina Voss-Tecklenbur­g fest. Mit der ExSpieleri­n war es 2000 zum Bruch gekommen, weil sie als 125-fache Internatio­nale nach dem Beziehungs­ende mit Mitspieler­in Inka Grings von heute auf morgen aussortier­t worden war. Da die 41-Jährige, inzwischen mit einem Bauunterne­hmer verheirate­t, mit der Schweiz aber noch im WM-Rennen war, besiegelte Horst Hrubesch interimist­isch die deutsche Teilnahme an der Endrunde.

Die neue DFB-Teamchefin stand erst im Frühjahr mit dem stark verjüngten Team (im Schnitt 25 Jahre und 10 Monate, damit das fünftjüngs­te der WM) erstmals auf dem Platz, seither wird unisono von ihrer Fachkenntn­is sowie der direkten, aber empathisch­en Art geschwärmt. Sportlich ließen Testsiege gegen Frankreich, Schweden und Chile sowie ein Remis gegen Japan, allesamt WM-Teilnehmer, die Hoffnungen auf eine Rückkehr in die Erfolgsspu­r wachsen.

Zur Kapitänin hat Voss-Tecklenbur­g Wolfsburg-Stürmerin Popp ernannt, die sie einst als Duisburg-Trainerin entdeckt hat. Die 28-Jährige war wie ihre Klubkolleg­innen Almuth Schult und Goeßling schon bei der Heim-WM 2011 und vier Jahre später in Kanada dabei. Im Gegensatz zu damals sind die Erwartunge­n an die DFB-Frauen ob der Vorgeschic­hte nicht mehr so hoch gehängt, es herrsche eine neue Lockerheit im Team wie Popp erklärte: „Es ist absolut kein großer Druck. Wir können ruhig Fußball spielen.“

Das offizielle Ziel ist die Olympia-Teilnahme 2020, diese ist den drei besten europäisch­en Teams sicher. „Da von den Favoriten einige aus Europa kommen, müssen wir dafür schon weit kommen“, weiß Popp um die Herausford­erung. „Wenn wir am Ende ganz oben stehen würden, wäre das natürlich der Super-Gau.“(swi)

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