Die Presse

Störmanöve­r am Persischen Golf

Atomstreit. Irans Präsident und Außenminis­ter und auch die USA senden erste Signale der Entspannun­g aus. Der Bericht vom Abschuss einer iranischen Drohne bringt das in Gefahr.

- Von unserem Mitarbeite­r THOMAS SEIBERT

Trotz neuer Signale der Gesprächsb­ereitschaf­t des Iran und der USA im Atomstreit heizen Zwischenfä­lle am Golf die Spannungen weiter an. Washington warf den Iranern vor, eine Drohne gefährlich nahe an ein US-Kriegsschi­ff in der Straße von Hormus gelenkt zu haben. Die Drohne sei darauf zerstört worden, erklärte die USRegierun­g. Fast zur gleichen Zeit bot der Iran seine Zustimmung zu strengeren Atomkontro­llen durch die UNO an. US-Präsident Donald Trump bekräftigt­e, er wolle einen „fairen Deal“mit den Iranern.

Seit zwei Monaten lassen mutmaßlich­e iranische Angriffe auf Öltanker und andere Zwischenfä­lle die Lage eskalieren. Hinter einigen Aktionen stecken möglicherw­eise iranische Hardliner, die eine Verständig­ung ihres Landes mit den USA torpediere­n wollen. Zudem setzt sich der Iran seit einiger Zeit über Vorgaben des internatio­nalen Atomabkomm­ens von 2015 hinweg, aus dem die USA im vergangene­n Jahr ausgestieg­en sind.

Vor einigen Tagen beschlagna­hmten die iranischen Revolution­sgarden in der Straße von Hormus – der wichtigste­n Wasserstra­ße für den internatio­nalen Ölhandel – einen Tanker, der nach ihren Angaben von Schmuggler­n benutzt worden war. Die USA forderten die Herausgabe des Schiffes.

Angefacht wurden die Spannungen durch Medienberi­chte, wonach die USA zusätzlich­e Truppen in die Region verlegen wollen. Laut dem US-Sender CNN sollen 500 Soldaten zu einem Luftwaffen­stützpunkt nahe der saudischen Hauptstadt Riad geschickt werden. In der öffentlich­en Rhetorik beider Seiten wechseln sich gegenseiti­ge Drohungen mit Signalen der Mäßigung ab. Auf iranischer Seite liegt der Hauptgrund dafür in den wachsenden wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten wegen der US-Sanktionen.

Einem Bericht der Nachrichte­nagentur Reuters zufolge sind die iranischen Ölexporte – die Haupteinna­hmequelle der Islamische­n Republik – unter dem Druck der USSanktion­en auf rund 300.000 Barrel am Tag zurückgega­ngen. Vor Trumps Ausstieg aus dem Atomvertra­g waren es 2,8 Millionen Barrel pro Tag. China, bis zum Inkrafttre­ten von Trumps Sanktionen einer der wichtigste­n Käufer von iranischem Öl, rief die USA am Freitag auf, ihre Politik zu „korrigiere­n“.

Auch Trump hat ein Interesse an einer friedliche­n Lösung des Streits. Der Präsident ist ein erklärter Gegner außenpolit­ischer Abenteuer und hat seinen Wählern ein Ende der Militärein­sätze in Afghanista­n, Syrien und anderswo versproche­n. Im Juni will Trump in letzter Minute einen US-Militärsch­lag gegen den Iran gestoppt haben. Der Präsident betont, die Politik des „maximalen Drucks“werde den Iran mithilfe der Sanktionen früher oder später dazu zwingen, an den Verhandlun­gstisch zu kommen.

Ohne Gegenleist­ung der Amerikaner will die iranische Führung aber nicht verhandeln und könnte sich eine bedingungs­lose Kapitulati­on innenpolit­isch wohl nicht leisten. Präsident Hassan Rohani sagte Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron in einem Telefonat, Teheran wolle „alle Türen“zu einer Rettung des Atom-Deals von 2015 offen lassen. Rohani rief die USA aber auch auf, die Sanktionen aufzuheben.

Irans Außenminis­ter, Javad Zarif, sagte in New York, Teheran sei zur Ratifizier­ung eines Zusatzprot­okolls bereit, das der internatio­nalen Atomenergi­ebehörde IAEA mehr Rechte bei der Inspektion iranischer Atomanlage­n einräumt. Voraussetz­ung sei aber, dass die USA die Sanktionen beenden.

Die USA äußerten sich zurückhalt­end. Nach Ansicht von Experten könnte das iranische Angebot aber als Chance für einen Einstieg in einen Gesprächsp­rozess genutzt werden. Trump hat in jüngster Zeit mehrmals betont, dass er mit dem Iran ins Geschäft kommen wolle. Die wichtigste­n Forderunge­n der USA sind demnach ein endgültige­r Verzicht des Iran auf eine Atombombe sowie eine Einstellun­g der Tests ballistisc­her Raketen.

Laut einem Bericht des Magazins „Politico“denkt Trump sogar über die Ernennung des Senators Rand Paul zu seinem Iran-Gesandten nach. Trump dementiert­e, betonte aber, er höre zu, wenn Paul etwas zu sagen habe. „Politico“zufolge könnte sich Paul mit Zarif treffen, der sich derzeit zu Gesprächen am UN-Sitz in New York aufhält.

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[ AFP ]

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