Die Presse

„Das ist etwas, was die Stärke Amerikas konterkari­ert“

Deutschlan­d. Angela Merkel übte indirekt Kritik an US-Präsident Trump. Im Gegenzug verteilte sie Lob – unter anderem auch an Greta Thunberg.

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Es war eine turbulente Woche in Berlin, und es gab viel zu besprechen bei der traditione­llen Jahrespres­sekonferen­z Angela Merkels, die den Beginn der politische­n Sommerpaus­e markiert. Kurz nach ihrem 65. Geburtstag präsentier­te sich die Kanzlerin nach ihren jüngsten Personalco­ups gut gelaunt und nach mehreren Tremoratta­cken augenschei­nlich gesundheit­lich voll auf der Höhe. Ob sie ihren Rücktritt vom CDU-Vorsitz bereut habe, lautete eingangs eine Frage. Merkel hinterließ eher den Eindruck, als hätte sie sich von Ballast befreit.

Geschäftsm­äßig und mit Liebe zum Detail ratterte sie Punkt für Punkt die Regierungs­bilanz mit einem Ausblick auf den Herbst herunter, als würde ihre Koalition nicht unter den Störmanöve­rn der SPD ächzen und als würden nicht Spekulatio­nen über ein vorzeitige­s Ende kursieren. Merkel betonte die Handlungsf­ähigkeit der Regierung und die Verlässlic­hkeit der SPD-Spitze. Ihre Devise: Weiter so.

Es lägen einige Brocken vor der Regierung: der Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s, die Grundrente, ein Bürokratie-Entlastung­sgesetz. Das alles sprach sie so selbstvers­tändlich aus, als würde sie noch auf Jahre hinaus regieren. Daran, dass sie selbst bis 2021 im Amt bleiben will, ließ sie keine Zweifel.

Zuweilen erinnerte die Pressekonf­erenz an eine Zeugnisver­gabe: da eine moderate Würdigung der künftigen EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen, dort ein Kompliment für Annegret Kramp-Karrenbaue­r, die CDU-Chefin und neue Verteidigu­ngsministe­rin, und für Jens Spahn, den bei der Rochade übergangen­en Gesundheit­sminister. Lob verteilte sie indes auch an die SPD – und vor allem an „Greta“, wie sie die Klimaschut­zaktivisti­n Greta Thunberg jovial nannte. Die Regierungs­chefin bekannte sich denn auch zur CO2-Abgabe und zur Einhaltung der Klimaziele bis 2030.

Die Fragen beschränkt­en sich nicht auf Deutschlan­d, sie kreisten um die Seenotrett­ung im Mittelmeer, um Italiens Vizepremie­r und Lega-Chef Matteo Salvini und seine Kontakte nach Moskau, um den Brexit und Boris Johnson oder um den Kosovo, wo Deutschlan­d neuerdings Pflegekräf­te rekrutiert. Und am Ende kam die Sprache auch auf die Rassismusd­ebatte rund um US-Präsident Donald Trump. Sie distanzier­te sich von dessen Äußerungen über vier demokratis­che Abgeordnet­e, mit denen sie sich sogar solidarisc­h erklärte. „Das ist etwas, was die Stärke Amerikas konterkari­ert.“(vier)

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