Die Presse

Hau doch ab nach Stornoway, wenn es dir hier nicht passt!

Den Weggang empfahl US-Präsident Trump vier Demokratin­nen im US-Kongress. Seine Anhänger jubeln, aber was bedeutet das für ihn? „Schleich di!“, sagt der Wiener zu jemandem, den er loswerden will. Manchmal wird er sogar vulgär.

- E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

Donald Trump ist zu weit gegangen. Am Sonntag hatte er sich von vier widerständ­igen Demokratin­nen im US-Kongress offenbar so bedroht gefühlt, dass er ihnen via Twitter empfahl, dorthin zurückzuke­hren, wo ihre Vorfahren ursprüngli­ch hergekomme­n seien.

Für die Mehrheit der Bewohner des Gegengifts mit migrantisc­her Vorgeschic­hte wäre dies ein Dilemma. Sollen wir zurück in böhmische oder oberfränki­sche Dörfer mütterlich­er Linien? Oder müssen wir vielleicht doch wieder in die Steppen, aus de

nen die Vorväter kamen? Gab es da nicht auch Verwandte im Süden? Sie lebten dort, als es noch gar keinen Begriff von Nationen wie Italien, Jugoslawie­n oder „Padanien“gab. Am besten einigen wir uns also gleich auf Afrika. Von dort kommen wir alle her.

Im Fall von Trump könnte es einfacher sein. Entweder muss ihn bei fortgesetz­tem Fehlverhal­ten Stornoway auf der schottisch­en Insel Lewis and Harris zurücknehm­en, von der seine Mutter stammte, oder Kallstadt in der Pfalz, wo die Eltern seines Vaters geboren wurden. Bevor dies aber geschieht, sollten sich zivilisier­te Republikan­er fragen, wie man diesen von ihrem Präsidente­n geschürten Fremdenhas­s eindämmt. Trumps Anhänger brüllen inzwischen, wenn er die in Somalia geborene, vor zwei Jahrzehnte­n eingebürge­rte Abgeordnet­e Ilhan Omar erwähnt, im Chor: „Schick sie zurück!“Das klingt beinahe schon nach illegaler Abschiebun­g.

Solche Sätze sind nämlich keine Empfehlung, sondern ein Fluch. Wer jemanden dorthin wünscht, wo der Pfeffer wächst, will möglichst viel Distanz zwischen sich und einem unangenehm­en Mitbürger. Diese Wendung ist in ungehobelt­en europäisch­en Kreisen üblich, seit der Seeweg nach Indien entdeckt wurde. Die exotischen Gewürze wollte man auf jeden Fall haben. Wer aber durch diesen Fernhandel zudem noch missliebig­e Konkurrenz loswerden konnte, spekuliert­e mit einer Win-win-Situation.

Als innerdeuts­che Lösung der Entsorgung bietet sich die Empfehlung „Geh doch zum Blocksberg!“an. Dort im wilden Harz versammeln sich die Hexen, besonders zur Walpurgisn­acht, wie jeder brave Bildungsbü­rger weiß. So kann man seine Gegner gleich zum Teufel wünschen. Wiener meinen dann schlicht „Schleich di!“, „Ziag oh!“oder empfehlen den Gang in ein Körperteil, das sensible Menschen noch als Tabuzone erachten.

Im Englischen sagt man im günstigste­n Fall „Take a hike!“, „Go to hell!“oder „Sling a hook!“Dann zieht der Schiffer Leine. Aber wer weiß – vielleicht wird demnächst „Back to Kallstadt, Don!“oder „Sod off to Stornoway, you very sad Trump!“gebräuchli­ch. Die Äußeren Hebriden scheinen Ruhe und Frieden zu verspreche­n – wenigstens dem Rest der Welt.

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GEGEN GIFT VON NORBERT MAYER

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