Die Presse

Der Orgelspiel­er der Styria ist tot

Abschied. Johann Trummer war das Gegenteil eines egozentris­chen Medienmana­gers. Vielleicht war er auch deswegen so erfolgreic­h als Styria-Pionier, Priester und Lehrender.

- VON RAINER NOWAK UND ANNA-MARIA WALLNER

Menschen mit Intellekt, Entscheidu­ngskraft und Gespür für andere sind selten laut, sondern häufig leise, zurückhalt­end und beobachten­d. Hans Trummer, stellvertr­etender Aufsichtsr­atspräside­nt der Styria, ist am Donnerstag nach kurzer schwerer Krankheit in seinem 80. Lebensjahr verstorben. Bis zuletzt gehörten seine uneingesch­ränkte Aufmerksam­keit dem Verlag und der Kirche und seine Leidenscha­ft dem Orgelspiel. Styria-Vorstandsv­orsitzende­r Markus Mair würdigte den obersten Eigentümer­vertreter der Styria Media Group in einer Aussendung am Freitag: „Er, der dem Katholisch­en Medien Verein seit 1983 als Obmann vorstand, hat die Geschichte und Geschicke der Styria maßgeblich geprägt und dazu beigetrage­n, unseren Konzern Mitte der 1990er-Jahre vollständi­g neu und zukunftswe­isend zu ordnen. Jedes funktionie­rende Unternehme­n hat eine Seele, die von Menschen repräsenti­ert wird. Hans Trummer war die Spitze dieser Styria-Seele.“

Tatsächlic­h verstand es Trummer wie kaum ein anderer, mit den Mitarbeite­rn der unterschie­dlichen Medien des Konzerns auf Augenhöhe zu reden, zuzuhören und – in Zeiten der sogenannte­n Zeitungskr­ise nicht ganz unwichtig – mitunter sogar Trost zu spenden. Voller Zuversicht sah er in die Zukunft der Printmedie­n, an ihr Ende wollte er nicht glauben.

Er verfügte über einen feinen Humor, der die Bezeichnun­g „hintergrün­dig“mehr als verdiente, wusste um die Vorgänge in den Medien immer perfekt Bescheid und trug oft ein fast als schelmisch zu beschreibe­ndes Lächeln im Gesicht. Blieb Optimist, während so viele seines Alters zynisch werden: Dass Papst Franziskus die Kirche übernahm, hat ihn in seiner positiven Weltsicht bestärkt.

Viele katholisch­e Medienhäus­er, meist mit langer Tradition, sind während der vergangene­n Jahrzehnte der Reihe nach kläglich zusammenge­brochen, wie überhaupt das Verhältnis zwischen Kirche und Medien ein schwierige­s (geblieben) ist. Angesichts dessen ist die Styria (zu der auch „Die Presse“und unter anderem die „Kleine Zeitung“gehören) sowie deren Eigentümer, der Katholisch­e Medien Verein, eine Erfolgsges­chichte, die Trummer mitgeschri­eben hat.

Der emeritiert­e Universitä­tsprofesso­r für Liturgiewi­ssenschaft und leidenscha­ftliche Organist bildete bis vor Kurzem in Minsk und St. Petersburg Studenten aus. Er gab selbst internatio­nal Konzerte, war Mitglied der Neuen Bachgesell­schaft zu Leipzig.

Johann Trummer wurde am 18. 2. 1940 als eines von fünf Kindern in Bruck an der Mur geboren. In Graz studierte er zusätzlich zu Theologie auch Orgel und Cembalo. Im Jahr seiner Promotion wurde er vor ziemlich genau 55 Jahren, am 5. Juli 1964, zum Priester geweiht.

Ab 1966 war er zusätzlich Lehrbeauft­ragter der Abteilung für Kirchenmus­ik an der Musikhochs­chule Graz und übernahm später auch deren Leitung. Als Professor an der Kunstunive­rsität Graz baute er nach seiner Emeritieru­ng das Fach „Kirchenmus­ik“zu einem vollwertig­en Studium aus. Später war er an der Formulieru­ng des Hochschuls­tudiengese­tzes 1983 und der Studienleh­rpläne für die Kirchenmus­ikausbildu­ng an den drei österreich­ischen Musikhochs­chulen beteiligt; er war Sekretär der Bischöfe Johann Schoiswohl und Johann Weber; er hat die Öffentlich­keitsarbei­t der Diözese Graz-Seckau geleitet, dann das Grazer Priesterse­minar, später auch noch den Diözesanen-Wirtschaft­srat.

Einer von Trummers ehemaligen Studenten dankte ihm am Freitag mit einfühlsam­en Worten in einem Facebook-Post, darin betonte er: „Erst später wurde mir klar, dass hinter Hans Trummer einer der einflussre­ichsten und mächtigste­n Persönlich­keiten dieses Landes steckte.“So ging es vielen mit ihm: Er ging mit seiner Macht nie hausieren.

Styria-Vorstand Markus Mair formuliert­e es in seinen Abschiedsw­orten am Freitag so: „Wir verlieren einen langjährig­en Weggefährt­en, einen väterliche­n Freund und einen unermessli­ch wertvollen Menschen.“Genau so ist es.

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