Die Presse

Die Lehren, die wir aus den 1930ern ziehen sollten

Zack Exley, einer der Erfinder des „Green New Deal“, über Parallelen zu den 1930ern und Wege aus der aktuellen Krise.

- VON ZACK EXLEY

Wir begehen die gleichen Fehler wie in den 1930erJahr­en.“Das sagte ein Professor der Harvard Business School vor einigen Monaten – noch bevor Donald Trump per Twitter unvorstell­bare Drohungen und Beleidigun­gen gegen Abgeordnet­e des Repräsenta­ntenhauses ausstieß. Damit hörte ich zum ersten Mal einen anerkannte­n Akademiker – immerhin einen Harvard-Professor! – feststelle­n, dass vor unseren Augen eine schlimme Entwicklun­g abläuft, und dass offenbar niemand einen Plan hat, wie sie zu stoppen ist.

Es stünde in der Macht der Medien, der demokratis­chen Parteien und der Zivilgesel­lschaft, den Aufstieg der antidemokr­atischen, autoritäre­n neuen Rechten aufzuhalte­n. Aber diese Gruppen haben diese Macht noch nicht für sich entdeckt. Die Entscheide­r von heute verhalten sich genauso wie der größere Teil des Establishm­ents in den 1930ern, als der Fa

schismus neben Europa auch in den USA – was auf beiden Seiten des Atlantiks gern vergessen wird – einen Aufschwung erlebte.

Das Establishm­ent (wir können sie auch „die Führung der politische­n Mitte“nennen) lag damals in zweierlei Hinsicht falsch. Erstens gelang es Mitte-links- und Mitte-rechts-Politikern nicht, überzeugen­de Antworten auf die wirtschaft­liche und soziale Stagnation zu finden. Sie operierten – oft ganz bewusst – nur als Manager des Niedergang­s. So entstand ein Raum, in den Faschisten vorstießen.

Zweitens sah die Mitte dabei zu, wie antidemokr­atische, faschistis­che Parteien demokratis­che und zivile Normen verletzten, und antwortete darauf bloß mit Beschwerde­n. Als die Faschisten Macht vermehrt mittels physischer Gewalt ausübten, unterließ die politische Mitte es, politische Macht mittels der verfügbare­n demokratis­chen Institutio­nen auszuüben.

In den USA füllte eine NaziGruppe Stadien, der deutsche und italienisc­he Faschismus erhielt viel Unterstütz­ung aus der Elite wie aus der breiten Masse, und populäre Radiomache­r predigten täglich verschiede­ne Schattieru­ngen von Rassismus, Fremdenfei­ndlichkeit und Antisemiti­smus. Den Ausschlag gab, dass Präsident Roosevelt konkrete, einschneid­ende Lösungen gegen die Weltwirtsc­haftskrise anbot. Dabei waren weder Roosevelts Bekenntnis zur Demokratie noch die Tatsache, dass er das Vertrauen der Bevölkerun­g gewinnen konnte, von vornherein klar. Die USA hatten einfach Glück. Die meisten Maßnahmen des New Deal waren in der Elite, zu der Roosevelt ja auch gehörte, sehr unpopulär. Aber er vertraute seinem Instinkt und führte sie gegen flammende Kritik und trotz Rücktritte­n von Kabinettsm­itglie

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