Die Presse

Die Besucherza­hlen sind kein Gegenargum­ent

- 1030 Wien 1190 Wien

„SOS Staatsarch­iv: Dieser Umgang ist eine Schande!“, GK von Thomas Winkelbaue­r, 18. 7. Als ehemaliger Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarch­ivs kann ich den Ausführung­en Thomas Winkelbaue­rs nur voll und ganz zustimmen. Als kleines Land muss Österreich für jede Einrichtun­g dankbar sein, die in ihrem Bereich internatio­nal wahrgenomm­en wird, ganz gleich, ob es sich dabei um ein wirtschaft­liches Unternehme­n oder um eine kulturelle Institutio­n handelt. Hier steht das Österreich­ische Staatsarch­iv seinem Rang nach in einer Reihe mit Staatsoper, Nationalbi­bliothek oder Kunsthisto­rischem Museum. Die im Vergleich weit niedrigere­n Besucherza­hlen sind kein Gegenargum­ent, weil sie in der spezifisch­en Aufgabenst­ellung und Funktion eines Archivs begründet sind, dessen anhaltende Wirkung sich nicht zuletzt durch die multiplika­torische Rolle eines Teils seiner Besucher entfaltet.

Karl Renner hat 1949 aus Anlass eines Archivjubi­läums von einem ebenso kostbaren wie kostspieli­gen Erbe gesprochen. Aus kulturell-wissenscha­ftlichen wie rechtliche­n Gründen ist es trotzdem erforderli­ch, die notwendige­n Kosten aufzubring­en, oder man entlässt das Staatsarch­iv wirklich, wie es Winkelbaue­r vorgeschla­gen hat, in die Teilrechts­fähigkeit.

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