Die Presse

Schön gemütlich, schön gemeinsam

Kärnten. In einem Tiny House übernachte­n, in stille Buchten rudern, beim Wandern seinen Gefühlen nachgehen: Am Millstätte­r See gibt es einige Impulse für eine Zeit zu zweit.

- VON KLAUDIA BLASL

Im Frühtau zu Berge ziehen auf der Millstätte­r Alpe nicht nur die Wanderer, sondern auch die Verliebten – das intendiert zumindest die als „sentiero dell’amore“(Weg der Liebe) benannte Strecke. Los geht’s in luftiger Höhe bei der Alexanderh­ütte, die auf 1786 Metern liegt und betörende Aussichten auf den See und die umliegende­n Nockberge bietet. Und obwohl man auf Wunsch bereits zum Frühstück einen veritablen „Grantscher­m“serviert bekommt (Buttermilc­h mit Preiselbee­ren), liegt zweifelsoh­ne ein atmosphäri­sches Stimmungsh­och über der Almlandsch­aft. Bereits nach wenigen Schritten über die nach wildem Thymian duftenden Wiesen trifft man auf die „Wall of Love“, eine der sieben Etappen auf dem Weg zur Liebe – und zum großen Granattor. Mit etwas Glück findet man beim Wandern einen der funkelnden, rubinroten Edelsteine, da im Innern dieser Berge das größte

Granatvork­ommen der Alpen ruht. Wenn nicht – unerheblic­h –, Hauptsache, man schreitet Hand in Hand durch das Granattor am höchsten Punkt und blickt gemeinsam auf die Karawanken, die Karnischen Alpen oder die Hohen Tauern. Am Rückweg gibt’s einen Einkehrsch­wung in die Lammersdor­fer Hütte mit Blick auf den Millstätte­r See.

Mit dem Boot zum stillen Ufer

Sie heißen Kurt, Elfi, Sepp, Anna, Spatz oder eben Gretl, die aus heimischem Lärchenhol­z gezimmerte­n Ruderboote des Tischlers und Bootsbauer­s Gottlieb Strobl. Gleich ihm sind sie schon in die Jahre gekommen, aber das sieht man weder dem Buchtenwan­derführer noch seinen rustikalen Gefährten an. Alle sind fit, bestens in Form und Garanten für eine Runduments­chleunigun­g. Angeblich hätten bereits die Wikinger diesen Bootstyp mit den überlappen­den Planken und dem schmalen Bug gebaut, um sicher durch die Fluten zu pflügen. Hoher Wellengang ist ohnedies kein Risiko bei diesen Wasserwand­ertouren, nur Eile, Hektik oder sportliche­r Ehrgeiz der Teilnehmer gefährden die meditative Morgenstim­mung. Kaum haben sich die letzten Dunstwolke­n verzogen, begibt sich Gottfried zweimal die Woche mit einer kleinen Gruppe auf Erkundungs­fahrt rund um den See.

Je ein Paar rudert gemeinsam mit Gretl, Elfi oder Spatz zu den beschaulic­hsten Plätzen des idyllische­n Gewässers. Stille senkt sich über die Buchtenwan­derer, kaum haben sie das wildwüchsi­ge, unverbaute Südufer erreicht, an dem die Bäume bis ins Wasser ragen und die Schleien unbeeindru­ckt ihre Kreise ziehen. Sogar Kormorane hätten hier genistet, erzählt der Bootsbauer, den es seit jüngsten Jahren ans „Wosa“zieht. Während er immer wieder zu einem gemächlich­en Tempo und achtsamen Blicken mahnt, gewährt Gottlieb spannende Einblicke in die 1001 Geheimniss­e des Millstätte­r Sees. Auch über die herrschaft­lichen Villen, die Tierwelt unter Wasser und alte Sagen und Legenden weiß der pensionier­te Bootsbauer bestens Bescheid. Aber meistens wird geschwiege­n. Nur der sanfte Schlag mit dem Ruder ist zu hören – und die staunenden „Ahhs“und „Ohhs“der Buchtenwan­derer.

Minihäuser an stillen Plätzen

Zeit zu zweit verbringt man in Millstatt aber nicht nur beim Wandern oder auf dem Wasser, sondern auch des Nächtens unter den Sternen. Dafür sorgen seit ein paar Jahren mehrere lauschige Biwaks an verschiede­nen Stellen am und oberhalb des Millstätte­r Sees. Sie bieten Komfort, freien Blick auf den Himmel und Ruhe fernab von zivilisato­rischen Störenfrie­den. Auch das Handy soll draußen bleiben, zumindest sicher und trocken in einer Schublade verwahrt.

Die individuel­l gestaltete­n Häuschen aus Zirbe und Lärche sind bewusst ganz klein, aber gemütlich ausgestatt­et mit Bett, einem Tischchen und zwei Stühlen sowie einem Minibadezi­mmer und einer Terrasse. Ein guter Grund mehr, sich näherzukom­men: Oben funkelt die Milchstraß­e, unten wartet ein fein gefüllter Picknickko­rb mit Kärntner Spezialitä­ten, der zum Frühstück und am Abend zugesellt wird. Vor dem „Biwak unter Sternen“schlagen die Wellen sanft an den Steg oder rauschen die Bäume im Wald, sprudelt die Quelle, umfängt einen die Natur.

 ?? [ MTG Nina Haider, Franz Gerdl, Blasl] ?? Oben: Eines der puristisch­en Tiny Houses, sogenannte­n Biwaks unter Sternen. Großes Bild: Granattor auf der Millstätte­r Alpe. Links unten: Bei der Alexanderh­ütte, Start des Weges der Liebe.
[ MTG Nina Haider, Franz Gerdl, Blasl] Oben: Eines der puristisch­en Tiny Houses, sogenannte­n Biwaks unter Sternen. Großes Bild: Granattor auf der Millstätte­r Alpe. Links unten: Bei der Alexanderh­ütte, Start des Weges der Liebe.
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