Die Presse

Schläger greifen Demonstran­ten in Hongkong an

Demokratie­aktivisten sehen Verbindung zu Chinas Mafia.

- Von unserem Korrespond­enten Felix Lee

Peking/Hongkong. Sie waren maskiert, hatten weiße T-Shirts und dunkle Hosen an. Und bewaffnet waren sie mit Metallstan­gen und Holzschläg­ern. Einige Dutzend zumeist junge Demonstran­tinnen und Demonstran­ten waren am Bahnhof Yuen Long im Nordwesten der chinesisch­en Sonderverw­altungszon­e Hongkong am späten Sonntagabe­nd aus der U-Bahn gestiegen, als ein Schlägertr­upp sie attackiert­e.

Videoaufna­hmen zeigen, wie brutal vorgegange­n wurde. Ein Demonstran­t lag bereits am Boden, der Schläger trat weiter auf ihn ein. Die Angreifer schlugen mindestens 45 Personen krankenhau­sreif, sechs Menschen erlitten schwere Verletzung­en, einer von ihnen schwebte am Montag noch immer in Lebensgefa­hr.

Anwohner berichten, bei dem Schlägertr­upp habe es sich um Mitglieder der Triaden – der chinesisch­en Mafia – gehandelt, die enge Beziehunge­n zum chinesisch­en Festland pflegen. Auch der bei der Attacke verletzte Abgeordnet­e Lam Cheuk-ting machte für den Angriff die Triaden verantwort­lich und sprach von „sehr barbarisch­en Taten“. Scharf kritisiert­e er auch die Polizei. Trotz Hilferufen sei eine Sondereins­atzstaffel erst nach einer Stunde eingetroff­en. Und sie habe die Angreifer nicht festgenomm­en.

Im Auftrage der KP?

Der Demokratie­aktivist Nathan Law schrieb auf Twitter: „Schande über die Regierung.“Der Vorfall wecke Befürchtun­gen, dass sich Chinas Mafia in die politische Auseinande­rsetzung eingeschal­tet habe. Bei den Demokratie­protesten vor fünf Jahren war es zu ähnlichen Attacken gekommen. Später zeigte sich, dass Triadenmit­glieder Schlägerei­en gezielt provoziert hatten, um die Protestbew­egung zu diskrediti­eren. Dass sie im Auftrag der KP-Führung in Peking gehandelt hatten, konnte allerdings nicht eindeutig belegt werden.

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