Kambodscha schloss Pakt mit China
Militärbasis. Peking soll die Nutzungsrechte für einen Marinestützpunkt in dem südostasiatischen Land erworben haben. Es wäre Chinas zweite Militärbasis im Ausland.
Wien/Phnom Penh. China hat offenbar einen Geheimvertrag mit Kambodscha über die Nutzung einer Marinebasis abgeschlossen. Die Vereinbarung gewähre der Volksrepublik exklusiven Zugang zu einem Teil der Anlage am Golf von Thailand, berichtete das „Wall Street Journal“. Der Deal dürfte China eine Nutzung der Basis über 30 Jahre erlauben. Er werde automatisch alle zehn Jahre verlängert, zitierte das Blatt US-Beamte.
Die Volksbefreiungsarmee dürfe dort Militärpersonal stationieren, Waffen lagern, Kriegsschiffe dürften anlanden. Stimmen die Berichte, wäre es nach Dschibuti Chinas zweite Militärbasis im Ausland. Die Vereinbarung würde China die Möglichkeit geben, territoriale Ansprüche und wirtschaftliche Interessen im Südchinesischen Meer, das an den Golf von Thailand grenzt, geltend zu machen. Seit Jahren baut die Volksrepublik in der Region kleine Riffe zu regelrechten Festungen aus.
Peking beansprucht 80 Prozent des Gebiets und liegt daher mit den restlichen Anrainerstaaten im Streit. China erachtet die rohstoffreichen Gewässer in seinem Vorhof zentral für die Verteidigung seiner nationalen Sicherheitsinteressen. Washington aber sieht die freie Schifffahrt in der für den Welthandel wichtigen Region bedroht. Regelmäßig schickt das Pentagon daher Kriegsschiffe in die sogenannte chinesische Karibik. Gleichzeitig fürchten die USA, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaute militärische Vormachtstellung in Südostasien zu verlieren.
Kambodscha wies den Bericht am Montag zurück. Die Einrichtung ausländischer Militärbasen verstoße gegen die Verfassung, sagte der kambodschanische Regierungschef, Hun Sen. China ist der wichtigste Verbündete der Regierung in Phnom Penh und hat Milliarden an Entwicklungshilfe und Krediten an Kambodscha vergeben.
Das Pentagon hatte Anfang Juli in einem Brief an Kambodscha hinterfragt, warum es ein Angebot zur Reparatur der Marinebasis ausgeschlagen hatte. Das Pentagon spekulierte bereits damals, dass China einen Stützpunkt suche.
Selbstkritik in Washington
Das US-Außenministerium forderte Kambodscha am Montag auf, den Vertrag zu kündigen. Die Regierung sei seinem Volk gegenüber zu einer unabhängigen Außenpolitik verpflichtet.
Doch werde in Washington auch Selbstkritik laut, berichtet das „Wall Street Journal“: Vielleicht sei man mit Kambodscha zu harsch gewesen, habe die Menschenrechtslage zu oft kritisiert und zu wenige Anreize für die Zusammenarbeit geliefert. ( APA/Reuters/me)