Die Presse

Restpanik auf dem Rad

- VON DUYGU ÖZKAN E-Mails an: duygu.oezkan@diepresse.com

Zu

meinen nicht so schönen Erinnerung­en an den Straßenver­kehr mit meiner Teilnahme gehört jener Sonntagnac­hmittag im April, als ich mit dem Rad in Richtung Wiener Innenstadt fuhr und plötzlich durch die Frühlingsl­uft flog. Der Lenker eines (parkenden) Autos öffnete nämlich, ohne nach hinten zu sehen, seine Tür, in die ich dann reinknalle­n durfte. Aus zwei Gründen ist nichts Ärgeres passiert: Ich fuhr langsam. Er öffnete seine Autotür nicht mit voller Wucht. Etwas derartiges schon einmal erlebt habend, begleitet einen bei den täglichen Radtouren immer eine dezente Restpanik. So penibel ich auf den Straßenver­kehr achte, so hoffe ich auch jede einzelne Minute meines Weges darauf, dass ganz Wien einfach im Auto sitzen bleibt, bis ich in der Arbeit angekommen bin.

Es ist nicht lange her, da trete ich am Abend, schon nach Einbruch der Dunkelheit, mit dem Fahrrad den Nachhausew­eg an, der an einem Taxistand vorbeiführ­t. Zu dieser Stunde steht nur ein Wagen herum. Und wie ich so an dem einsamen Taxler vorbeifahr­e und innerlich säkular bete, dass der jetzt nicht auf Ideen kommt und aussteigen will, wie ich also vorbeifahr­e, versetzt mir der Fahrer den Schock der Woche. Nein, nicht, weil er die Autotür aufgemacht hat, sondern, weil er plötzlich sein halbes Bein aus dem Autofenste­r streckt, quasi mir fast in die Nase rein. Ich kann noch rechtzeiti­g ausweichen und schaue den Fahrer fassungslo­s an. Auch er erstarrt vor Schreck. „Was machen... warum... Halloo??“Was Sinnvoller­es bringe ich nicht zusammen. Er entschuldi­gt sich wortreich – und währenddes­sen hängt noch immer sein Bein aus dem Fenster runter, zum Auslüften in der lauen Sommernach­t.

Und auf einer Bank direkt neben dem Taxi sitzen zwei illuminier­te Herren, die die Szene beobachtet haben – und vor lauter Lachen mit dem Kopf fast vornüber kippen. Jetzt starren der Taxler und ich die Männer an. Einer von ihnen trägt ein Fan-T-Shirt einer Metal Band. Ihm gelingt es, nahtlos und ohne Vorwarnung vom Lachen ins Erbrechen zu wechseln. Er beschließe, den Tatort zu verlassen. Mir ist das alles zu exzentrisc­h.

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