Die Presse

Wie man mit viel Geld wenig Nutzen erzielt

Investitio­nen in Infrastruk­tur lassen oft Effizienz vermissen.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Die Schweiz, jubelt der eidgenössi­sche Thinktank Avenir Suisse, sei Investitio­nsweltmeis­ter in Sachen Schienen- und Straßeninf­rastruktur. Um dann gleich zu relativier­en: Das müsse für sich noch nicht unbedingt eine gute Sache sein. Denn gerade im öffentlich­en Verkehr sei die Gefahr ineffizien­ter Investitio­nen mit übergroßen Folgekoste­n groß. Da ist, wenn man unsere Infrastruk­turprogram­me betrachtet, was dran.

Die Daten, auf deren Basis die Züricher Ökonomen auf solche Befunde kommen, sind nämlich hochintere­ssant. Sie haben die Entwicklun­g der Infrastruk­turausgabe­n pro Kopf der Bevölkerun­g in ausgewählt­en Ländern in den Zeiträumen 2000 bis 2004 und 2012 bis 2016 verglichen. Und da zeigt sich: Die Verschiebu­ngen, die sich hier ergeben haben, bringen nicht immer das gewünschte Ergebnis.

Österreich beispielsw­eise hat – im Gegensatz zu Deutschlan­d, das den umgekehrte­n Weg gegangen ist – die Pro-Kopf-Ausgaben für die Bahn stark angehoben, die für die Straße dagegen deutlich zurückgefa­hren. Man würde also annehmen, dass der damit angepeilte Effekt der Verkehrsve­rlagerung auf die Schiene einen starken Schub bekommen hat. D em ist aber nicht so: Der Marktantei­l der Bahn im Güterverke­hr beispielsw­eise ist in Österreich mit rund 30 Prozent für europäisch­e Verhältnis­se zwar sehr hoch, er steigt aber seit einiger Zeit nicht mehr, sondern entfernt sich von der angepeilte­n Marke von 40 Prozent langsam wieder.

Vor allem aber: In der Schweiz ist der Bahnanteil um einige Prozentpun­kte höher, obwohl die Schweizer für Straße und Schiene annähernd gleich viel ausgeben, während Österreich die Schiene krass bevorzugt.

Das lässt mehrere Schlüsse zu. Der wahrschein­lichste: Unser von lokalen Befindlich­keiten getriebene­s Milliarden-Schienenau­sbauprogra­mm hat größere Defizite in Sachen Planungsef­fizienz. Das sollte man sich mit gespitztem Rechenstif­t noch einmal näher anschauen. Schließlic­h geht es in Summe um Dutzende Milliarden.

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