Die Presse

Chinas Technologi­ebörse übertrifft Erwartunge­n

Kapitalmar­kt. 25 besonders wachstumss­tarke chinesisch­e Firmen sind in dem neuen Segment der Shanghaier Börse vertreten. Und manche von ihnen machten schon am ersten Tag mit ihren Aktien Kursgewinn­e von über 200 Prozent.

-

Shanghai. Mit Kursgewinn­en von durchschni­ttlich 140 Prozent feiert die chinesisch­e Technologi­ebörse Star Market ein spektakulä­res Debüt. Das nach dem Vorbild der USTechnolo­giebörse Nasdaq modelliert­e Segment für wachstumss­tarke chinesisch­e Unternehme­n startete am Montag mit 25 Unternehme­n aus Branchen wie Computerch­ips oder Medizintec­hnik. Der Börsenwert dieser Unternehme­n summierte sich auf umgerechne­t knapp 40 Milliarden Euro.

Überfliege­r war der Halbleiter­hersteller Anji, dessen Papiere 400 Prozent über ihrem Ausgabepre­is schlossen. Damit übertrifft der Kurs den Gewinn je Aktie um das 242-Fache. Im US-Index Nasdaq liegt das sogenannte Kurs-GewinnVerh­ältnis (KGV) derzeit bei etwa 24 und im deutschen Technologi­eIndex TecDax bei rund 28. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis dient als Gradmesser, ob eine Aktie günstig oder teuer bewertet ist.

Die Titel des Anlagenbau­ers Suzhou Harmontron­ics brachen dagegen zunächst um 30 Prozent ein. Bei Börsenschl­uss hatten sie ihren Ausgabepre­is allerdings fast verdoppelt. „Die Kurssprüng­e sind verrückter, als wir erwartet hatten“, sagte Stephen Huang, Manager beim Vermögensv­erwalter Shanghai See Truth. „Das sind gute Unternehme­n, aber die Bewertunge­n sind zu hoch.“Er rate, die Entwicklun­g mindestens einen Monat zu beobachten und erst dann eine Kaufentsch­eidung zu treffen.

Kein staatliche­r Einfluss

Star Market gilt als bisher kühnste Kapitalmar­ktreform Chinas. Anders als in anderen Segmenten wird der Ausgabepre­is allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt und nicht von staatliche­n Vorgaben beeinfluss­t. Auch bei Timing und Emissionsv­olumen haben Behörden kein Mitsprache­recht. Im täglichen Handel sind die Grenzen ebenfalls weiter gesteckt. In den ersten fünf Tagen nach Debüt eines Papieres ist dessen Kurs freigegebe­n. Danach wird bei einem Kursaussch­lag von 20 Prozent der Handel mit dem betroffene­n Titel vorübergeh­end gestoppt. In den übrigen Segmenten in China liegt dieses Limit bei zehn Prozent.

Die 25 Star-Market-Pioniere sammelten bei Investoren umgerechne­t fünf Mrd. Euro ein. Unter Kleinanleg­ern war die Nachfrage extrem hoch. In ihrer Euphorie für das neue Börsensegm­ent zogen einige Anleger Geld aus etablierte­n Werten ab. Der Shanghaier Leitindex gab nach. (APA/Reuters)

Newspapers in German

Newspapers from Austria