Knapp die Hälfte unseres Landes ist mit Wald bedeckt, der damit ein wichtiger Lebens- und Arbeitsraum ist.
Forstwirtschaft.
Holz ist in Österreich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der für rund vier Prozent des heimischen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich ist. In Zahlen: zwölf Milliarden Euro, die von 300.000 Menschen erwirtschaftet werden. Und doch könnten es mehr sein, vor allem, was Forstarbeiter angeht: „Hier haben wir einen erheblichen Bedarf an klassischen Forstarbeitern, die mit der Motorsäge umgehen können, aber auch Maschinisten sind Mangelware. Wir benötigen mehr Fachkräfte in der Fläche – sprich im Wald –, um die Herausforderungen wie Windwurf, Schneebruch, Borkenkäfer zu meistern“, sagt Karl Stampfer, Leiter des Departments für Wald- und Bodenwissenschaften an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Vor allem für Forstakademiker entstünden in den nächsten Jahren vermehrt Jobs, da viele in Pension gingen.
Dass auch die Beschäftigungschancen für akademische Forstwirtschaftsabsolventen sehr gut sind, erklärt Stampfer mit der praxisnahen Ausbildung an der Boku und damit, „dass wir sehr zeitgemäße Themen abdecken. Einige der Themen sind Bioökonomie, ländliche Entwicklung, Biodiversität, Kohlenstoff im Waldboden, Waldmanagement im Klimawandel, Bergwaldbewirtschaftung und Schutz vor Naturgefahren.“Auf Ausbildungen umgelegt, bietet die Boku Bachelorstudien zu den Themen Forstwirtschaft, Umwelt- und Bioressourcenmanagement sowie Holz- und Naturfasertechnologie. In allen drei Fachrichtungen gibt es auch ein Masterstudium. Darüber hinaus beschäftigt sich „Stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe“auf Masterebene mit dem Thema Holz. Auf Englisch kann man sein Wald- und Holzwissen bei „Mountain Forestry“, „European Forestry“und „Material and thermal utilization of renewable raw materials“vertiefen.
„Das Studium Forstwissenschaften, als Bindeglied zwischen Mensch und Wald, eröffnet Wege, die über eine klassische Waldbewirtschaftung hinausgehen. So zählen beispielsweise führende Tätigkeiten in Nationalparks und auch in Umweltschutzorganisationen zum Berufsspektrum. Darüber hinaus haben die Studierenden die Möglichkeit, beispielsweise als Zivilingenieur oder in holzverarbeitenden Betrieben tätig zu werden“, erklärt Stampfer. Die aktuelle Absolventenbefragung aus dem Bereich Forst und Holz hat ergeben: Anderthalb Jahre nach Studienabschluss sind – ohne weitere Ausbildung – zwischen 74 und 81 Prozent der Boku-Abgänger Vollzeit beziehungsweise unbefristet beschäftigt. Die Erwerbsquote liegt bereits sechs Monate nach Studienabschluss bei mehr als 95 Prozent.
Das Angebot an Studien rund um die Themen Holz und Wald ist in Österreich auf zwei Standorte konzentriert. Neben der Boku in Wien bildet die Fachhochschule Salzburg am Standort Kuchl auf akademischem Level Holzexperten aus. „Da diese Studien sehr viele Themen umfassen, ist es unmöglich, sie auf allgemeiner Basis anzubieten. Breite würde sich nicht rechnen. Zudem ist es sinnvoll, die Spezialisten an einen Ort zu holen“, sagt Alexander Petutschnigg, Leiter des Studiengangs Holztechnologie und Holzbau in Kuchl. Die Absolventen finden ein internationales Betätigungsfeld vor – von Europa bis Asien, von Südamerika bis Südafrika. Bereits ab dem ersten Semester werden deshalb neben Englisch fünf weitere Fremdsprachen angeboten. „Nichtsdestoweniger ist es natürlich unser Hauptziel, die Absolventen in Europa, vor allem in Österreich und seinen Unternehmen, zu halten“, sagt Petutschnigg.
Nach dem ersten Studienjahr können sich die Studierenden spezialisieren: auf Holzbau, Holztechnologie oder Möbel- und Innenausbau. In der Vertiefung Holzbau „bilden wir Planer aus, die den Werkstoff Holz verstehen und große Konstruktionen umsetzen können“. Die Spezialisierung auf Holztechnologie beinhaltet Material- und Prozessforschung sowie Produktionsmanagement und wissenschaftliche Forschung. „Im Bereich Möbel- und Innenausbau entstehen kreative Produkte von morgen, aber auch Lebens- und Wohnkonzepte und Shopdesignideen“, sagt Petutschnigg.