Hohepriesterin der direkten Demokratie
Worüber Ulli Sima so alles abstimmen lässt.
D as Volk hat entschieden. Es wünscht keine Beduftung in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und die zuständige Wiener Stadträtin, Ulli Sima, kann sich auf die Fahnen heften, dass sie nicht einfach über die Köpfe der Fahrgäste hinweg entschieden hat.
Es ist nicht die erste Abstimmung, auf kommunaler Ebene ist Sima so etwas wie die Wiener Hohepriesterin der direkten Demokratie. So ließ sie etwa online entscheiden, wie die neuen Sprühnebelduschen auf Hydranten genannt werden – es siegte Sommerspritzer gegen Wienbrise und Regenbogenmaschine.
Vergangenes Jahr rief sie zur Abstimmung auf, ob – und wenn ja – welches Essen in der U-Bahn verboten werden soll (Wurstsemmel und Sushi standen neben Pizzaschnitte und Kebab zur Auswahl). Und vor zwei Jahren ließ sie abstimmen, ob eine neue Straßenbahnlinie in Simmering 11, 70 oder 73 heißen soll (die zugegeben schon etwas verwässerte Logik der Benennungen von Linien wurde dadurch völlig ad absurdum geführt).
Man muss Ulli Sima zugestehen, dass sie Talent darin hat, publikums- und medienwirksam Fragen zu stellen, deren Beantwortung eigentlich völlig egal ist – wenn sie, wie beim Essen in der U-Bahn, nicht sogar schon vorher geklärt waren. Es erinnert an die Pseudoentscheidungsfreiheit, die eine Mutter ihrem Kind gibt, wenn sie fragt: „Magst du mir beim Überqueren der Straße lieber die linke oder die rechte Hand geben?“