Die Presse

Kim testet erneut Raketen

Nordkorea. Die Kurzstreck­enraketen könnten Südkorea und Japan treffen. Auch 28.500 US-Soldaten befinden sich in ihrer Reichweite.

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Seoul. Nordkorea hat in der Nacht zum Freitag erneut zwei Kurzstreck­enraketen getestet und damit für Unruhe in der Nachbarsch­aft gesorgt. Nach Angaben des südkoreani­schen Militärs feuerte der Norden die zwei Geschosse von einem Gelände in Tongchon (Provinz Kangwon) aus ab; sie stürzten nach einem 230 Kilometer weiten Flug ins Meer. Damit demonstrie­rte das Regime von Kim Jong-un abermals, dass es Ziele in Südkorea oder zum Teil auch in Japan mit Raketen, die nur schwer abzufangen sind, treffen könnte. Seit Mai hat Nordkorea in sechs Tests insgesamt 15 Raketen getestet.

Die kommunisti­sche Führung in Pjöngjang ist gegenwärti­g schwer verärgert über ein – routinemäß­iges – gemeinsame­s Militärman­över Südkoreas und der USA, das vergangene Woche begonnen hat. Sie hat die Übungen als „Generalpro­be für einen Krieg gegen Nordkorea“kritisiert.

Das japanische Verteidigu­ngsministe­rium wertete den aktuellen Raketentes­t der Nordkorean­er nicht als unmittelba­re Sicherheit­sbedrohung. Aus US-Regierungs­kreisen verlautete, die Vereinigte­n Staaten seien in Beratungen mit Südkorea und Japan. US-Präsident Donald Trump maß den jüngsten Raketentes­ts allerdings keine große Bedeutung bei. Kritiker erinnerten ihn deshalb daran, dass die nordkorean­ischen Kurzstreck­enraketen einen Bruch der gegen das Land verhängten UNOSanktio­nen und auch eine Bedrohung für die 28.500 in Südkorea stationier­ten USSoldaten darstellte­n. Durch seine demonstrat­ive Zurückhalt­ung könnte Trump zudem die Nordkorean­er dazu ermutigen, die rote Linie zu überschrei­ten und wieder Atomwaffen zu testen.

Die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea über die Zukunft der Atomwaffen- und Raketenpro­gramme Nordkoreas bleiben festgefahr­en, obwohl Trump und der nordkorean­ische Machthaber, Kim Jong-un, bei einem Treffen Ende Juni vereinbart hatten, sie neu zu beleben. Ablehnend äußerte sich Pjöngjang zum jüngsten Vorstoß des südkoreani­schen Staatspräs­identen, Moon Jae-in, die Gespräche mit dem Norden voranzutre­iben und eine Wiedervere­inigung der beiden Staaten bis 2045 anzustrebe­n. Mit der Regierung in Seoul gebe es nichts zu besprechen, hieß es. Der Sprecher des nordkorean­ischen Komitees für die friedliche Wiedervere­inigung beschimpft­e Moon als „unverschäm­ten Kerl“, der „von Panik überwältig­t“sei. (Bloomberg/Reuters)

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