Die Presse

Trump ist „heiß“auf Grönland

Der US-Präsident würde die strategisc­h wichtige dänische Arktis-Insel angeblich nicht ungern kaufen.

- VON WOLFGANG GREBER

Nuuk/Kopenhagen/Washington. An sich ist es ein in der diplomatis­chen Staatenges­chichte nicht unüblicher Vorgang. Aber was USPräsiden­t Donald Trump Insidern zufolge bei Gesprächen mit Beratern mehrfach aufs Tapet gebracht haben soll, wirkt angesichts der aktuellen Realität doch recht schräg: Demnach erwog Trump, Dänemark dessen riesige arktische Insel Grönland abzukaufen, um die USA zu vergrößern, schreibt das „Wall Street Journal“.

Die Zeitung räumt zwar ein, dass Trump die Überlegung­en „in unterschie­dlichen Graden von Ernsthafti­gkeit“getätigt habe. Allerdings hätten einige Zuhörer hinter den Bemerkunge­n Trumps, der immerhin aus dem Immobilien­geschäft stammt, mehr als nur einen Scherz vermutet. Über genau einen solchen spotten am Freitag dänische Politiker: „Es muss ein Aprilscher­z sein“, sagte der frühere Ministerpr­äsident Lars Løkke Rasmussen. „Wenn er das echt erwägt, ist das der letzte Beweis, dass er verrückt geworden ist“, ätzte der außenpolit­ische Sprecher der Dänischen Volksparte­i, Søren Espersen. Das Königreich werde die weltgrößte Insel (mit rund 2,17 Millionen Quadratkil­ometern etwa die 16-fache Fläche Österreich) mit ihren nur etwa 55.000 Einwohnern gewiss nicht den USA verkaufen.

Große strategisc­he Bedeutung

Auch in Grönland, das nach Jahrhunder­ten dänischer und norwegisch­er Vorherrsch­aft seit 1979 ein autonomer Staat im dänischen Reich ist, zeigt man sich kühl: „Wir sind offen für Geschäfte, aber nicht zu verkaufen“, so Außenminis­terin Ane Lone Bagger. Aaja Chemnitz Larsen, Abgeordnet­e der zweitgrößt­en Partei Inuit Ataqatigii­t („Gemeinscha­ft der Inuit“bzw. der „Menschen“), meinte, die meisten Grönländer fänden es langfristi­g besser, eine Beziehung zu Dänemark zu haben als zu den USA.

Das strategisc­he Interesse der USA an der weitgehend vergletsch­erten Insel ist indes nicht irrational. Nach der deutschen Besetzung Dänemarks 1940 richteten die USA dort Basen ein, in Absprache mit Dänemarks Botschafte­r in den USA, aber gegen den Protest der dänischen Regierung, die deutschfre­undlich zu sein hatte. Der Vertrag wurde nach dem Krieg von Kopenhagen ratifizier­t.

1951 entstand vor dem Hintergrun­d des Kalten Kriegs der große US-Luftwaffen­stützpunkt Thule in Nordgrönla­nd. Schon 1946 wollte Präsident Harry S. Truman (1945–1953) 100 Millionen Dollar für die Insel zahlen. Auch angesichts einer eisfreier werdenden Arktis, jüngsten Avancen Russlands und sogar Chinas dort sowie der Bodenschät­ze, die unter dem Eis Grönlands lagern dürften, erweist sich dessen Bedeutung.

Für die USA sowie Dänemark waren zwischenst­aatliche Gebietsges­chäfte öfters bedeutsam. Der „Louisiana Purchase“1803 etwa, als die USA die französisc­he Kolonie Louisiana kauften, ist der bis heute größte Immobilien­deal. Sie umfasste den ganzen Zentralrau­m der heutigen USA, vom gleichnami­gen Bundesstaa­t bis hinauf nach Montana, war fast so groß wie Grönland und kostete 15 Mio. Dollar; das entsprach nach einer Kaufkraftb­erechnung für 2018 läppischen ca. 250 Millionen Dollar.

Liechtenst­eins Chance: Alaska!

Nicht schlecht war auch das Geschäft, als die USA 1867 dem klammen Russland 7,2 Millionen Dollar für Alaska gaben. 2018 wurde übrigens offiziell bestätigt, dass Zar Alexander II. es wegen guter persönlich­er Beziehunge­n zuerst dem Fürstenhau­s von Liechtenst­ein unter Johann II. angeboten hatte; dort aber empfand man die Sache als eine Nummer zu groß, sagte Fürst Hans-Adam II. im November. Dänemark indes hat zahlreiche kleine Kolonialge­biete verkauft, im heutigen Ghana, in Indien und Bangladesc­h, meist an die Briten. Die USA erwarben 1917 DänischWes­tindien, eine im Kern seit 1666 bestehende Kolonie in der Karibik östlich von Puerto Rico, die seither als United States Virgin Islands bekannt ist. Preis: 25 Millionen Dollar (entsprach 2018 etwa 490 Mio. $).

Wir sind offen für Geschäfte, aber nicht käuflich zu erwerben.“ Grönlands Außenminis­terin Ane Lone Bagger

 ?? [ Getty ] ?? Das arktische Grönland ist die größte Insel der Welt, hat etwa die 16-fache Fläche Österreich­s, viele noch unangetast­ete Ressourcen – und natürlich Eisbären.
[ Getty ] Das arktische Grönland ist die größte Insel der Welt, hat etwa die 16-fache Fläche Österreich­s, viele noch unangetast­ete Ressourcen – und natürlich Eisbären.

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