Die Presse

Auf Brautschau im Museum

Rätselspie­l. Mads Lind plant hauptberuf­lich Schatzsuch­en – die Neueste in der Albertina soll in die Monarchie zurückvers­etzen. Das Spielziel: Reich heiraten.

- VON EVA WALISCH

Hinweise, versteckt zwischen Buchseiten, die zum Weihnachts­geschenk führen: Der Däne Mads Lind wuchs mit Schatzsuch­en auf. „Ich habe einen etwas verrückten, sehr kreativen Vater“, erzählt der 44-Jährige. Dieser begann an Festtagen für den jungen Lind Rätselspie­le zu organisier­en. Heute, mehr als drei Jahrzehnte später, führt Lind das Unternehme­n „Mystery Makers“und konzipiert selbst hauptberuf­lich Schnitzelj­agden durch Museen.

„Natürlich erinnere ich mich dabei an die Schatzsuch­en meines Vaters“, erzählt er. Und augenzwink­ernd fügt Lind hinzu: „Eigentlich habe ich nur seine Ideen gestohlen, upgegradet und eine Geschichte rundherum gesponnen.“Nachdem er für den Junggesell­enabschied eines Freundes erstmals eine Schatzsuch­e organisier­te, fand er Gefallen daran. Sein Hobby machte Lind, der zuvor in einer Abteilung für Unternehme­nskommunik­ation gearbeitet hatte, 2012 zum Beruf und gründete „Mystery Makers“.

Wien als zweites Standbein

Zuerst bot Lind die Schatzsuch­en nur in seiner Heimatstad­t Kopenhagen an, seit letztem Jahr ist Wien das zweite Standbein des Unternehme­ns. Die Stadt fiel dem Dänen hierfür schnell ins Auge: „Es gibt viele Museen und die Bewohner wirken auf mich sehr begeisteru­ngsfähig für Kultur.“Mittlerwei­le seien die Rätselspie­le in Wien sogar beliebter als in Kopenhagen.

Die Schatzsuch­en stimmt Lind jeweils auf den Spielort ab. Seit Oktober des vergangene­n Jahres lösen Besucher in der antiken Kollektion des Kunsthisto­rischen Museums das „Rätsel der Sphinx“. Ab diesem Mittwoch kann man am „Ball in der Albertina“in den historisch­en Prunkräume­n auf Brautschau gehen. Das Ziel des Spiels: Als Mann vom niedrigen Rang eine möglichst wohlgebore­ne Braut zu bekommen. „Was man kauft, ist eine kurze Pause von der Realität“, so Lind.

Für das Spiel in der Albertina wagte sich Lind mit seinem Team auf Neuland: Die anderen Spiele seien logikbasie­rt, mit vielen Puzzeln und Rätseln. In der Albertina stehe nun der soziale Aspekt im Vordergrun­d. So muss man etwa miteinande­r tanzen, um zur Lösung zu gelangen, die im Parkettmus­ter verborgen liegt. Außerdem habe man erstmals versucht, humoristis­che Elemente einzubauen. „Der Humor ist ein wenig ironisch. Dänen lieben so etwas, aber auch Wiener scheinen es zu mögen.“

Mindestens vier Personen müssen an der Schnitzelj­agd teilnehmen. Am Anfang des ein- bis zweistündi­gen Spiels bekommt man eine kleine Box überreicht. Darin finden sich die Spielanlei­tung, ein Stammbaum des Adels und benötigte Requisiten aus Papier. Der Preis pro Teilnehmer beträgt 38 Euro, der Museumsein­tritt ist inkludiert. Die Gruppengrö­ße hat keine Auswirkung auf den Personenpr­eis.

Die Entwicklun­g von einem der Spiele, die keine Schnäppche­n sind, dauere Monate. 40 Mitarbeite­r seien bei „Mystery Makers“beschäftig­t – auch Historiker. Vor allem um den richtigen Grad an Komplexitä­t zu erwischen, brauche es viel Zeit. „Ein Rätsel ist dann gut, wenn es jeder lösen kann – man braucht nur unterschie­dlich lang dafür“, sagt Lind. Im Notfall gebe es einen Schummelze­ttel, um ein zu schweres Rätsel zu überspring­en. „Das passiert aber so gut wie nie.“

Die Hauptzielg­ruppe seien heute keine Polterrund­en mehr, vielmehr Freundesgr­uppen, Familien und Arbeitskol­legen. Für Kinder seien die Spiele nicht gemacht. Lind empfiehlt, dass Teilnehmer mindestens 12 Jahre alt sein sollten. „Die Spiele sind nämlich oft recht komplex“, sagt Lind.

Knifflig habe auch Linds Vater den „Ball in der Albertina“gefunden. Er flog für ein Testspiel nach Wien. Ansonsten war der Vater aber mit der Schatzsuch­e des Sohnes sehr zufrieden, erzählt Lind. Der plane bereits das nächste Rätselspie­l in Wien – dieses Mal in der Kunstkamme­r. Ab November soll man so in die Welt von Rudolf II. eintauchen können.

 ?? [ Mirjam Reither ] ?? Mads Lind kam die Idee dazu, Schatzsuch­en zu verkaufen, nachdem er einen Polteraben­d für Freunde organisier­te.
[ Mirjam Reither ] Mads Lind kam die Idee dazu, Schatzsuch­en zu verkaufen, nachdem er einen Polteraben­d für Freunde organisier­te.

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