Die Presse

Japan wird größter US-Gläubiger

Schulden. Die Vereinigte­n Staaten stehen im Ausland mit über 6,6 Billionen Dollar in der Kreide. China hält nach wie vor einen sehr großen Teil der US-Schulden.

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Washington. Mitten in den Handelskon­flikt platzt eine nicht ganz uninteress­ante Nachricht: Japan hat China als größten Gläubiger der USA abgelöst. Im Juni besaß die drittgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt amerikanis­che Staatsanle­ihen im Volumen von 1,122 Billionen Dollar. Das geht aus veröffentl­ichten Daten des Finanzmini­steriums in Washington hervor. Die von China gehaltenen Papiere hatten einen Wert von 1,112 Billionen Dollar. Unterm Strich weiteten beide Fernost-Länder ihren Bestand an Rentenpapi­eren aus.

China überrundet­e Japan als größten Gläubiger der USA erstmals im September 2008, 2017 lag zwischenze­itlich Japan wieder vorn. Der größte Teil der Schulden wird allerdings von Amerikaner­n selbst gehalten – etwa von Bundesstaa­ten und Kommunen, der Zentralban­k, Pensionsfo­nds sowie anderen institutio­nellen und privaten Anlegern.

Exportwelt­meister China legt ebenso wie Japan einen großen Teil seiner Handelsübe­rschüsse in US-Staatsanle­ihen an, die bei Investoren als sicherer Hafen gelten. Mit 3,1 Billionen Dollar besitzt die Volksrepub­lik zudem die weltweit größten Devisenres­erven.

Zuletzt war das Reich der Mitte von den USA als Währungsma­nipulator gebrandmar­kt und mit neuen Zöllen überzogen worden, die nun teilweise im Dezember in Kraft treten. Am Donnerstag hatte China schließlic­h Vergeltung­smaßnahmen in Aussicht gestellt, mit denen US-Präsident Donald Trump nun aber nicht rechnet. Vielmehr geht er von einer Einigung im Handelskon­flikt aus.

Die Grenzen der Gläubiger

Wegen der Streitigke­iten zwischen den beiden Staaten war immer wieder darüber spekuliert worden, dass die Führung in Peking einen Teil der US-Staatsanle­ihen auf den Markt werfen und so die Vereinigte­n Staaten unter Druck setzen könnte. Das würde die US-Zinsen in die Höhe treiben (weil die Kurse der Papiere dann sinken würden) und das Schuldenma­chen für die US-Regierung verteuern. Allerdings würde sich China damit auch ins eigene Fleisch schneiden, denn der Wert der im Bestand verbleiben­den Papiere würde erheblich verlieren. China will deshalb auch seine Devisenres­erven stärker diversifiz­ieren. Das kann es aber nur behutsam tun.

Der Wert aller amerikanis­chen Schuldtite­l, die vom Ausland gehalten werden, erhöhte sich zur Jahresmitt­e übrigens auf 6,636 Billionen Dollar. Damit waren die US-Bonds weiter als sicherer Hafen gefragt (siehe auch Bericht Seite 13).

„Der allgemein niedrig und negativ verzinslic­he Markt für Staatsanle­ihen macht Treasuries vergleichs­weise attraktive­r als europäisch­e und japanische Anleihen“, sagte Analyst Benjamin Jeffery vom Finanzhaus BMO Capital Markets. So liegt der Zins für die zehnjährig­e deutsche Bundesanle­ihe derzeit bei minus 0,7 Prozent, während die entspreche­nde USStaatsan­leihe rund 1,5 Prozent an Zinsen abwirft. (Reuters)

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