Für Karajan und Previn
Salzburg III. Anne-Sophie Mutter erinnerte bei ihrem umjubelten Auftritt mit dem West-East Divan Orchestra an große Wegbegleiter.
Dem vor 30 Jahren verstorbenen Herbert von Karajan verdankt Anne-Sophie Mutter den Einstieg in ihre Weltkarriere; Andre´ Previn war einige Jahre ihr Ehemann und über vier Jahrzehnte ein wichtiger musikalischer Wegbegleiter. Bei dieser Matinee im Großen Festspielhaus gedachte sie beider. Karajan widmete sie, sichtlich gerührt, die Zugabe: Bachs d-Moll-Sarabande. Von Previn führte sie das erste der beiden ihr gewidmeten Konzerte auf. Er hat es ihr zur Verlobung geschenkt und kommt darin immer wieder auf die Melodie ihres Lieblingslieds in der Kindheit zurück: „Wenn ich ein Vöglein wär’.“Im Finale bildet die Melodie den Ausgangspunkt für eine Variationenreihe von tiefer Melancholie und hohem virtuosem Anspruch. Mutter wurde ihm mit Bravour gerecht.
Auch beim Sibelius-Violinkonzert brillierte sie mit betörenden Pianissimi, perfekten Doppelgriffen, machte deutlich, was alles an dynamischen und rhythmischen Nuancen in der höllisch schweren Kadenz des ersten Satzes steckt. Mit beseelter Kantabilität breitete sie den Mittelsatz aus, ohne je in billige Sentimentalität zu fallen.
Doch selbst wenn dieses d-Moll-Konzert weniger der symphonischen Idee verpflichtet als auf solistischen Glanz zugeschnitten ist, hätte das West-East Divan Orchestra nicht so im Hintergrund bleiben müssen. Zudem hätte man sich von den Musikern vielfach klarere Artikulation und elegantere Phrasierung erwartet.
Enttäuschend der Schluss dieses Konzerts, mit dem das Orchester sein dreitägiges Gastspiel bei den Festspielen beendete. „Apotheose des Tanzes“nannte einst Richard Wagner Beethovens siebente Symphonie. Daniel Barenboim scheint an diese Idee weniger zu glauben. Er setzte vor allem auf heftig vorwärtsdrängende Attitüde und kraftvolle Akzente, ließ dem subtilen Melos des Werks kaum Platz zur Entfaltung. Eine zu einseitige Lesart. (dob)